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Technische Hilfsmittel für mehr Barrierefreiheit?

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Dennis im Rollstuhl und ein Junge mit einer Fernbedienung lassen eine Spielzeug-Drohne fliegen

Barrierefreiheit hat viele Seiten, ob es eine helfende Hand ist oder eine gebaute Rampe. Aber können auch technische Hilfsmittel Barrierefreiheit fördern oder sind das eher Spielereien mit nur kleinem Effekt?

Ich bin seit knapp elf Jahren Tetraplegiker (vom Hals abwärts gelähmt), nutze dadurch einen Elektrorollstuhl und brauche 24 Stunden am Tag jemanden an meiner Seite. Daher ist für mich jedes Stück Selbstständigkeit enorm wichtig. Doch Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit funktionieren nur, wenn Barrieren überwunden werden können.

Roboterarm = Armersatz?

Für mich ist die wichtigste Basis natürlich mein Rollstuhl, ohne den ich nichts unternehmen kann. Er ist nicht nur ein Hilfsmittel, nein, er ist mein Tor für ein soziales Leben, meine Freiheit, meine Beine – er ist ein Teil von mir. Zudem ermöglicht er mir überhaupt erst die Nutzung mancher Hilfsmittel. Beispielsweise funktioniert für mich die Bedienung eines Smartphones oder Tablets nur durch meinen Rollstuhl. So auch die Steuerung meines Roboterarms.

Durch meinen Roboterarm kann ich vieles, was ich sonst überhaupt nicht selbstständig könnte: etwas trinken, essen, etwas festhalten oder mich kratzen. Das gibt mir enorm viel Selbstständigkeit zurück! Doch er ersetzt keinesfalls eine Assistenz. Sollte ich mich mal verschlucken, kann mir der Arm nicht beim Husten helfen.

Standard-Hilfsmittel oder individuelle Lösungen?

Auf der Suche nach Hilfsmitteln lande ich zuerst oft beim Standard-Angebot. Manchmal lohnt es sich aber zu recherchieren. Bisher hatte ich zum Beispiel die in Deutschland von vielen genutzte „Standard“-Mundmaus für meinen Computer. Damit lässt sich der PC zwar sehr solide, aber stark eingeschränkt, mit nur zwei Klicks bedienen.

Im Internet habe ich dann den QuadStick gefunden, ein extra für hochgelähmte Menschen entwickelter Controller für PC und Konsolen. Er vereint PC-Maus, Spiele-Controller und einige andere Funktionen, die die PC-Bedienung deutlich erweitern und das Zocken ermöglichen. Auch das ist für mich Barrierefreiheit.

Die eingeschränkten Allzweck-Wunderwaffen: Apps

Dank Apps ist heutzutage schon vieles möglich, auch für mich. Ich kann beispielsweise bei der Arbeit ohne Begleitung den Aufzug bedienen, die Jalousien und das Licht steuern. Das Stichwort heißt hier Hausautomatisierung und ist technisch bereits standardisiert und überall einsetzbar. Viele Gebäude könnten damit ausgestattet werden, um eine selbstständige Bewegung im Haus zu ermöglichen. Insbesondere Bewegungsmelder an Türen sind kleine, aber äußerst effektive Hilfsmittel und schaffen mehr Barrierefreiheit.

Technische Entwicklungen und Apps helfen mir also, mein Leben so selbstständig wie möglich zu gestalten. Eine barrierefreie Umgebung ist allerdings die Grundvoraussetzung, um die Hilfsmittel nutzen zu können.

 

Linktipps:

Jede neue Idee kann uns näher bringen: Seht euch Dennis hier in unserem Video "Die neue Nähe" an

Technik als Motor der Inklusion? Interview mit Enno Park zum Thema „Technische Innovationen in den Lebenswissenschaften“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Neuartige Medien als Schlüssel zur Teilhabe: Neue Technik verändert den Schulalltag für Kinder mit und ohne Behinderung

Kommunikation und Teilhabe durch Technik: Der Verein Kommhelp entwickelt Hilfsmittel zur barrierefreien Kommunikation für Menschen mit Behinderung

Dennis Winkens im Rollstuhl in einem FilmstudioDennis und ein Mädchen lachen sich anDennis und Greta am Filmset, Greta macht lachend ein Victory-Zeichen mit der Hand

(Dennis Winkens )


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