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#FragtWarum

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Ein Portrait von Sascha Decker, Pressesprecher der Aktion Mensch.

Eine Grafik mit Fragezeichen, Ausrufezeichen und Infosymbol.

Viele, die in den vergangenen Tagen die Diskussion um ABA miterlebt haben, fragen sich möglicherweise: Worum geht es in dem Projekt, für dessen Förderung die Aktion Mensch gerade von einigen kritisiert wird? Ich will versuchen, das Thema aus unserer Sicht einzuordnen und die wichtigsten Fragen zu beantworten.

Worum geht es eigentlich?

Therapieangebote für Kinder mit frühkindlichem Autismus, die sich an einem bestimmten verhaltenstherapeutischen Ansatz namens ABA (Applied Behaviour Analysis) orientieren, gibt es seit vielen Jahren. Ebenfalls so alt ist die Diskussion darüber, ob ABA eine gute Vermittlung lebenspraktischer Kompetenzen sei oder eine Art von "Umerziehung". Mit den Erfolgen dieser Therapieform und der Kritik daran haben sich bereits zahlreiche Medien (Zeit, spiegel.de, NZZ) beschäftigt. Auch die Fachgruppe Therapie des Bundesverbands Autismus-Deutschland hat sich erst kürzlich mit dem Thema befasst und eine Stellungnahme dazu abgegeben.

Die Aktion Mensch fördert das Projekt "Bremer Frühfördertherapieprogramm Autismus" seit dem Jahr 2014 mit insgesamt 249.591 Euro. Die Unterstützung läuft noch bis 2017. In dem Projekt wird nach einer modifizierten Form von ABA gearbeitet.

Warum fördert die Aktion Mensch dieses Projekt, obwohl es von einigen kritisiert wird?

Die Aktion Mensch fördert Projekte, um die Teilhabe von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft voranzutreiben. Das Bremer Projekt möchte durch eine intensive Förderung der zwei- bis fünfjährigen Kinder mit frühkindlichem Autismus genau das erreichen. Nach unserer Kenntnis handelt es sich um ein wissenschaftlich anerkanntes Therapieverfahren. Die Mitarbeiter des Projektes haben uns geschildert, in welcher Ausnahmesituation sich die Kinder und ihre Eltern befinden. Die Mädchen und Jungen können ihre Bedürfnisse nur sehr schwer mitteilen, die Eltern sind mit dieser Situation häufig überfordert. Uns ist letztlich daran gelegen, dass Eltern die Wahl haben, welche Therapieform die richtige für ihr Kind ist.

Damit ist der Meinungsstreit über "richtig" und "falsch" aber natürlich noch nicht entschieden. Zu Beginn der Debatte im Herbst 2015 haben wir gesagt, dass wir uns an dieser Diskussion nicht beteiligen. Wir würden uns wünschen, dass die Diskussion zwischen den beteiligten Fachleuten fortgeführt wird: den Therapeuten, den Familien, in denen Kinder mit frühkindlichem Autismus leben und die Erfahrungen mit der Therapie haben, Autisten selbst und natürlich mit den Wissenschaftlern, die diese Therapieform anwenden und evaluieren.

Uns erreichen auch Anrufe oder Mails von Personen, die die Förderung dieses Projektes gut finden und die von ABA profitiert haben. Der Ton in der Debatte ist allerdings so rau, dass viele Beteiligte ihre Meinung nicht öffentlich sagen wollen. Manche Befürworter haben sich aufgrund persönlicher Angriffe aus der öffentlichen Debatte verabschiedet.

Habt ihr euch mit der Kritik an ABA beschäftigt?

Als es im letzten Jahr die ersten kritischen Stimmen gegen unsere Förderung gab, sind wir gerne auf das Gesprächsangebot des ABA-Kritikers Aleksander Knauerhase eingegangen. Das Gespräch hier bei uns in Bonn war intensiv und konstruktiv. Wir haben daraufhin ein zusätzliches Fachgespräch mit Kritikern, Therapeuten, Experten und betroffenen Familien organisiert. Die Ergebnisse dieses Fachgespräches sind im Aktion Mensch-Blog nachzulesen, unter dem Blogbeitrag entwickelte sich eine lebhafte Diskussion mit Befürwortern und Kritikern. Ich selbst habe das Fachgespräch als konstruktiv und fair erlebt. Falls sich einer unserer Gäste bei uns nicht wohlgefühlt hat, bedauern wir das sehr.

Eine Anmerkung noch am Ende: Konstruktive Kritik ist uns jederzeit willkommen. Der Ton in dieser Debatte ist aber zum Teil wirklich erschreckend. Beleidigungen, Unterstellungen und persönliche Angriffe finden wir nicht akzeptabel.

Links:

(Sascha Decker)


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