Ein klein wenig Unsicherheit war schon da, als Rudi Cerne zum ersten Mal seiner neuen Aufgabe als Botschafter der Aktion Mensch nachging. Als TV-Moderator und früherer Spitzensportler ist er Kameras und Schweinwerfer schon lange gewohnt. Aber Kindern mit Behinderung zu begegnen, das ist neu für ihn. Und eindrucksvoll.
Eine Tagesstätte in München, in der Kinder mit infantiler Cerebralparese (ICP, früher "Spastik" genannt) gefördert werden, war die erste Station des Botschafters. "Die Kinder kamen direkt auf mich zu. Dank ihrer Offenheit habe ich die Hemmschwelle ganz schnell überwunden", berichtet der Fernsehprofi, der für das ZDF vor allem die "ZDF SPORTreportage" und "Aktenzeichen XY" moderiert.
"Die Leidenschaft, mit der die Therapeuten hier arbeiten, ist imposant", sagt Cerne, der die Aufgabe offiziell zum 1. Januar 2014 von Jörg Pilawa übernimmt. Sehr emotional sei dieser erste Besuch gewesen: "Zu erleben, dass dies Teil der Normalität ist, das ist eine intensive Erfahrung." Dabei ist Behinderung gar kein völlig neues Thema für Cerne. Sein Vater verlor im Zweiten Weltkrieg ein Bein. Er sei ein starker Mensch gewesen, und doch habe die Familie immer gespürt, dass der Vater sich von vielen und vielem ausgeschlossen fühlte.
Sich heute für Inklusion zu engagieren, ist angesichts dieser Erlebnisse nur naheliegend. "Dass Menschen wie damals die so genannten Kriegsversehrten keine Unterstützung bekommen, das darf es in unserer Gesellschaft nie wieder geben", sagt Cerne. Deshalb musste er auch keine Minute überlegen, als die Anfrage für das Ehrenamt des Botschafters kam. "Das war selbstverständlich. Außerdem habe ich immer wieder in meinem Leben Kontrapunkte gesucht, weil ich neugierig und offen bin. Nach dem Sport, dem Sportjournalismus und dem Thema Kriminalität ist dies ein weiterer", sagt Cerne, der seine ganze Energie dafür einsetzen will, die Aktion Mensch noch bekannter zu machen. Rund 50 Mal im Jahr wird er die sonntägliche Sendung mit der Präsentation der Lotterie-Gewinner moderieren und dafür so oft wie möglich selbst Projekte besuchen, die die Aktion Mensch fördert.
Energie, Offenheit und Leidenschaft - diese Schlüsselbegriffe tauchen beim ersten Projektbesuch immer wieder auf. Hans Beyrle, Leiter der Münchner ICP-Einrichtung, nennt diese Eigenschaften "den Schlüssel zum Erfolg". Aktion Mensch-Vorstand Armin v. Buttlar wählt nicht von ungefähr ähnliche Begriffe: "Die Aufgabe als Botschafter der Aktion Mensch erfordert viel Zeit und Einsatz, und man muss sich auf die Menschen einlassen. Deshalb bin ich sehr dankbar für das Engagement und die Offenheit, mit der Rudi Cerne an die Aufgabe herangeht." Eigenschaften, die auch Gianluca und Jewgeni schnell an dem neuen Botschafter festgestellt haben. Die beiden Kinder, die in der Münchner Tagesstätte betreut werden, wollten ihn am liebsten gar nicht wieder gehen lassen.
Pressemitteilung "Neuer Aktion Mensch-Botschafter Cerne besucht Münchener Projekt"
ICP München
Interview mt Rudi Cerne: "Damit keiner mehr im Abseits steht."
(Autor: Werner Grosch)