"Wie viel Rock 'n' Roll geht mit Behinderung?", fragt die Aktion Mensch in ihrer neuen Aufklärungskampagne zum Thema Inklusion. Die Kampagne startet in dieser Woche. Ihr Titel: "Inklusion braucht Fragen".
Für manche Menschen ist der Begriff Inklusion immer noch ein "Buch mit sieben Siegeln". Andere wissen längst, dass es um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in allen Bereichen unseres Lebens geht. So oder so, Inklusion ist ein gewaltiger gesellschaftlicher Veränderungsprozess. Da dürfte noch einiges unklar sein. Zeit, um Fragen zu stellen!
Stellvertretend für viele andere Fragen zum Thema Inklusion spielt die Aktion Mensch jetzt drei provokante Fragen in die Öffentlichkeit. Dahinter stehen die Geschichten von Menschen, die von ihrem Leben berichten:
"Darf man Jungs doof finden, auch wenn sie im Rollstuhl sitzen?"
Ob sich diese Frage auch für Antonia stellt? Antonia ist zehn Jahre alt und "schon immer" mit Jannis befreundet. Die beiden verbringen viel Zeit miteinander - in der Schule und auch in ihrer Freizeit. Am liebsten spielen die beiden draußen gemeinsam mit Freundinnen und Freunden Basketball. Natürlich streiten sie sich auch ab und zu - Jannis' Behinderung spielt dabei keine Rolle.
"Kommt man auch mit Gehhilfe die Karriereleiter hoch?"
Zumindest die ersten "Stufen" auf der Karriereleiter hat Melissa (22) genommen. Gerade hat sie ihre Ausbildung zur Bürokauffrau beim Deutschen Roten Kreuz in ihrer Heimatstadt Melle erfolgreich abgeschlossen. Sie ist die einzige Mitarbeiterin mit Behinderung, eine Sonderrolle nimmt sie im Job trotzdem nicht ein - auch nicht bei ihrer großen Leidenschaft, dem Musical-Tanz.
"Wie viel Rock 'n' Roll geht mit Behinderung?"
"Verdammt viel", lautet die Antwort, wenn man Philip (28) inmitten seiner Band-Kollegen auf der Bühne sieht. Seit acht Jahren spielt er Keyboard und Schlagzeug bei der inklusiven Hamburger Formation "Station 17". Die Band zählt zehn Musiker, sechs davon mit Behinderung. Philip liebt die Musik. Deshalb machte er sie zu seinem Beruf und verdient damit sein Geld. Bei den Bandproben und bei den Live-Auftritten - über 80 im letzten Jahr - ist er in seinem Element. Selbstständigkeit steht bei ihm ganz weit oben - sowohl im Beruf als auch in seiner Freizeit.
Die Aktion Mensch gibt mit ihrer Kampagne unter dem Motto "Inklusion braucht Fragen" Denkanstöße. Selbstverständlichkeiten sollen hinterfragt und überholte Verhaltensmuster aufgebrochen werden. Denn manchmal ist es nur ein kleiner Schritt, der getan werden muss, damit Barrieren beseitigt und Menschen mit Behinderung selbstbestimmt leben können.
Wer nicht fragt ...
Neben den drei Motiven und Geschichten von Melissa, Philip, Antonia und Jannis bietet die Kampagne eine besondere Mitmach-Gelegenheit: "FrageZeichen". Die interaktive Online-Aktion lädt dazu ein, eigene Fragen zum Thema Inklusion zu stellen. Vielleicht interessieren Sie sich für einen bestimmte Aspekt der Inklusion - gemeinsamen Unterricht, persönliche Assistenz oder Gebärdensprache. Oder Sie möchten wissen, wie und wo man sich für Inklusion engagieren kann. Eventuell möchten Sie mit Ihrer Frage aber auch die Decke von einem vermeintlichen Tabuthema wie "Sexualität und Behinderung" ziehen. Alle Fragen, die von den Usern gestellt werden, können anschließend auch kommentiert werden.
Wer Fragen stellt, regt zum Nachdenken an. Und manchmal gibt es dann auch spannende Antworten, die von der Theorie zur Praxis führen. Welche Frage brennt Ihnen unter den Nägeln? Machen Sie mit und stellen Sie Ihre Frage zur Inklusion!
Finden Sie weitere Informationen zum Thema Inklusion, die Geschichten von Antonia, Jannis, Philip und Melissa in Wort und Film sowie die interaktive Aktion "FrageZeichen" unter:
www.aktion-mensch.de/inklusion
(Autor: Ulrich Steilen)