Vernetzung inklusiver Freizeitangebote in der Reviermetropole erfolgreich gestartet
Inklusion ist ein sperriger Begriff, den Menschen erst dann sinnlich erleben oder "fühlen" können, wenn Inklusion lebendig, wenn sie Wirklichkeit wird. Zum Beispiel derzeit in Dortmund. Unter dem Motto "Freizeit für Alle" ist der Ambulante Dienst der Lebenshilfe der Reviermetropole seit August mit Unterstützung der Aktion Mensch dabei, lokale Freizeitangebote zu vernetzen, damit alle sie nutzen können. Hintergrund: Menschen mit Behinderung, die im Kirchenchor singen oder Fußball spielen wollen, haben meist vor Ort nur ein sehr begrenztes Angebot und müssen dann weite Wege in Kauf nehmen. Das soll sich in drei Dortmunder Stadtteilen ändern. Um das Projekt wirklich konkret planen zu können, muss das Dortmunder Lebenshilfe-Team um Gabriele Beckmann den Begriff Inklusion immer wieder situationsbezogen neu erklären: "Vereine und Kirchen sind zwar generell für die Idee sehr offen, fragen aber immer wieder, wie kann das gehen?" Auf der anderen Seite hätten Menschen mit einer geistigen Behinderung dagegen oftmals Berührungsängste und eine ungenaue Vorstellung des Bestehenden und müssten deshalb zunächst einmal über die Angebotspalette informiert werden.
Wünsche formuliert
Entsprechend gut besucht seien die drei Auftaktveranstaltungen im Dezember gewesen. "Da waren jeweils gut 50 bis 60 Personen", berichtet Beckmann. Angebote seien vorgestellt und erste gegenseitige Wünsche formuliert worden. "Die Wünsche der Menschen mit Behinderung sind vielfältig und sehr gemischt", so Beckmann. Bei solch offenen Dialogen führt Inklusion aber auch zu neuen Ideen. "Kirchen- bzw. Stadtführungen in Leichter Sprache wären nicht nur für Menschen mit Behinderung interessant", fasst Beckmann das Potenzial einer dieser Ideen zusammen.
Gabriele Beckmann bereut es nicht, sich für die Inklusion in Dortmund auf dem Weg gemacht zu haben: "Die Offenheit der Menschen, sich auf Inklusion einzulassen, ist ein schönes Erlebnis." Damit meint sie nicht nur die Vertreter von Vereinen, Kirchen und Bildungseinrichtungen, die mitziehen, sondern lobt ausdrücklich die Bezirksbürgermeister als Bindeglieder zu vielen der mit im Boot befindlichen Akteure. Genauso schön sei es zu sehen, dass Menschen mit Behinderung im Laufe eines solchen Prozesses "sich auf einmal viel mehr zutrauen" als vorher.
Im Januar nun werden die gesammelten Wünsche und Ideen unter Einbindung aller Akteure zu einem konkreten Plan für Dortmund zusammengefasst. Daraus hofft Beckmann möglichst zügig ein Projekt entwickeln und durchführen zu können - "vielleicht weiter mit Unterstützung der Aktion Mensch".
Förderung durch die Aktion Mensch
Die Chancen dafür sind gut. Denn "Freizeit für Alle" leistet exakt die Vernetzung auf lokaler Ebene, die die Aktion Mensch mit ihrem Förderprogramm Inklusion seit April 2011 ausdrücklich anschieben möchte. Denn Deutschlands größte Förderorganisation im sozialen Bereich versteht unter Inklusion, dass jeder Mensch vollständig und gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Prozessen teilnehmen kann - und zwar von Anfang an und unabhängig von seinen individuellen Fähigkeiten, seiner ethnischen wie sozialen Herkunft, seines Geschlechts oder seines Alters. Insofern bezieht sich Inklusion auf alle Menschen.
Entsprechend bezuschusst die Aktion Mensch allein schon die Planungsphase des Inklusionsprojektes "Freizeit für Alle" in Dortmund mit 15.000 Euro. Denn auch das ist den Förderprogramm-Machern klar: Vielschichtige Vernetzungsprojekte wie das in Dortmund brauchen Vorlauf und eine auch finanziell abgesicherte, professionelle Planungsphase, sonst können sie nicht Wirklichkeit werden. Wird "Freizeit für Alle" konkret, könnte es im Rahmen des Inklusionsförderprogramms über drei Jahre mit insgesamt bis zu 250.000 Euro unterstützt werden.
Linktipps:
Das Projekt "Freizeit für Alle" der Lebenshilfe Dortmund
Die Förderprogramme der Aktion Mensch
Das Handlungsfeld "Inklusion leben: In der Freizeit" der Aktion Mensch
(Autor: Christian Schmitz)