Quantcast
Channel: Aktion Mensch-Blog
Viewing all 956 articles
Browse latest View live

Tag des Ehrenamts

$
0
0

Eine Frau schält Zwiebeln in der Küche

Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu engagieren, dabei spielt es selten eine Rolle, ob der Engagierte eine Behinderung hat oder nicht. Zum heutigen Internationalen Tag des Ehrenamtes stellen wir drei von über 23 Millionen freiwillig Engagierten vor. Wer selbst etwas für Andere tun möchte, findet übrigens in der Freiwilligendatenbank mehr als 15.000 Möglichkeiten aus ganz Deutschland.

Da ist zum Beispiel Erika Schmidt. In Netphen hat sie zusammen mit der Lebenshilfe Nordrhein-Westfalen eine Tafel gegründet, die Bedürftige kostenlos mit Lebensmitteln versorgt. Und weil es so gut anlief, hat sie einen Mittagstisch mitinitiiert, der vor allem ältere Menschen mit einer warmen Mahlzeit versorgt. Sie selbst arbeitet in einer Werkstatt der Arbeiterwohlfahrt in Siegen und engagiert sich ehrenamtlich für die Lebensmittelausgabe. Um Menschen mit Behinderung im Ehrenamt mehr Mitsprache zu geben, hat sie den Verein „Möglichkeitsdenker“ mit ins Leben gerufen. Erika Schmidt gehört zu den Menschen, die nicht warten, dass Andere sie teilhaben lassen. Sie legt einfach los und bereitet so vielen Anderen den Weg.

Einfach nur da sein

Grania Grözinger tut etwas gegen die Vereinsamung älterer Menschen in Hamburg. Sie besucht jede Woche eine ältere Dame, die kaum noch ihre Wohnung verlassen kann. Oft sehen wenig mobile Menschen nur noch die Mitarbeiter von Pflegedienst und Sozialstation. Ein ganz normaler nachbarschaftlicher Kontakt ist nicht so leicht möglich. Hier kommen Engagierte wie Grözinger ins Spiel. Sie besuchen die Hochbetagten und sind einfach nur da – zum Zuhören, Plaudern und zur Unterstützung bei kleinen Dingen wie dem Ausfüllen von Formularen. Zusammengebracht hat die beiden die AWO Stiftung Aktiv mit ihrem Projekt „Aktion Augen auf“. Und tatsächlich gehört Grözinger zu denjenigen Mitmenschen, die mit offenen Augen durchs Leben gehen und einen Blick dafür haben, wie sie Andere mit nachbarschaftlicher Wärme unterstützen können.

Engagement für die Schule

Marcel und Conny engagieren sich für ihre Schule. Sie haben beim Kölner DJK Sportverband e.V. die Ausbildung zum Sporthelfer und zum Sportassistenten in inklusiven Gruppen absolviert. Was Marcel und Conny, die Rollstuhlfahrerin ist, dazu brachte? Der Spaß am Sport und der Wunsch, dass in der Schule niemand vom Sportprogramm ausgeschlossen sein darf. Bei dem Ausbildungslehrgang haben sie gelernt, wie man Sportangebote konzipiert und natürlich auch, welche Spiele und Übungen allen Spaß machen. Zur Ausbildung gehören aber auch Erste-Hilfe-Module, die Klärung rechtlicher Fragen und die richtigen Deeskalationsstrategien, wenn es mal Zoff gibt. Danach  ging es an die praktische Umsetzung: Die beiden Abiturienten überlegten sich ein Sportprogramm, das die 5.- und 6.-Klässler an der Schule in der großen Pause machen konnten. Auch so kann freiwilliges Engagement aussehen.

 

Engagement-Angebote in Ihrer Nähe finden Sie in unserer Freiwilligendatenbank.

(Henrik Flor)


Stolz statt Vorurteile

$
0
0

Sportlerin Christiane Reppe

Blogger Raul Krauthausen treibt sich viel auf YouTube herum und zeigt auch gerne Arbeitskollegen einen tollen Videoclip. Immer öfter sieht er dort auch junge Menschen mit Behinderung, die stolz sind, statt gegen Vorurteile zu kämpfen.

In einem Lehrbuch für „Wie verhält man sich als guter Chef“ würde ich wohl als Negativbeispiel aufgeführt werden. Nicht, wenn es um die Sozialhelden-Struktur geht oder unsere Projekte, sondern wenn es ums YouTube-Videos-Gucken im Büro geht. Da bin ich wohl alleiniger Anführer in der Liste „Hey, guckt mal hier, was ich für ein Video gefunden habe“. So habe ich auch letztens erst wieder das ganze Büro vor mein Laptop gelockt, um das Video zu zeigen von einem Mädchen, das nur einen Arm hat und sich einen französischen Zopf flechtet. Einige Frauen und unser langhaariger Pressesprecher waren beeindruckt und meinten nur: „Das schaffe ich ja nicht mal mit zwei Armen!“

Junge Generation von Menschen mit Behinderung auf YouTube, Facebook und Co

Das Video war für mich ein schönes Beispiel dafür, dass es eine junge Generation von Menschen mit Behinderungen gibt, die sich nicht mehr so stark mit den Kämpfen gegen Vorurteile auseinander setzen muss/will, sondern lieber gleich per YouTube, Facebook und Co zeigt, wie ihr Leben aussieht. Wenn ich an meine Jugend denke, als ich so alt wie das Mädchen war, dann erinnere ich mich daran, dass mir meine Behinderung zum ersten Mal so richtig bewusst wurde, weil sie mich in manchen Dingen einschränkte. Ich habe nicht mehr mit anderen Kindern im Sportunterricht Fangen gespielt, sondern wurde von dem Leistungsvergleich ausgeschlossen. Auf der einen Seite hätte ich bei dem Leistungsvergleich wohl nicht gut abgeschnitten, aber auf der anderen Seite wurde ich dadurch von meinen Freunden getrennt, weil ich früher nach Hause geschickt wurde und die anderen ihre Verabredungen in den Umkleidekabinen getroffen haben. 

Zeigen, dass die Behinderung nicht alles an mir ist

In der Zeit dachte ich oft: Verdammte Behinderung, kann ich nicht irgendwie zeigen, dass sie für meine Freunde kein Problem ist? 

Vielleicht hätte ich in dem Alter auch einen YouTube-Kanal eröffnet oder irgendwas anderes gemacht, um zu zeigen, dass die Behinderung nicht alles an mir ist. Problem nur: Das Internet war noch weit weg. 

Als ich mir meiner Behinderung immer mehr bewusst wurde, dachte ich auch, dass ich gegen Vorurteile kämpfen müsste, obwohl es sie manchmal noch gar nicht gab. Ich wurde irgendwie zum Klassenclown oder auch manchmal ein bisschen arrogant, wenn mich beispielsweise Menschen auf der Straße zu lange angeschaut haben. 

Selbstbewusster Umgang mit der Behinderung

Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich habe geglaubt, dass ich als Mensch mit einer Behinderung Abwehrmechanismen entwickeln müsste, um mich nicht immer wegen Vorurteilen zu rechtfertigen oder auch manchmal zu schämen.

Jetzt sehe ich das Video von dem Mädchen mit nur einem Arm oder eine andere Frau, die sich eine Prothese aus Lego baut, an und denke nur: Wow, gehen die schön selbstbewusst damit um! Fast so, als wollten sie sagen: Ja, mir fehlt ein Bein oder Arm, aber es ist mir egal, was du denkst. Auch in meinem Freundeskreis sehe ich bei jüngeren Menschen mit Behinderungen, dass sie „lockerer“ damit umgehen als ich damals. Ob es jetzt David Lebuser ist, der mit seinen Rollstuhl auf Halfpipes herumskatet, oder Christiane Reppe, die als Handbikerin gerade alles gewinnt, was es so gibt, und sich uns auf Bildern als stolze Sportlerin präsentiert.

Vielleicht ändert sich ja doch langsam was und wir können mehr zeigen, dass wir stolze Menschen mit Behinderungen sind, statt gegen Vorteile zu kämpfen. Es wäre zumindest ein schöner Gedanke!

 

Linktipps:

Raus aus dem Mittelalter. Blogbeitrag von Raul Krauthausen darüber, wie weit die alten Zeiten noch heute in unser Unterbewusstsein reichen, wenn wir an Menschen mit Behinderungen denken

Streicheleinheiten, Schokolade und schöne Sprüche. Blogbeitrag von Marie Gronwald über Begegnungen mit Rollstuhl in der Vorweihnachtszeit

Die iNklusion ist da. Überlegungen von Raúl Krauthausen, Menschenrechte endlich mal genauso zu präsentieren wie das neueste technische Produkt

(Raúl Krauthausen)

Zukunftsvisionen, Zukunftsmissionen

$
0
0

Bunte Kreise lösen sich zu einem 'Wurm' auf. Grafik zum Zukunftskongress. Text: Inklusion2025. Der Zukunftskongress der Aktion Mensch.

Den Blick nach vorne richten, Wünsche beschreiben und Visionen entwickeln – das war das Ziel der Blog-Parade anlässlich des Zukunftskongresses INKLUSION2025. Die große Frage lautete: Wie könnte für Sie eine inklusive Zukunft im Jahr 2025 aussehen? Uns haben viele unterschiedliche und ganz persönliche Antworten auf diese Frage erreicht.

Die Aktion Mensch hat Bloggerinnen und Blogger dazu aufgerufen, auf dem eigenen Blog einen Beitrag zu veröffentlichen, in dem sie ihre persönlichen Vorstellungen der Zukunft in zehn Jahren beschreiben, einen Monat lang lief der Aufruf. Dabei ist einiges zusammen gekommen. Das Tolle daran: Jeder hat einen ganz eigenen Zugang und eine eigene Herangehensweise zu diesem Thema gefunden. Der Anlass der Blog-Parade war der Zukunftskongress INKLUSION2025, der vom 1.-3. Dezember in Berlin stattgefunden hat. Dort gab es unter anderem einen Austausch über neue Techniken, innovative Bildungsmöglichkeiten und Chancen in der Arbeitswelt. Mehr Informationen zu den Inhalten des Kongresses sind in den zwei Blog-Beiträgen Die Zukunft der Inklusion und Anstiften zum Andersdenken, zusammengefasst.

Die Beiträge zur Blog-Parade

Das Etikett der Erbsensuppe im Supermarkt mit Brailleschrift – ganz normal im Jahr 2025. Mehr Möglichkeiten und inklusive Maßnahmen für Menschen mit Sehbehinderung, so stellt sich die Bloggerin auf dem Blog "Alltag eines Blindfisch" die Zukunft in zehn Jahren vor.

Ein "Voneinander-Lernen-Tag" in der Schule, ein Rollstuhl, der nicht mehr wie ein "Therapiestuhl" aussieht und ganz normales Familienchaos: Diese Wünsche stellt der Beitrag auf dem Blog Kaiserinnenreich an das Jahr 2025. Nach dem Zukunftskongress blickt die Bloggerin Mareice Kaiser in einem weiteren Blog-Beitrag zurück auf die Eindrücke des Zukunftskongresses.

Der Beitrag auf dem Blog "Mobilista.eu" richtet den Blick auf Veränderungen in der Gesellschaft. Grundsätzliches Umdenken in den Medien, der Politik, der Kirche und der Justiz, aber auch in der Schule und bei den Nachbarn macht Inklusion erst machbar – das macht dieser Text deutlich.

Gebärdensprache als Fach an der Regelschule, wünscht sich Raul Krauthausen in seinem Blog-Beitrag zur Blog-Parade. Außerdem fordert er, dass das Wort "Inklusion" nicht nur von Menschen ohne Behinderung besetzt wird.

Robert Schedding legt den Schwerpunkt in seinem Beitrag zur Blog-Parade auf die Rolle der Sozialen Medien in Verbindung mit Inklusion. Im Zuge der Blog-Parade veröffentlicht er sogar seine Bachelor-Arbeit zu diesem Thema.

Auf dem Blog "Nimm! 2.0. Netzwerk Inklusion mit Medien" ist ein Beitrag zur Blog-Parade geschrieben worden, in denen neue Technologien und neue Entwicklungen beschrieben werden, die Menschen mit Hörbehinderung zukünftig unterstützen können. Spracherkennungsprogramme, die Live-Untertitelung in einer alltäglichen Alltagssituation ermöglichen und Gebärdendolmetschung auf dem Smartphone könnten in zehn Jahren wegweisend sein.

Der Beitrag auf der Internet-Seite "Messbares Wertemanagement" beschäftigt sich vor allem mit dem Thema "Bildung und Inklusion in der Schule".

Unser Mitarbeiter Domingos de Oliveira hat auf seinem Blog Gedanken und Eindrücke des Zukunftskongresses gesammelt. Unter anderem beschäftigt er sich mit den Chancen und Gefahren von Datensammlungen in Bezug auf Barrierefreiheit.

Eine zusätzliche, eigene Blog-Parade anlässlich des Zukunftskongresses INKLUSION2025 hat die Jugendhilfe-bewegt-berlin gestartet. Dort sind viele interessante Beiträge entstanden.

Einen ganz persönlichen Blick auf die Kongresstage, die Referentinnen und Referenten und die diskutierten Themen des Zukunftskongresses INKLUSION2025 wirft die Bloggerin "Die Mama" auf dem Stern-Blog "Alles andere als down".

Einen ausführlichen und interessanten Rückblick auf den Zukunftskongress präsentiert auch das Blog "aktuell" von "evangelisch.de".

Die Zeiten von Spenden-Formularen auf Papier scheinen gezählt zu sein, stattdessen spielen heutzutage Crowdfunding und digitale Freiwilligen-Datenbanken immer größere Rollen. Daraus schließt sich: Digitale Entwicklungen ermöglichen Zusammenarbeit und Vernetzung, so kann gemeinsames Anpacken umgesetzt werden. Der Beitrag auf dem Blog "Opentransfer" sieht deshalb optimistisch in die Zukunft.

"Auf dem Zukunftskongress habe ich zum ersten Mal einen Vorgeschmack davon bekommen, wie es sich anfühlt in einer Gesellschaft zu leben, die inklusiv gestaltet ist", heißt es auf dem Blog "Kntxt" in einem Text über den Zukunftskongress INKLUSION2025.

Die Traum-Hochzeit: Eine Vorstellung, wie ein Tag mit Robotern als Unterstützung, ausschließlich barrierefreien Transportmittel und einem Brautkleid im Jahr 2025 perfekt wäre, stellt Rollstuhlfräulein in ihrem Blog vor.

Auf dem Blog "bosbach.mobi" ist eine Interviewreihe zu dem Thema Arbeiten in zehn Jahren erschienen. Unter anderem kommen dort Wissenschaftler, Geschäftsführer und Personalfachleute zu Wort.

Carsten Dethlefs stellt seinen "inklusiven Traum" auf seinem Blog vor, in dem Menschen mit Behinderung als bereichernde und produktive Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschätzt werden.

Auf dem Daimler-Blog blickt Anne Becker zurück auf den Zukunftskongress und berichtet von ihren Erlebnissen und Eindrücken. Sie kommt zu dem Schluss, dass es an uns liegt, die Zukunft in die Hand zu nehmen: "Ich bin optimistisch, die Technik und der aktuelle Zeitgeist bieten uns so viel Chancen wie noch nie, es liegt an uns, diese richtig zu nutzen! Ganz wie der Slogan von Aktion Mensch sagt: Schon viel erreicht, noch viel mehr vor!".

Auf dem Blog "Granaton" ist ein Interview erschienen, das auf dem Zukunftskongress INKLUSION2025 entstanden ist. Interviewpartner ist Christian Münch, Intergrationsberater für die Südwestliche Industrie- und Handelskammer Hagen. Er spricht über Chancen und Entwicklungen von Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt.

Wibke Ladwig blickt auf ihrem Blog "Sinn und Verstand Kommunikationswerkstatt" zurück auf den Zukunftskongress INKLUSION2025. Ein besonderes Fazit: "Es wurde viel gelächelt auf diesem Kongress".

Auch auf unseren Blog sind viele Beiträge zu den Themen rund um den Zukunftskongress INKLUSION2025 veröffentlicht worden:

Arbeitswelt von morgen

Mobile Innovationen

Technik als Motor von Inklusion?!

Gib dich nicht mit weniger zufrieden!

INKLUSION2025 - Ein Blick in die Zukunft

Räumchen, Räumchen, wechsel dich

Das Ende der Blog-Parade ist gleichzeitig der Startschuss, um mit großen Schritten Richtung inklusiver Zukunft zu gehen. Wie diese aussehen kann, haben viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihren Blogs beschrieben. Lasst uns jetzt anfangen und aktiv mitgestalten! Denn: Die Zukunft beginnt jetzt.

Wie bereits im Text erwähnt, lief zur gleichen Zeit eine weitere Blogparade zum Thema Inklusion des Blogs Jugendhilfe-bewegt-berlin, an der wir mit diesem sowie den beiden Blog-Beiträgen zum Zukunftskongress teilgenommen haben.

Weitere Teilnehmerinen und Teilnehmer dort:

www.zollondz-kommunikation.de

http://inklusionsfakten.de/

http://mampel.wordpress.com/

www.sozialvernetzer.de

http://blog.inklusive-entwicklung.de/

www.einmischen.com/

(Redaktion )

Hier packt jeder mit an

$
0
0

Weihnachtskrippe mit Krippenfiguren und leuchtendem Stern

Ein Weihnachtsmarkt, der ganz und gar von Freiwilligen geschmissen wird? Das ist seit 27 Jahren Tradition in Berlin-Kladow. Die Erlöse gehen vollständig an Jugendprojekte vor Ort. Wie man 100 Engagierte koordiniert und dabei adventlich-gelassen bleibt, verrät der Leiter Oliver Jonas.

In dem alten grünen Bauwagen sorgt der Gasofen für wohlige Wärme. Hier, im improvisierten Markt-Büro, sitzt Gisela Peter und zählt Geld. Eben kamen die Losverkäuferinnen rein und leerten ihre Portemonnaiesüber dem Tisch. Wenig später will auch der DLRG-Mann, der heute Bratwürste verkauft, seine Einnahmen loswerden.

Gisela Peter war lange Schriftführerin der Cladower Dorf Union, die nun schon zum 27. Mal den Kladower Christkindlmarkt organisiert. An jedem zweiten Adventswochenende ist die Ruheständlerin zur Stelle und behält die Einnahmen akribisch im Blick. Und das, weil es hier in Kladow gerade nicht um Kommerz und gekauftes Advents-Gefühl geht. Für Gisela Peter zählt jeder Euro, weil der komplette Gewinn an Kinder- und Jugendeinrichtungen in der Umgebung fließt. So konnten die Engagierten aus dem Überschuss des letzten Jahres die Laufräder der Kita Eichhörnchenbande ersetzen, die im Sommer geklaut wurden. Die Junge Wasserrettung der DRK bekam Übungsmaterial und ein lokales Berufsqualifizierungsprojekt einen Bildschirm für die Schulungen.

Jedes Jahr mehr als 100 Ehrenamtliche mobilisiert

Insgesamt 49 Stände mit Kunsthandwerk, Winterkleidung oder regionalen Spezialitäten reihen sich auf dem Imchenplatz aneinander. Dazu präsentieren sich Freiwillige Feuerwehr, THW und DLRG. Mit der Lage direkt an der Havel ist es der vielleicht am schönsten gelegene Weihnachtsmarkt in Berlin. In jedem Fall ist es der Einzige, der jedes Jahr mehr als 100 Ehrenamtliche mobilisiert und so zur lokalen Institution geworden ist. Einige ehemalige Kladower kommen Jahr für Jahr aus Lübeck oder Hamburg angereist, um mit dabei zu sein.

Für Oliver Jonas, den Vereinsvorsitzenden und Verantwortlichen des Spektakels, beginnen die Vorbereitungen bereits im August. Dann zurrt das Kernteam den Aufbauplan fest, später kontaktiert Schatzmeisterin Sabine Tucholl die Standnehmer. Oliver Jonas holt sämtliche Genehmigungen ein: für die Lebensmittelausgabe, die Umleitung im Ortskern, das Veranstalten der Tombola und, und, und … Dieses Jahr blieb es bis zum Schluss spannend: „Ein wenig haben wir schon geschwitzt, weil die entscheidende Genehmigung auch nach zwei Monaten noch nicht da war. Gestern, als der Markt schon in vollem Gang war, hatte ich sie dann im Briefkasten …“, berichtet der angehende Geotechniker.

Höhepunkt des Adventswochenendes

Eine Stunde noch, dann soll der Weihnachtsmann auf einem Polizeiboot über die Havel gefahren kommen und beim Weihnachtsmarkt anlanden. Für die vielen Kinder ist es der Höhepunkt des Adventswochenendes. Damit alles reibungslos läuft, ist Jonas in Kontakt mit der Polizei und Feuerwehr, die sich diesen Spaß nicht nehmen lassen.

Oliver Jonas, Sabine Tucholl und viele der hundert Freiwilligen sind seit Freitagfrüh auf den Beinen, haben Stände aufgebaut, Kabel gezogen, die Bühne aufgebaut. Erschöpfung ist trotzdem keine zu erkennen. Oliver Jonas: „Das Schöne ist immer, wenn man merkt: Hier funktioniert es einfach. Jeder packt mit an, jeder denkt mit, jedes Problem ist schnell gelöst.“ So sehen die Kladower auch entspannt dem Abbau entgegen – und der wird sie noch bis tief in die Nacht auf Trab halten, am 2. Advent, mit dem einmaligen Blick über die Havel.

 

Weitere Möglichkeiten, sich in der Weihnachtszeit und danach zu engagieren, finden Sie in der Freiwilligendatenbank.

Besucher an einem MarktstandMarktstände an der HavelEin Chor auf einer BühneKinder an einem GlücksradZwei Freiwillige in einem VerkaufsstandMarktstand mit LichterdekorationGlühweinstand mit LeuchtreklameFreiwillige auf dem Kladower Weihnachtsmarkt

(Henrik Flor)

Begegnung beim Kochen

$
0
0

Ein Mann rührt in einer Schüssel, zwei Frauen schauen ihm dabei zu

Das Projekt „Über den Tellerrand kochen“ bringt Flüchtlinge mit Einheimischen zusammen. Beim gemeinsamen Kochen kommt man ins Gespräch, lernt sich kennen und schätzen. Ninon Demuth, Mitinitiatorin des Projekts, erzählt im Interview, warum sie das Wort „Asyl“ nicht mag und wie man mit einem Kochbuch 100.000 Menschen mobilisiert.

Über den Tellerrand kochen“ heißt euer Projekt. Was genau macht ihr?

Wir bringen Menschen, die in Deutschland Asyl suchen und solche, die schon lange oder immer hier leben, zusammen – und zwar, indem sie gemeinsam kochen. Ziel ist es, die Menschen hinter dem Begriff „Asyl“ sichtbar zu machen und Kontakte, Bekanntschaften, Freundschaften entstehen zu lassen.

Wieso funktioniert das so gut über das Kochen?

Gemeinsames Kochen verbindet einfach. Man steht zusammen in der Küche, schnippelt, brät, backt und würzt exotische Gerichte. Die Rezepte bringen die Flüchtlinge mit. Dazu erfährt man ganz viel über deren Heimat. Dann isst man gemeinsam, redet weiter, lernt sich kennen, manchmal entsteht noch mehr daraus. 

Noch vor den ersten Kochabenden habt ihr ein Kochbuch herausgebracht. Was hat es damit auf sich?

Das war im Grunde der Anfang des gesamten Projekts. Ich hatte zusammen mit Bontu, Gerrit und Caro einen Gründer-Wettbewerb mitgemacht. Dort hatten wir acht Wochen Zeit, um ein konkretes Projekt umzusetzen.

Hinter dem Kochbuch steht die gleiche Idee wie bei den Kochabenden: Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammenbringen, zeigen, wie gemeinsames Kochen funktioniert, und Berührungsängste abbauen.

Wir sind dann zum Oranienplatz gefahren, wo damals ein Protestcamp von Flüchtlingen stand, haben die Leute dort angesprochen und saßen kurze Zeit später mit Hassan aus Ghana an seinem Gaskocher und legten los. Das war das erste Rezept, das wir für das Kochbuch hatten. Neben dem Rezept erzählen wir auch immer die Geschichte des Menschen, der dahinter steht.

Erreicht ihr damit nicht vor allem diejenigen, die ohnehin offen sind und keine Vorurteile gegenüber Flüchtlingen haben?

Sowohl das Kochbuch als auch die Kochabende sind qualitativ sehr aufwendig gestaltet und sollen auch diejenigen ansprechen, die sich für das Kochen und vielleicht gar nicht so sehr für das Thema Migration interessieren. Wir platzieren das Thema dann quasi durch die Hintertür.

Aber es gibt auch ganz anders motivierte Teilnehmer: Leute, die sich angesichts der vielen schrecklichen Nachrichten aus aller Welt ohnmächtig fühlen und froh sind, wenn sie die Gelegenheit bekommen, konkret in ihrer Nachbarschaft etwas zu tun.

Was habt ihr noch in Berlin auf die Beine gestellt?

Derzeit bauen wir eine Community auf. Es finden regelmäßig offene Treffen statt, zu denen jeder kommen kann. Wenn zum Beispiel ein Flüchtling Ärger mit der Verwaltung hat, soll er hier Leute finden, die helfen können. Die Gruppe selbst bestimmt, was bei den Treffen passiert. Oft hat das natürlich mit Kochen zu tun. So sind wir schon ins Umland gefahren und haben dort zusammen Käse hergestellt. Später soll es solche Communities in ganz Deutschland geben.

Jenseits von Berlin habt ihr jetzt schon eine Lawine ins Rollen gebracht …

Ja! Im Juli dieses Jahres haben wir deutschlandweit einen Aufruf gestartet: „Trefft euch mit Flüchtlingen, kocht gemeinsam oder macht andere Aktionen, lernt euch kennen! Wir unterstützen euch dabei!“ An die 100.000 Menschen haben wir in ganz Deutschland damit erreicht. Wir haben dann vor Ort Leute und Organisationen recherchiert, die mit Flüchtlingen in Kontakt sind, und mit Interessierten zusammengebracht.

Was treibt dich persönlich an?

Ich koche gerne, ich reise gerne und mir macht es viel Spaß, ganz unterschiedliche Leute kennenzulernen. Deshalb passt „Über den Tellerrand kochen“ ziemlich perfekt. Ich habe selbst gemerkt, was für tolle Begegnungen beim Kochen entstehen können. Das will ich mit vielen teilen.

 

Ninon Demuth, 25, studiert Biotechnologie an der Technischen Universität Berlin. Derzeit pausiert das Studium, damit sie sich ganz ihrem Projekt „Über den Tellerrand kochen“ widmen kann.

Ab Mitte Dezember wird das Buch „Rezepte für ein besseres Wir“ im Buchhandel erhältlich sein.

 

Weitere Möglichkeiten, sich für Flüchtlinge zu engagieren, finden Sie in unserer Freiwilligendatenbank

Sechs junge Menschen mit Kochschürzen lachen in die Kamera

(Henrik Flor)

Der lange Weg zum FSJ

$
0
0

Ein junger Mann mit Rollstuhl sitzt an einem Schreibtisch mit Computer

Bei allen Schwierigkeiten, eine passende Stelle zu finden: Das Freiwillige Soziale Jahr lohnt sich auch für junge Menschen mit Behinderung.

Wer denkt, nach dem Schulabschluss sei das Schlimmste vorbei, was gescheiterteInklusion angeht, der merkt schnell: Jetzt fängt es erst so richtig an. Nach meinem Abitur wollte ich auf keinen Fall gleich an die Uni, sondern erst mal arbeiten und Erfahrungen sammeln. Ich entschied mich für ein Freiwilliges Soziales Jahr, d.h. man arbeitet ein Jahr ehrenamtlich in einer sozialen Einrichtung oder bei einem sozialen Träger. Naiverweise dachte ich, dass es eben wegen diesem sozialen Hintergrund leichter sein sollte, eine Stelle zu bekommen. Also verschwieg ich die Behinderung nicht und erläuterte sie in allen Anschreiben. Nach vielen Vorstellungsgesprächen und noch mehr Bewerbungen wurde mir die Problematik klar: All diese Einrichtungen haben verstärkt mit Menschen mit Behinderung zu tun, allerdings nicht als Mitarbeiter, sondern als pflegebedürftige Kunden und Bewohner. Und als so jemanden sah man mich auch meistens. So rein theoretisch glaubte man mir schon, wenn ich sagte, ich hätte keine Einschränkung beim Arbeiten und könnte mich selbstständig in der Einsatzstelle bewegen, aber in der Realität sah man mich immer als Pflegefall an und dachte, ich würde das Team zusätzlich belasten.

Eine Behinderung hat auch Vorteile

Ein großes Problem besteht tatsächlich darin, dass die meisten Einsatzstellen darauf ausgelegt sind, dass man körperlich stark belastbar ist. Man hilft im Rettungsdienst aus, trägt Patienten durch die Gegend oder arbeitet in Pflegeheimen. Doch eben nicht in allen. Es gibt auch viele Stellen, wo es darauf ankommt, etwas zu organisieren. Und eine solche fand ich dann auch. Dort erkannte man, dass eine Behinderung auch Vorteile hat. Ich kann mich besser in Menschen hineinversetzen, vor allem, wenn sie in irgendeiner Form auf Hilfe angewiesen sind. Ich habe weniger Vorurteile, begegne Neuem mit Offenheit und Toleranz und kann flexibel mit Hürden und Hindernissen umgehen.

Nicht von Hindernissen abschrecken lassen

Wer es sich vorgenommen hat, ein FSJ zu machen, der sollte sich von solchen Hindernissen nicht abschrecken lassen. Bleibt dran, es lohnt sich. Ich habe gelernt, nicht aufzugeben, und habe eine tolle Stelle bei einem großen Wohlfahrtsverband gefunden. Ich erhielt dort gute Einblicke in die Arbeitswelt, lernte viel Neues und erfuhr, mit welchen Problemen man im späteren Berufsleben als Mensch mit Behinderung wohl auch zu kämpfen hat. Das Beste an dem Ganzen ist, man lernt so viele neue Leute kennen, und plötzlich dreht es sich nicht mehr um einen selbst, sondern man trägt Verantwortung für andere und dafür, dass man seine Arbeit richtig macht.

 

Linktipps:

Bufdis mit Behinderung. Blogbeitrag von Ulrich Steilen über Einsatzmöglichkeiten im Bundesfreiwilligendienst für Menschen mit Behinderung

Abenteuerlustig sollte man schon sein. Interview im Blog von Stefanie Wulff mit Kay Lieker, der über das Programm „weltwärts“ ehrenamtlich in Thailand arbeitet

(Luisa Eichler)

Geschnuppert und geblieben

$
0
0

Anna Gieraths am Computer

Abiturientin Anna Gieraths schnupperte während eines achtmonatigen Praktikums in die Arbeit bei der Aktion Mensch hinein. Es gefiel ihr so gut, dass sie blieb.

Anna Gieraths ist eine der „Youngster“ bei der Aktion Mensch. Die 21-Jährige hatte im November 2013 einen Praktikumsplatz im Marketing ergattert. In diesem Bereich zu arbeiten, war und ist ihr berufliches Ziel. „Mich reizt das Kreative daran, die Möglichkeit, sich immer wieder etwas Neues auszudenken und die eigenen Ideen zu verwirklichen“, erzählt sie. Nach dem Abitur fand die junge Frau aus Remagen am Rhein zunächst keine passende Ausbildungsstelle und begann eine einjährige Berufsqualifizierung am Friedrich-List-Berufskolleg in Bonn-Bad Godesberg. „Auf der Suche nach einem Praktikum für diese Qualifizierung bin ich im Internet auf die Aktion Mensch gestoßen“, erzählt Anna Gieraths. Nach Praktika in verschiedenen Kölner Werbeagenturen wollte sie „mal ein bisschen in die Arbeit bei einem sozialen Unternehmen hineinschnuppern“. Dass sie gleich ganz da bleiben würde, hatte sie allerdings anfangs nicht gedacht.

Neugierig darauf, Neues kennenzulernen

Bis sie zur Aktion Mensch kam, beschäftigte sich die Abiturientin kaum mit Themen wie Behinderung oder Inklusion. „Aber ich hatte keine Berührungsängste, sondern war im Gegenteil neugierig darauf, etwas Neues kennenzulernen“, sagt sie. Während ihres achtmonatigen Praktikums lernte sie die Organisation und ihre Förderprojekte dann genau kennen und war sehr überrascht über die Vielfalt der Aktivitäten. „Ich hätte nie gedacht, dass die Aktion Mensch so viele Förderprojekte hat und so unterschiedliche Initiativen unterstützt“, erzählt Anna Gieraths. Einen Teil ihres Praktikums machte sie in die Pressearbeit der Lotterie, dort recherchierte sie Daten und Fakten zu den Förderprojekten, die als Grundlage für Pressemeldungen oder Blogbeiträge dienten. Sie nahm an Teamsitzungen teil, bekam einen Einblick in das Fördersystem der Aktion Mensch und deren Zusammenarbeit mit Verlagen und Zeitschriften. Über zwei Förderprojekte (Links siehe unten) bloggte sie selbst.

Traumjob im Blick

„Es war jeden Tag etwas anderes und alles sehr abwechslungsreich“, zieht die 21-Jährige eine Bilanz ihres Praktikums. Auch die Arbeitsatmosphäre mochte sie: „Mir hat sofort gefallen, dass hier ein offenes und freundliches Verhältnis zueinander herrscht“, erzählt sie. „Man hat als Anfängerin keine Angst, auf jemanden zuzugehen und um Hilfe zu bitten.“

Ihre positiven Erfahrungen haben Anna Gieraths davon überzeugt, bei der Aktion Mensch zu bleiben. Seit August 2014 macht die ehemalige Praktikantin eine zweijährige Ausbildung zur Büromanagerin im Bereich Lotterie/Finanzen. „Ich freue mich, dass ich hier bleiben kann“, sagt sie. Sie lernt gerne Neues. Ihren Traumjob im Marketing behält sie derweil im Blick. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

 

Linktipps:

Vom Seminargebäude zum Ort der Erholung. Blogbeitrag von Anna Gieraths zum Förderprojekt Kupferhof

Lieblingsstück maßgeschneidert. Blogbeitrag von Anna Gieraths zum Förderprojekt Nähwerk

Hausmeister XXL. Porträt von Carmen Molitor über Klaus Deichelmann, den Leiter Organisation der Aktion Mensch

Zwischen Briefkastenonkel und Kampagnenmacher. Blogbeitrag von Carmen Molitor über Christian Schmitz, den früheren stellvertretenden Pressesprecher der Aktion Mensch

Glücksfee ohne Casting. Porträt von Carmen Molitor über Angela Hofmeister, früher TV-Glücksfee in „Der große Preis“ und heute Hüterin des Aktion Mensch-Logos

Beraten statt bedrängen. Blogbeitrag von Carmen Molitor über Stephan Weltring, der das Callcenter der Aktion Mensch vor 15 Jahren neu aufgebaut hat

(Carmen Molitor)

Frohe Weihnachten

$
0
0
Bisher versinken wir noch nicht im Schnee und den Traum "Weiße Weihnacht" müssen wir wohl an den meisten Orten ins nächste Jahr verschieben. Trotzdem möchten wir Ihnen mit einer besonderen Interpretation des Klassikers "Schneeflöckchen, Weißröckchen" ein frohes Fest wünschen. Und wer weiß, vielleicht fällt ja hier und da doch noch eine kleine Schneeflocke.

Lisa Ulrich interpretiert den Weihnachtsklassiker in Gebärdensprache – mit Weihnachtsmütze und vor dem Tannenbaum der Aktion Mensch. Ein Förderprojekt von uns liefert dazu den passenden Gesang mit Klavierbegleitung. In dem inklusiven Chor aus Aachen machen Erwachsene und Jugendliche mit und ohne Behinderung unter dem Motto "Singen – Alle zusammen" gemeinsam Musik. Umgesetzt wird dieses Projekt durch die Zusammenarbeit des Vinzenz-Heims und der Katholischen Hochschule NRW.

Mit diesem Video wünschen wir Ihnen allen ein wunderschönes Weihnachtsfest!

Sehen Sie auch das Video zu diesem Beitrag

(Redaktion )


Danke, Rudi!

$
0
0
Seit einem Jahr begleitet uns Rudi Cerne als ehrenamtlicher Botschafter – wir sagen danke!

Der Fernsehmoderator und ehemalige Leistungssportler Rudi Cerne blickt auf das erste Jahr seiner ehrenamtlichen Botschafter-Tätigkeit zurück. Während dieser Zeit erlebte er viele spannende und emotionale Momente – unter anderem in zwölf, von der Aktion Mensch geförderten, sozialen Projekten. Bei seinen Besuchen im Münchner Restaurant „Conviva“, dem Hotel „INNdependence“ in Mainz, der Wohnschule des St. Vincenzstifts in Rüdesheim oder zahlreichen weiteren Einrichtungen begegnet er Menschen vor Ort, die tagtäglich versuchen, die Gesellschaft immer inklusiver werden zu lassen. Er ist überzeugt davon, dass alle gleichberechtigt teilhaben können: „Die Inklusion soll so weit vorangetrieben werden, dass sie bald zur Normalität wird.“

Rudi, danke für ein wundervolles Jahr und die gemeinsame Zusammenarbeit, der du dich mit großer Empathie widmest und freuen uns auf die Zukunft mit dir als ehrenamtlichem Aktion Mensch-Botschafter.

 

Sehen Sie auch das Video zu diesem Beitrag

(Redaktion )

Was wünschst Du Dir?

$
0
0
Was wünschst Du Dir im Jahr 2015? Das haben wir ganz unterschiedliche Menschen gefragt, unter anderem eine Lotterie-Teilnehmerin, Blogger, Mitarbeiter und unseren Vorstand. Dabei heraus kamen interessante, nachdenkliche und unterhaltsame Antworten.
 

Ich wünsche mir im Jahr 2015 weniger Vorurteile, zum Beispiel in der Disco: "Oh wie schön, dass du trotzdem feiern gehst!" Und gute Vorsätze - wie jedes Jahr: mehr für die Uni tun!!!! Außerdem (obwohl ich Bochum liebe) mehr aus der Stadt rauskommen. Ich freue mich auf die nächste Städtetour!"

 

"Ich wünsche mir, dass wir mit JAM! noch mehr Leute erreichen und freue mich auf verrückte Aktionen mit Kübra! Mein ganz persönliches Ziel ist es dieses Jahr surfen zu lernen, mal sehen, ob das klappt. Und auf Reisen muss ich natürlich auch! Per Anhalter Richtung Süden oder eine ausgiebige Kanutour. Mindestens!

JAM-Moderatoren Kübra Sekin und Christian Loß sitzen nebeneinander und lachen.

Melanie Pukallus räumt die Waschmaschine ein.

Ich bin 30 Jahre alt und wohne mit meiner Tochter Pia  (2 Jahre) erst seit kurzer Zeit in der begleiteten Elternschaft in dem neuem Haus der Lebenshilfe Frankfurt/Oder. Ich wünsche mir für 2015 einen Neuanfang mit meiner Tochter. Ich möchte lernen, wie ich mich noch besser um sie kümmern kann. Ich habe nun endlich meine eigenen vier Wände. Hier kann ich lernen, mich allein um meinen Haushalt zu kümmern. Ich möchte an vielen Veranstaltungen teilnehmen und neue Freunde kennenlernen.

Ich plane einen schönen Urlaub auf der Insel Fuerteventure mit meiner Familie und möchte sportlich wieder etwas aktiver werden – im letzten Jahr war ich ziemlich träge. Mein größter Wunsch für 2015 ist schlicht und ergreifend, dass meine Familie und meine Freunde gesund bleiben. Als Botschafter der Aktion Mensch wünsche ich mir, dass wir wieder spannende geförderte Projekte besuchen und interessante Menschen treffen.

Aktion Mensch Botschafter Rudi Cerne

Katharina Hovestädt

Ich freue mich auf viele neue Erfahrungen und verantwortungsvolle Aufgaben in meinem Volontariat bei der Aktion Mensch. Außerdem wünsche ich mir ein Jahr voller lustiger Momente, Erlebnisse und Abenteuer mit meinen Freunden und meiner Familie.

Für das Jahr 2015 wünsche ich mir, dass wir in ganz alltäglichen Situationen erleben, wie bereichernd die Begegnung mit unterschiedlichen Menschen ist. Wir planen in diesem Jahr zahlreiche Aktionen, die Menschen mit und ohne Behinderung in Kontakt bringen. Vielleicht schaffen wir es auf diese Weise, das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung zu stärken.

Armin von Buttlar lächelt in die Kamera

Raul Krauthausen lächelt in die Kamera

Ich wünsche mir für 2015...
...dass alle Menschen das Recht auf ein faires Einkommen und Sparen haben,
...dass Vielfalt endlich als Zauber und nicht als Utopie erkannt wird,
...dass alles für alle überall zugänglich ist: z.B.: Bildung, Arbeit und Freizeit,
...dass Inklusion kein abgeschlossenes Konzept, sondern ein gesellschaftlicher Wandel ist und
...dass wir mehr gemeinsam an Lösungen arbeiten, statt in der Kritik stehen zu bleiben.

 


 

Ich wünsche mir für 2015 die Verabschiedung eines Bundesteilhabegesetzes, das es Menschen mit Behinderung ermöglicht, Leistung im Arbeitsleben zu zeigen und auch etwas davon zu haben, anstatt ihr Einkommen für Assistenzleistungen einsetzen zu müssen.

 

Petra Strack lächelt in die Kamera

Anfang des Jahres werden wir vom Blinden- und Sehbehindertenverein die Wahlkampfzeit in Hamburg nutzen, um uns für die Interessen blinder und sehbehinderter Menschen stark zu machen. Und schließlich wünsche ich mir Gesundheit und viele sonnige Tage an der frischen Luft und glückliche Momente mit Freunden und meiner Frau. Wir starten gleich im Januar mit unseren Flitterwochen auf den Azoren.

(Redaktion )

Blut spenden inklusive

$
0
0

Ein Mann im weißen Kittel prüft Blutspendebeutel, die an einem Gestell hängen

Wenn in Unterfranken wieder ein Blutspendetermin ansteht, dann sind die Freiwilligen vom Roten Kreuz gefragt. Markus Brand ist einer der Engagierten, die an einem Inklusionsprojekt teilnehmen, das in ganz Deutschland Schule machen könnte.

Wenn das Ehrenamt ruft, bedeutet das für Markus Brand einen langen Tag. Gegen vier Uhr kommt der 29-Jährige von seiner Arbeit in einer Klostermetzgerei, in der mehrere Menschen mit Behinderung arbeiten. Gleich danach geht es weiter zum Roten Kreuz. Bei Blutspendeterminen in Bad Königshofen oder Großbardorf ist Brand mit vier weiteren Freiwilligen am Start, die alle in Einrichtungen der Behindertenhilfe arbeiten. Per Telefon oder E-Mail sorgt er dafür, dass alle pünktlich vor Ort sind. Zusammen mit der ehrenamtlichen Blutspendekoordinatorin Marion Kegel übernehmen die Engagierten dann den kompletten Auf- und Abbau und betreuen die Spender.

Tatkräftige Unterstützung

Mit dabei sind weitere Ehrenamtliche vom Roten Kreuz, die etwa die Ausrüstung zu der Schule oder Sporthalle fahren, in der gespendet wird. Markus Brand erzählt: „Wir tragen dann die gesamte Ausrüstung und die Verpflegung dorthin, wo sie gebraucht wird.“ Danach decken die tatkräftigen Freiwilligen die Tische ein, an denen die Spender später eine Mahlzeit bekommen. Ist der letzte Blutspender versorgt, wird wieder eingeräumt. Dann ist es oft schon halb neun abends.

Die Ärzte und das übrige Personal des Blutspendedienstes freuen sich über die tatkräftige Unterstützung. Markus Brand weiß: „Die mögen uns richtig, weil wir gut mithelfen.“ Und auch die Spender honorieren den ehrenamtlichen Einsatz der jungen Freiwilligen. Neben den vielen positiven Rückmeldungen ist der Freiwilligeneinsatz für Markus Brand auch eine willkommene Abwechslung von der Arbeit in der Metzgerei.

Erfolgreiches Projekt

2011 hat der Kreisverband Rhön-Grabfeld des Bayerischen Roten Kreuzes das Freiwilligenprojekt als Teil der offenen Behindertenarbeit gestartet. Inzwischen beginnt sich der Erfolg des Projektes herumzusprechen. So setzt sich in Bamberg eine Studentin dafür ein, dort ein ähnliches Angebot beim Roten Kreuz zu etablieren. Interessierte können Petra Weber, die Initiatorin und Leiterin des Projekts beim Kreisverband Rhön-Grabfeld, ansprechen.

Überall in Deutschland suchen Blutspendedienste nach freiwilliger Unterstützung, Angebote finden Sie in unserer Freiwilligendatenbank.

(Henrik Flor)

Rein ins Nachtleben!

$
0
0

Graf Fidi und ein weiterer Rapper beim Konzert auf der Bühne

In Clubs und auf Konzerte zu gehen, das gehört zum Leben junger Menschen dazu. Hier trifft man sich, feiert zusammen und lernt neue Leute kennen. Für Menschen mit Behinderung ist es oft eine Herausforderung, diese Orte zu besuchen. Denn nur wenige sind barrierefrei. Der 33-jährige Rapper Fidi Baum tut es trotzdem.

Ein kleiner Club in Berlin: Elektronische Beats wummern aus den Lautsprecherboxen, dazu rappen zwei junge Männer auf der Bühne. Einer sitzt auf einem Klappstuhl, der andere steht daneben. Auf der Tanzfläche vor ihnen ein Dutzend Gäste: stehend oder in Rollstühlen. Sie wiegen die Oberkörper im Takt, wippen mit den Knien oder zwirbeln ihre Arme durch die Luft. Jeder so, wie es geht. Dass Menschen mit und ohne Behinderung in einem Club gemeinsam feiern, ist ungewöhnlich. Denn meistens scheitern diese Begegnungen daran, dass Clubs nicht barrierefrei sind. An diesem Abend hat der Lebenshilfe e.V. die Menschen zusammengebracht, zum inklusiven Festival„Rock am Berg“ eingeladen.

Rappen für Inklusion

Die zwei Rapper sind die Ersten. Einer von ihnen ist Hans-Friedrich Baum, 33 Jahre, Rollstuhlfahrer und Inklusionsaktivist. „Hey, Rock am Berg“, ruft er voller Elan in die Menge, so, als ob da Tausende sind. Als Rapper nennt er sich Graf Fidi, und in seinen Texten geht es oft um Inklusion, aber auch ums Reimen, Rassismus, Berlin und natürlich darum, wie super-cool er ist. Schließlich ist er Rapper. Und als solcher tritt er aber nicht nur bei inklusiven Partys auf, sondern ist deutschlandweit in Clubs und auf Festivals unterwegs.

Eine barrierefreie Bühne hätte er eigentlich immer gern, erzählt er nach dem Konzert. „Das klappt aber sehr selten. Die wenigsten Locations sind barrierefrei.“ Er sieht es locker und scherzt: „Ich brauche nicht unbedingt ein Rampe. Wenn mich vier Leute auf die Bühne hieven, ist das auch okay.“ Er könne ja auch ein paar Stufen laufen, sagt er. Das musste er an diesem Abend mal wieder tun, um überhaupt auf die Bühne zu kommen.

Mit dem Rollstuhl in die Clubs

Auch privat geht er oft mit seinen Kumpels aus, das ist für ihn selbstverständlich. Schließlich gibt es in Clubs nicht nur Musik, sondern man feiert zusammen und lernt neue Leute kennen. Meistens gehen Baum und seine Kumpels in den Club Cassiopeia. „Da ist alles ebenerdig“, sagt er. „Da komme ich mit dem Rollstuhl durch die Türen und es gibt eine barrierefreie Toilette.“ Er habe festgestellt, erzählt er, dass es mittlerweile ebenerdige Eingänge oder Rampen in den meisten Clubs gibt. „Eine Herausforderung sind aber die Behindertentoiletten“, sagt er. „Die sind oft nicht vorhanden.“

Welche Berliner Clubs barrierefrei sind oder wenigstens teilweise, das können Interessierte in der Datenbank Mobidat erfahren. Wer dort „Nachtleben“ in die Suchmaske eingibt, bekommt 16 Diskotheken und Musikclubs angezeigt. Das Haus 13 im Pfefferberg, wo an diesem Abend die Konzerte stattfinden, ist auch darunter. Hier finden regelmäßig inklusive Konzerte statt – organisiert vom Verein Handiclapped.

Begegnungen wagen

Zwar gibt es mittlerweile eine gute Auswahl an barrierefreien Clubs in Berlin, trotzdem nehmen nicht viele Menschen mit Behinderungen das Abenteuer Nachtleben auf sich. Auch für Fidi Baum alias Graf Fidi sind fehlende Rampen bei weitem nicht das größte Problem im Nachtleben. „Das sind für mich die Leute, die betrunken über mich drüberfallen und dann rumpöbeln“, sagt er. Zum Glück ist er selbstbewusst und hart im Nehmen. „Aber ich sehe nur selten mal andere Rollstuhlfahrer in einem Club“, sagt er. „Wahrscheinlich trauen sich viele nicht.“

 

Linktipps:

Rock'n'Rolli: Party für Menschen mit und ohne Handicap. Blogbeitrag von Katja Hanke über Inklusion im Club

Party auf vier Rädern. Blogbeitrag von Petra Strack über Behinderungen im Nachtleben

Wenn ich feiern gehe ... Blogbeitrag von Luisa Eichler über Berührungsängste von Jugendlichen gegenüber Rollstuhlfahrern

Aber bitte mit Fahrstuhl! Blogbeitrag von Katja Hanke über gelebte Inklusion in einer Berliner Wohngemeinschaft

Graf Fidi mit einem Freund

(Katja Hanke)

Burger à la Inklusion

$
0
0

Zwei Mitarbeiter des Restaurants stehen in der Küche und lächeln in die Kamera. Neben ihnen sind die Zutaten für Burger.

Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten Hand in Hand im Bonner Restaurant „Godesburger“. Zum Beispiel Judith Eltner und Davut Dere-Knapp. Die beiden Kollegen haben sich von Anfang an gut verstanden. Sie kommunizieren in Gebärdensprache.

Acht Minuten. So lang dauert es in der Regel, bis der Spezial-Burger "Grillkirsche" fertig ist. Dann summt und brummt die elektronische Wartemarke, die der Gast nach seiner Bestellung in die Hand gedrückt bekommt: Der Burger mit dem hausgemachten Kirschketchup kann abgeholt und der Hunger gestillt werden.

Während der Gast seinen Burger genießt, wird in der Küche die nächste Bestellung bearbeitet. Es werden Zucchini gegrillt und Paprikas geschnitten. In der Küche des Restaurants „Godesburger“ hört man die Geräusche des Messers auf dem Schneidebrett, das Klirren der Töpfe und das Brutzeln des Gemüses in der Pfanne. Die Anweisungen und Gespräche von Judith Eltner und Davut Dere-Knapp sind allerdings lautlos. Sie unterhalten sich in Gebärdensprache.

Die 25-jährige Schichtleiterin aus Bergisch Gladbach und der 41-jährige Burger-Brater aus Bonn gehören zum Gründungs-Team von Deutschlands erstem inklusiven Burger-Restaurant. Seit Anfang September 2014 arbeiten sie im „Godesburger“ in Bonn-Bad Godesberg. Jeden zweiten Tag treffen sich Judith Eltner und Davut Dere-Knapp in der Küche der inklusiven Einrichtung, die von der Aktion Mensch gefördert wird.

Jeden Tag voneinander lernen

Davut Dere-Knapp ist gehörlos und freut sich deshalb, dass seine Schichtleiterin Judith Eltner zum Start des „Godesburgers“ bereits Gebärdensprache konnte, weil sie vorher aus einfachem Interesse zwei Gebärdesprachkurse belegt hat. „Seitdem habe ich viel von ihm gelernt“, erzählt sie. Davut Dere-Knapp stammt aus der Türkei, wo die Gebärdensprache ein wenig anders ist als in Deutschland. Für das Wort „Burger“ etwa gibt es hier wie dort andere Gebärden.

Judith Eltner berichtet, dass es im „Godesburger“ deutlich ruhiger zugeht als in anderen Küchen – und das liegt nicht nur an der Gebärdensprache: „Es ist nicht so hektisch.“ Die Atmosphäre in dem Restaurant am Bad Godesberger Moltkeplatz ist viel entspannter als in den Filialen der bekannten Burger-Ketten. Das spürt auch der Gast: Der Laden bietet eine angenehme Atmosphäre, in der die Gäste ihren Burger mit handgeschnittenen Pommes und Bio-Limo genießen können.

„Das Team ist ein einzigartiger, bunter Haufen“

In dem Restaurant arbeiten mittlerweile fünf Menschen mit Behinderung, darunter auch ein Mitarbeiter mit Lernschwierigkeiten und ein Autist. Insgesamt besteht das Team aus 20 Mitarbeitern, die sich den Dienst an sieben Tagen in der Woche im „Godesburger“ teilen. „Das Team ist einzigartig“, sagt Judith Eltner, die zuvor für ein Catering-Unternehmen in der Krankenhausverpflegung tätig war. „Das Team ist ein ganz bunter Haufen, und wir passen einfach super zusammen.“

Autor: Sascha Stienen

 

Linktipps:

Webseite des Restaurants "Godesburger"

Weitere Förderprojekte der Aktion Mensch

Informationen rund um Inklusion und Arbeit

 

(Redaktion )

Erstens kommt es anders und zweitens...

$
0
0

Zwei junge Frauen stehen vor einer Frühstückstafel und halten einen Teller mit Aufschnitt.

Das junge Team eines Bielefelder Energiedienstleisters wollte sich eigentlich nur einen Tag lang in einem Seniorencafé engagieren. Doch die Rechnung hatten sie ohne die älteren Semester gemacht. Inzwischen unterstützen zwei Mitarbeiterinnen regelmäßig die Hochbetagten. Dabei lernen sie Menschen kennen, denen sie sonst nie begegnen wären.

Es sollte ein klassischer „Social Day“ werden, also ein Tag, an dem sich die Mitarbeiter eines Unternehmens für eine gute Sache einsetzen. Die Firma „greenergetic“ hatte gerade in Bielefeld ihr Büro eröffnet, dem Chef ist soziales Engagement wichtig und deshalb war er spontan von dem Angebot der örtlichen Freiwilligenagentur begeistert: Sie bietet Unternehmen Einmal-Engagements an – und dies durchaus mit dem Hintergedanken, dass daraus etwas Langfristiges entsteht. Andrea Vahrenhorst, Leiterin der Freiwilligenagentur Bielefeld, erklärt: „Unser Ziel ist es natürlich immer, die Firmen bzw. die Mitarbeiter für regelmäßige Engagements zu gewinnen. Aber das machen wir eben nicht mit der Brechstange…“

Die Mitarbeiter von „greenergetic“, die sonst hauptsächlich am Computer arbeiten, wollten an dem Social Day etwas Praktisches machen. Die Idee: Das Team sollte einen Tag lang das Seniorencafé KUNZ aufmöbeln. Im November 2013 krempelten die sechs Mitarbeiter also die Ärmel hoch, entrümpelten, strichen und bauten Regale in der diakonischen Einrichtung auf.

Die Leitung des Seniorencafés und die Freiwilligenagentur sorgten dafür, dass auch die regelmäßigen Besucher des Cafés vor Ort waren und – wo es ging – zusammen mit dem Einsatztrupp anpackten. Anja Rogowski, die bei „greenergetic“ als Projektleiterin arbeitet, erinnert sich: „Wir haben dann zusammen gestrichen, gewerkelt und Kaffee getrunken. Da kam man ganz von selbst ins Gespräch. Die Kollegen und ich sind alle unter 30, aber wir haben uns trotz des Altersunterschiedes sofort mit den Senioren verstanden.“ Nach dem gemeinsamen Arbeitstag war klar, dass es nicht bei dem einen Social Day bleiben würde. Anja Rogowski besprach mit der Leitung des Seniorencafés, wie man sich in Zukunft für die Senioren engagieren könnte. Schnell war klar, dass das monatliche Hochbetagten-Frühstück der richtige Rahmen dafür wäre.

Mit Anja Rogowski und Henrike Engels fanden sich zwei Kolleginnen, die sofort bereit waren, regelmäßig das Hochbetagten-Frühstück zu unterstützen. Anja Rogowski erzählt: „Wir schmieren dann Brötchen und decken den Tisch, schenken Kaffee aus, unterhalten uns und verbringen einfach eine schöne Zeit zusammen.“ Sie selbst hat keine Großeltern und weiß den Kontakt zu den Älteren zu schätzen. Mit jedem Treffen lernt man sich besser kennen und ist gespannt, was der andere Neues zu erzählen hat.

Dabei war Anja Rogowski zuerst skeptisch, als die Idee vom Social Day aufkam, und dachte vor allem an die Arbeitszeit, die dann sicher nachgeholt werden müsste. Nach der ersten Begegnung mit den Senioren waren die Bedenken dann schnell verflogen. Und die regelmäßigen Besuche im Hochbetagten-Frühstück kann sie sogar während der Arbeitszeit machen.

Passende Engagements in der Freiwilligendatenbank

Internetangebot der Freiwilligenagentur Bielefeld

(Henrik Flor)

Nicht nur gute Co-Piloten

$
0
0

Ein Mann im Rollstuhl und eine Frau stehen im Türrahmen vor einem Treppenhaus. Sie lächeln in die Kamera.

Charlotte und Serge sind seit 1,5 Jahren ein Paar. Seit seinem 20. Lebensjahr sitzt Serge nach einem Unfall im Rollstuhl. In der Beziehung der beiden spielt das keine Rolle. Charlotte erzählt vom Kennenlernen und dem Alltag des Paares.

„Wir reisen gerne gemeinsam, sind oft in der Natur, fahren Rad, reiten oder wandern. In unserem ersten gemeinsamen Urlaub waren wir paragliden – wir sind eben gerne sportlich unterwegs.“ Würde man bei Charlottes Erzählungen darüber nachdenken, ob einer der beiden eine Behinderung hat? Nein. Und auch in der Beziehung der beiden spielt es keine Rolle, dass Serge im Rollstuhl sitzt. Genau so wenig wie der Altersunterschied von 9 Jahren. Sie ist 33, er 42. Oder dass die beiden lange Zeit 1200 km trennten, weil Serge in Frankreich lebt. „Wir haben uns einfach kennengelernt und ineinander verliebt. Mit allem drum und dran.“

Charlotte war damals als persönliche Assistenz für eine junge Frau im E-Rollstuhl auf einer Reha-Messe in NRW unterwegs. Der Stand von Serge war direkt gegenüber vom Messe-Auftritt ihrer Arbeitgeberin. Serge hat dort unter anderem seinen eigens entworfenen und selbst gebauten Aktiv-Rollstuhl "TraceS" präsentiert –  ein sportliches, geländetaugliches Modell mit drei Rädern und einem Stoßdämpfer. Schon während der Messe kam es zu viel Blickkontakt und kurzen Gesprächen, ein richtiges Kennenlernen war aber nicht möglich. Doch Serge gab ihr kurz vor der Abfahrt seine Karte. Was folgte, waren viele Mails und der schnelle Entschluss, sich in Charlottes Heimat Hamburg wiederzusehen. Da Serge gerade die Sommerferien mit seiner Tochter verbrachte, nahm er die Achtjährige kurzerhand mit und Charlotte zeigte den beiden die Hansestadt und ihr buntes Viertel St. Pauli. Seitdem sind sie ein Paar.

Die Beziehung brachte dann einige Autofahrten und viele Hin- und Rückflüge mit sich. „Mein Job als persönliche Assistenz ermöglicht es mir, auch mal einige Zeit am Stück freizuschaufeln, so dass wir die 1,5 Jahre Fernbeziehung ganz gut gemeistert haben.“ Dass die beiden gerne Auto fahren, hat dabei sicherlich auch geholfen – „wir sind füreinander gute Co-Piloten und gerne mal im Auto unterwegs“. Nun soll aber trotzdem Schluss damit sein. Charlotte packt gerade ihre letzten Kartons und zieht zu Serge nach Frankreich. Französisch hat Charlotte der Liebe wegen schon innerhalb relativ kurzer Zeit und ohne große Mühen gelernt.

„Von und in unserer Beziehung habe ich aber besonders gelernt, was alles möglich ist, wenn man wirklich will und sich traut dem anderen zu zeigen, dass man vorbehaltlos für ihn da ist.“ Ein paar Situationen gab es, über die man vielleicht kurz gegrübelt, dann aber eigentlich immer gelacht hat. Beispiel: Miteinander tanzen. „Man könnte sich überlegen: Wie um Himmels willen sollen wir auf der Hochzeit einer Freundin zusammen tanzen – ohne blaue Schienbeine, aber mit einer gewissen Grazie? Oder auf einem Festival in der Menge. Fazit: Einfach machen, es funktioniert!“ Oder die Treppe zu Charlottes Wohnung: Ohne Hilfe kaum machbar. Aber mit der richtigen Motivation geht auch das. Auch wenn dabei herrlich viele Dinge „schieflaufen“ können und man sich im Endeffekt darüber schlapp lacht, erzählt Charlotte. „Einmal hatte ich den Rollstuhl bereits die 15 Stufen hochgetragen, Serge"geht" langsam rauf, ich will am Eingang die Tür wieder schließen und in der Zwischenzeit macht sich der bereits oben geparkte Rollstuhl selbstständig und rollt, hüpft und springt die Stufen wieder runter, über uns hinweg. Nix passiert, zum Glück.“

Das nächste Vorhaben der beiden: Mehr Musik zusammen machen. Charlotte spielt Mandoline und singt, Serge spielt etwas Gitarre und bald Cajon, eine Art Akustik-Schlagzeug. „Wir haben ausgemacht, dass wir im November zehn Lieder zusammen performen können“. Mehr Zeit zu üben haben die beiden ja nun im gemeinsamen Alltag in Frankreich.

 

Linktipp:

Blog-Beitrag "Burger à la Inklusion" - Ein gutes Mitarbeiter-Duo

(Redaktion )


Mit dem richtigen Gespür für Schnee

$
0
0

Zwei Skifahrer fahren hintereinander einen Hang hinunter.

Zuerst ist da das ungläubige Staunen, dann folgen Anerkennung und aufrichtiger Respekt – wenn der blinde Paul Intveen elegant die Piste herunterwedelt. Im Interview erzählen er und sein Begleitläufer Rolf Kroseberg, wie sie als Team noch jeden Hang bezwungen haben.

Aktion Mensch: Herr Intveen, Herr Kroseberg, wo erreichen wir Sie gerade?

Rolf Kroseberg: Wir sind in Maria Alm im Salzburger Land. Der Ort liegt auf 800 Metern und wir haben hier ein paar wunderschöne Skigebiete vor Tür.

Aktion Mensch: Sie, Herr Intveen, sind blind. Rolf Kroseberg ist ihr Begleitläufer. Wie funktioniert ein solches Team?

Paul Intveen: Eigentlich ist es ganz einfach. Der Begleiter fährt mit einem Abstand von wenigen Metern voraus und gibt über ein Mikro und einen Lautsprecher auf dem Rücken Kommandos: „Geht“ bedeutet „weiter so“. „Hop“ kündigt einen Richtungswechsel an und bei „halt“ sollte man stoppen. Auf diese Weise wird eine akustische Spur gelegt, die für die nötige Orientierung sorgt.

Aktion Mensch: Was ist das für ein Gefühl, wenn Sie auf den Brettern stehen, Herr Intveen?

Paul Intveen: Für jemanden, der blind oder stark sehbehindert ist, ist das Skifahren emotional eine absolute Ausnahmesituation. Als ich noch sehen konnte, bin ich Rennrad gefahren. Tempo und Freiheit waren mir immer wichtig. Es gibt aber keine Sportart, bei der man sich so frei fühlt wie beim Skifahren. Das schnelle Reagieren, die Kräfte, die da wirken – das ist etwas ganz Besonderes. Wenn ich das spüre, springt mir fast das Herz aus der Brust, ein großartiges Gefühl! Freudentränen oder laute Juchzer auf der Piste sind nie ausgeschlossen. Das sind ganz intensive Momente, die man da zusammen mit seinem Begleiter erlebt.

Rolf Kroseberg: Und das macht für mich natürlich auch die Motivation beim Begleitlaufen aus: diese außergewöhnliche Momente und dass da jemand ist, der dir voll und ganz vertraut.

Aktion Mensch: Seit wann sind Sie beide ein Team?

Paul Intveen: Wir fahren seit vier Jahren immer mal wieder gemeinsam. Aber ich bin auch regelmäßig mit meiner Frau unterwegs, die übrigens ihre Begleitläufer-Ausbildung bei Rolf gemacht hat.

Rolf Kroseberg: Genau. So haben wir uns ja auch kennengelernt. Ich selber habe die Begleitläufer-Ausbildung vor Jahren in Österreich absolviert. Seit acht Jahren biete ich selbst solche Lehrgänge über unseren Heimatverein an, dem TSV Kareth-Lappersdorf, nahe Regensburg. Inzwischen haben wir genügend Engagierte, um alle interessierten blinde Skiläufer bei unseren etwa 15 Skiausfahrten pro Jahr begleiten zu können.  Kost, Logis und Lift der Begleiter übernimmt dann der Verein, die Zeit muss jeder selbst mitbringen. Zwei meiner Kinder fahren inzwischen auch als Begleitläufer mit. Das alles wäre allerdings kaum ohne meine Frau möglich, die viel im Hintergrund organisiert und mich in den Wintermonaten tatsächlich selten zu sehen bekommt…

Aktion Mensch: Was muss man mitbringen, wenn man Begleitläufer werden will?

Rolf Kroseberg: Man sollte natürlich sicher Ski fahren können, darüber hinaus ist uns vor allem die Motivation wichtig. Zu unseren Lehrgängen kommen übrigens Fahrer aus ganz Deutschland. Meist sind das Eltern, Geschwister und Freunde von blinden Skibegeisterten, aber auch Skilehrer oder Schullehrer. Gerne würden wir noch weitere Vereine und Gruppen für den alpinen Blindenskilauf begeistern – da ist in Deutschland noch eine ganze Menge Luft nach oben!

Aktion Mensch: Wie kann man sich das gemeinsame Après-Ski vorstellen?

Paul Intveen: Das Beste an den Abenden im Hotel ist, dass einen hier niemand bemuttert. Ob blind, sehbehindert oder nicht-blind – das ist hier komplett egal. Man ist einfach Paul oder Rolf, und wenn Paul bei irgendetwas Unterstützung braucht, fragt er eben. Für mich ist die Welt genauso groß wie für jeden anderen. Nur dass ich hin und wieder jemanden mit einer Taschenlampe brauche.

Aktion Mensch: Wird aus dem gemeinsamen Skifahren auch so etwas wie Freundschaft?

Rolf Kroseberg: Wenn man so viel Zeit miteinander verbringt, redet man automatische irgendwann auch über persönliche Dinge. Man erfährt, wo dem anderen der Schuh drückt. Und wenn ich mal im Rheinland bin, dann schaue ich auch bei Paul vorbei.

Paul Intveen: Es baut sich tatsächlich eine vertraute freundschaftliche Bindung auf, und es ist großartig, wie sich Rolfs komplette Familie für die Sache engagiert.

Aktion Mensch: Morgen ist der Lehrgang vorbei – was steht als Nächstes auf dem Programm?

Paul Intveen: Ich steige in den Zug nach Köln. Montag sitze ich dann am Schreibtisch und bin wieder Banker.

Rolf Kroseberg: Ich mache nur einen kurzen Zwischenstopp Zuhause. Dann geht es weiter zu einem Skiwochenende nach Ratschings…

Zum Internetangebot des TSV Kareth-Lappersdorf

(Henrik Flor)

Mein Glücks-Los: So einfach geht's

$
0
0
Auf der Suche nach Glück? Wer ist das nicht?! Glück, das sieht für jeden anders aus: Zeit für die Familie und Freunde, ein Traumhaus, eine Weltreise oder nie mehr Sorgen ums Geld. Mit dem neuen Los der Aktion Mensch, „Mein Glücks-Los“, bestimmen Teilnehmerinnen und Teilnehmer jetzt individuell in drei Kategorien über ihr persönliches Gewinn-Glück.

Das Glück kommt bei diesem Los vielseitig daher: Neben Dauer- und Sofortgewinn können Los-Käuferinnen und -Käufer den neuen und bislang einzigartigen Kombigewinn wählen. Was das ist? In unserem Video wird das neue Aktion Mensch-Los einfach und schnell mit all seinen Vorteilen erklärt.

 

Early Birds“ haben noch mehr Chancen

Für Schnellentschlossene starten wir schon jetzt im Februar mit einer „Early Bird-Aktion“ den Glücks-Los-Vorverkauf für das Los, das erst ab März erhältlich ist. Wer sofort zugreift, erhält als Dankeschön das ebenfalls neue Zusatzspiel für den ersten Monat kostenlos. Damit haben Sie zusätzlich die Chance, wöchentlich weitere 12.500 Euro zu gewinnen.

 

Bestellen Sie jetzt: Hier geht's direkt zu Ihrem persönlichen „Mein Glücks-Los“!

Sehen Sie auch das Video zu diesem Beitrag

(Redaktion )

Weder Haut-, noch Rollstuhlfarbe zählt

$
0
0

Eine Frau im Rollstuhl und ein Mann mit Migrationsherkunft arbeiten an einem Computerbildschirm

Herkunft, Geschlecht, Behinderung, Religion, Sexualität? Ganz egal. Je bunter, desto besser! Dieser Gedanke soll in der Arbeitswelt Karriere machen. Die Aktion Mensch hat deshalb am 4. Februar als 2000. Organisation die „Charta der Vielfalt“ unterschrieben. Aus diesem Grund erklärt die Personalleiterin der Aktion Mensch, Petra Strack, wie vielseitig und bunt die Aktion Mensch ist.

Welche Bedeutung hat Vielfalt für die Aktion Mensch?

Petra Strack: Hautfarbe, Herkunft, Religion unserer Mitarbeiter – wir führen darüber prinzipiell keine Statistiken, weil es für uns einfach keine Rolle spielt. Wir nehmen den Bewerber, der unserer Ansicht nach die Aufgabe am besten erfüllen kann, und ob derjenige jetzt Muslim oder Christ, Mann, Frau, jung, alt oder was auch immer ist, das ist uns erstmal egal.

Das Thema Behinderung nimmt für uns aufgrund der Zielsetzung unserer Organisation aber eine Sonderrolle ein, deshalb schauen wir dort in der Tat genauer hin. Wir möchten als Vorbild vorangehen. Wir haben eine Beschäftigungs-Quote von Menschen mit Schwerbehinderung von ungefähr 14 Prozent, das  ist um ein Dreifaches höher, als es die gesetzliche Bestimmung vorschreibt. Über 5 Prozent unserer Angestellten in Führungspositionen haben eine Behinderung. Außerdem achten wir insbesondere bei Auszubildenden und Praktikanten bewusst darauf, dass wir viele Menschen mit Behinderung in die nähere Auswahl miteinbeziehen, um Chancen für den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Wie geht die Aktion Mensch individuell auf ihre Arbeitnehmer ein?

Petra Strack: Wir bieten zum Beispiel Nischen-Arbeitsplätze an. Das ist eine relativ neue Form der Beschäftigung. Da geht es meistens um Menschen mit psychischer Beeinträchtigung, die mit einigen üblichen Aufgaben auf dem ersten Arbeitsmarkt überfordert wären. Deshalb schaffen wir bewusst Stellen, bei denen so gut wie kein Leistungsdruck da ist. Das sind Tätigkeiten, die zwar gemacht werden müssen – also es ist keine Beschäftigungstherapie –, aber die keinen zeitlichen Druck ausüben. Zum Beispiel könnte ein Teil der Arbeit im Kundenservice das Kuvertieren sein. Zurzeit bieten wir bei der Aktion Mensch zwei Nischen-Arbeitsplätze an.

Familienpolitik und die Gleichstellung von Frau und Mann spielen hinsichtlich der Vielfalt von Unternehmen eine große Rolle. Sind das für die Aktion Mensch auch wichtige Themen?

Petra Strack: Wir schreiben die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehr groß. Das fängt dabei an, dass wir in allen Fällen versuchen, Teilzeitarbeit möglich zu machen – unser Grundsatz ist, wenn es irgendwie geht, dann kriegen wir es auch hin! Zudem haben wir die Kindergeld-Zulage von 208 Euro pro Kind, das ist ein Zusatz, um die Kinderbetreuung sicherzustellen und dann eben auch als Mutter arbeiten zu können.

In Bezug auf die Einstellung von Männern und Frauen, haben wir übrigens eine sehr hohe Frauenquote. 64 Prozent der Angestellten sind weiblich – brauchen andere Unternehmen eine Frauenbeauftragte, bräuchten wir also eigentlich einen Männerbeauftragten.

 

Die Unternehmensinitiative „Charta der Vielfalt“ setzt sich für die Anerkennung und Wertschätzung von Vielfalt in Unternehmen ein. Schirmherrin der Initiative ist Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Aktion Mensch gibt mit ihrer Unterschrift das Versprechen, Diversität im Unternehmen voranzutreiben.

 

Linktipps:

Mehr Informationen zur Unterzeichnung der „Charta der Vielfalt“ in der Pressemitteilung der Aktion Mensch

Die Unternehmensinitiative „Charta der Vielfalt“

Mehr Infos zum Thema Arbeit und Inklusion

Petra Strack

(Katharina Hovestädt)

Verstehen ist mehr als Hören

$
0
0

Margit Glasow und Hannah Tinten sitzen an einem Tisch

Meine Begegnung mit Hannah Tinten: Es ist gar nicht so einfach, uns auf einen Kaffee zu verabreden. Hannah steckt in den letzten Zügen zur Fertigstellung ihrer Bachelorarbeit, und mein Terminkalender ist wie gewöhnlich übervoll. Dabei würde ich gern mehr von ihr erfahren. Mehr als nur die Tatsache, dass sie ein Cochlea-Implantat (CI) trägt und immer sehr offen und interessiert auf Veranstaltungen erscheint. Aber unsere Begegnungen sind flüchtig.

Ich lernte Hannah kennen, als ich nach einem barrierefreien Veranstaltungsort suchte. Einen Ort zu finden, der für Rollstuhlfahrer geeignet ist, war gar nicht mal so schwer. Doch bei dem Versuch, für Menschen mit Hörbehinderung akzeptable Bedingungen zu schaffen, stieß ich schnell an Grenzen. Denn sowohl für die Beauftragung eines Gebärdensprachdolmetschers als auch für das Ausleihen einer Induktionsschleife fallen erhebliche Kosten an. Als kleiner Verein konnten wir die nicht aufbringen. Doch ich hasse es, von Inklusion zu reden und letztendlich doch wieder Menschen auszugrenzen. Was konnte ich also tun?

Auf der Suche nach einem barrierefreien Veranstaltungsort

Eine hörbehinderte Frau aus unserem Verein Rostocker für Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe e.V. machte mich auf Hannah Tinten aufmerksam, eine junge Frau, die hier in der Stadt die Selbsthilfegruppe für Cochlea-Implantat- und Hörgeräte-Träger leitet. Hannah könnte mir vielleicht mit einer Induktionsschleife helfen, die ihre Selbsthilfegruppe mittels Fördermittel angeschafft hatte. Ich fand Hannah schnell auf Facebook und schrieb sie an. Und bei ihrer Antwort hatte ich sofort das Gefühl: Da ist jemand, der bereit ist, sich zu vernetzen, und selbst ein Stück dafür tun möchte, dass Menschen mit Hörbehinderung an dieser Gesellschaft teilhaben können.

Nun, Anfang Januar sitzt Hannah mir in einem kleinen Café gegenüber. Und ich bin überrascht, wie gut wir uns trotz des Stimmengewirrs, das in dem an diesem Nachmittag gut besuchten Café hin- und herfliegt, verständigen können. Hannah muss so gut wie niemals nachfragen, wenn ich etwas sage. Ihr rötlicher, kurzer Haarschopf schimmert im gedämpften Licht, während sie mit ihrer feinen, aber bestimmten Stimme von sich erzählt. Darüber, dass sie schon von Kindesbeinen an hochgradig schwerhörig war, auf dem rechten Ohr völlig gehörlos – vermutlich durch Toxoplasmose– und bereits mehrere, schon früh aufgetretene Hörstürze hatte. Dass sie beidseitig immer mit Hörgeräten versorgt gewesen war, bis zum Abschluss der Mittleren Reife keine Hörprobleme empfand und bis dahin die Regelschule besuchte. Erst im Abitur entschied sie sich für eine Schule für Hörgeschädigte, da keine Regelschule sie aufnehmen wollte.

Hannahs Entscheidung für ein CI

Hannah erzählt mir, dass Ärzte sie bzw. ihre Mutter immer wieder auf die Möglichkeit des CI hingewiesen hätten, sie sich jedoch nicht als CI-Kandidatin einstufte, da sie sehr gut in der Regelschule zurechtkam. Mit Beginn ihres Medizinstudiums wurde ihr bewusst, dass sie dies nur erfolgreich abschließen konnte, wenn sie auch ausreichend verstand. Sie entschied sich dafür, ihr rechtes Ohr mit einem CI versorgen zu lassen.

Doch zunächst konnte sie mit dem CI nur Geräusche differenzieren: Das Klacken von Stöckelschuhen trieb sie fast in den Wahnsinn. Selbst leises „Klack-Klack“, das Schellen einer Fahrradklingel oder das Ticken einer Uhr waren nicht zu ertragen. Ihr Gehirn kombinierte die Informationen vom CI auf der einen Seite und des Hörgerätes auf der anderen Seite einfach nicht zu einem Ganzen. Sie hatte den Eindruck, alles zweimal zu hören, aber trotzdem nichts zu verstehen. Es fiel ihr schwer, den Vorlesungen zu folgen. Nach fast einem Jahr genehmigte die Rentenversicherung ihren Reha-Antrag. Nach einem grottenschlechten Semester – in dem sie am Ende gar nichts mehr verstand – konnte sie in den Semesterferien zur Reha fahren.

Hier ging es endlich bergauf. Sie bekam professionelle Anleitung, ihr CI wurde Schritt für Schritt gut eingestellt und sie fand die nötige Balance zwischen CI und Hörgerät. Gegen Ende der Reha hörte sie mit CI und Hörgerät ungefähr gleich gut. Aber sie stellte auch fest, dass sie nun mit dem CI viel mehr Frequenzen hören konnte als mit dem Hörgerät, und genau das war es, was sie anfangs so gestört und verwirrt hatte.

Kompetenzen richtig nutzen

Doch trotz immer besseren Verstehens und größerer Lernerfolge gab Hannah ihr Medizinstudium auf und wechselte zu einem Studium der Biomedizinischen Technik. Sie wollte ihre gewonnene Kompetenz nutzen und zum Beruf machen: Menschen mit Hörbehinderungen, die sich für eine CI-Transplantation entscheiden, zu einem besseren Verstehen zu verhelfen. Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass Hören allein nicht reicht. Auf das Verstehen kommt es an, und die Qualität der CI-Einstellung ist entscheidend. Wenn man nicht in der Lage ist, Sprache differenziert zu hören, kann man auch nicht angeben, wie die CI-Einstellung verändert werden soll.

Hannah hat inzwischen etwa 100 Bewerbungen geschrieben. Sie erzählt mir, wie schwierig es ist, als Akademikerin einen Job als CI-Technikerin zu bekommen: „Die bekommen meist Hörgeräteakustiker. Aber die haben nicht die gleiche Kompetenz für diese Aufgabe.“ Dabei hat Hannah doppelte Kompetenz: durch ihr Studium und durch ihre eigene (Fast-)Gehörlosigkeit.

Gestern habe ich über Facebook eine Nachricht von Hannah bekommen. Sie hat sich in Würzburg auf eine Stelle als Klinische Ingenieurin beworben und ist auf dem Weg zum Probearbeiten. Wird es ihr gelingen zu überzeugen, dass sie als Frau, die selbst mit einer Hörbehinderung lebt, größere Kompetenzen hat, wenn es darum geht, Menschen in ähnlicher Situation zu betreuen und optimal zu versorgen? Ich bin optimistisch.

 

Linktipps:

Mehr zum Thema Inklusion am Arbeitsplatz bei der Aktion Mensch

Technik als Motor der Inklusion? Interview mit Enno Park zum Thema „Technische Innovationen in den Lebenswissenschaften“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Der Fall – oder: Wenn man uns ließe! Blogbeitrag von Anastasia Umrik über Hürden und Pauschalisierungen bei der Jobsuche

Lehrer mit Hörbehinderung. Blogbeitrag von Margit Glasow über einen Sonderpädagogen mit Hörbehinderung

(Margit Glasow)

(K)ein Ehrenamt wie jedes andere

$
0
0

Eine rote Muppets-Figur wird von zwei Kinderhänden gehalten.

Tod und Sterben sind ständige Begleiter bei Birgits freiwilliger Tätigkeit. Sie besucht für einen Kinderhospizdienst einen Jungen, der unheilbar krank ist. Die freiwillig Engagierte ist das beste Beispiel dafür, dass es auch bei einer schwierigen Aufgabe viel zu lachen geben kann – wenn die nötige Abgrenzung gelingt.

Am Anfang stand ein kleines Inserat in der Zeitung. Der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst in der Region Hannover (AKHD) suchte ehrenamtliche Verstärkung. Birgit (51), die gelernte Bürokauffrau, hatte zuvor ihre Schwiegermutter bis zu deren Tod begleitet. Sie hatte viel Zeit mit ihr verbracht, geredet, vorgelesen, Mut gemacht. Der Tod war längst kein Tabu mehr in der Familie. Birgit ist überzeugt: „Ich habe mich viel mit dem Thema Sterben beschäftigt und einen guten Umgang damit gefunden.“ Gleichzeitig wusste sie aber auch, dass Kinder und Jugendliche sterben zu sehen eine viel schwierigere Aufgabe sein würde als die Betreuung der hochbetagten Schwiegermutter. Sie entschied sich für eine neue Herausforderung.

Seit inzwischen 3 ½ Jahren besucht sie nun den 13-jährigen Linus. Er wurde mit der seltenen Stoffwechselkrankheit Morbus Krabbe geboren. Inzwischen kann er nicht mehr gehen, auch nicht mehr sehen und sprechen und wird künstlich ernährt. Es ist ein Leben auf Abruf, das aber keineswegs nur aus Betroffenheit und Leid besteht. Birgit: „Linus hat unglaublich viel Humor und lacht viel.“

Wenn sie ihn – mal alle zwei Wochen, mal jede Woche – für drei bis vier Stunden besucht, sorgt sie mit kleinen Rollenspielen oder einem Vorlesenachmittag für Begeisterung. Sie schließt dort eine Lücke, wo die Kräfte seiner Mutter an ihre Grenzen stoßen.

Der AKHD Hannover hatte zuvor für eine solide Vorbereitung gesorgt. Birgit und die anderen freiwilligen Helfer wurden insgesamt 100 Stunden geschult – vor allem, was den Umgang mit den Kindern und Angehörigen angeht, aber auch rund um das Thema Tod und Sterben. Birgit: „Es ist ganz entscheidend, dass man lernt sich abzugrenzen und sich nicht zu überfordern. Auch wenn es drastisch klingt: Ein Nein gegenüber der Familie ist immer auch ein Ja zu sich selbst.“ Anfangs fiel ihr das gar nicht leicht, schließlich sind die Angehörigen in einer permanenten Ausnahmesituation und brauchen jede Unterstützung. Für Birgit war aber klar, dass Niemandem damit geholfen ist, wenn der Freiwillige von zu vielen Aufgaben überfordert wird und am Ende die Lust am Ehrenamt verliert.

Mit mehreren Angeboten unterstützt der AKHD Hannover seine Freiwilligen dabei, die Balance zwischen dem Engagement für Andere und der notwendigen Abgrenzung zu halten. Einmal im Monat findet ein verbindliches Gruppentreffen statt, dazu kommen vierteljährliche Supervisionen. Außerdem ist eine Koordinatorin jederzeit ansprechbar. Diese kümmert sich auch darum, dass die Freiwilligen in Familien eingesetzt werden, die wirklich zu ihnen passen.

Birgit jedenfalls fühlt sich gut gerüstet - für den Ehrenamts-Alltag ebenso wie für den Tag X, an dem Linus nicht mehr leben wird. Und so empfindet sie die Arbeit beim AKHD Hannover durch und durch als Bereicherung. Sie hat einen gelassenen Umgang mit dem schwierigen Thema Tod gefunden. Es ist in Familie und im Freundeskreis längst kein Tabu mehr. Davon profitieren alle.

Konkrete Hinweise zur Arbeit im Kinderhospizdienst finden Sie auf der Webseite des Deutschen Kinderhospiz-Vereins.

Möglichkeiten zum Engagement im Hospizdienst finden Sie in der Freiwilligendatenbank.

Der Beitrag erschien erstmals am 11.10.2013.

(Henrik Flor)

Viewing all 956 articles
Browse latest View live