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Inklusionspreis 2014

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Manfred Vogl und Eleonore Dechant von Schneider Electric Sachsenwerk GmbH mit Laudator Armin von Buttlar, Vorstand Aktion Mensch, mit der Urkunde des Inklusionspreises 2014

Zum dritten Mal wird der Inklusionspreis „Unternehmen fördern Inklusion“ an Arbeitgeber verliehen, die auf die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung setzen. Gestern Abend wurden die diesjährigen Preisträger ausgezeichnet.

Menschen mit Behinderung sind oft hervorragend ausgebildet. Trotzdem liegt bei ihnen die Arbeitslosenquote mit rund 14 Prozent fast doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Behinderung. Obwohl sie häufig Erfahrungen und Fähigkeiten mitbringen, die Arbeitnehmer ohne Behinderungen nicht in gleichem Maße haben, geben ihnen viele Unternehmen keine Chance. Das Inklusionsbarometer der Aktion Mensch hat gezeigt, dass die Gründe für die Zurückhaltung der Arbeitgeber vor allem in Unsicherheiten und Zweifeln in Bezug auf die Leistungsfähigkeit behinderter Menschen liegen. Gute Beispiele gelungener Inklusion am Arbeitsplatz sind leider immer noch die Ausnahme.

Gebärdensprachdolmetscher und eine Gesundheitsmanagerin

Dass es auch anders geht, beweisen die Gewinner des diesjährigen Inklusionspreises. Beispielsweise die Schneider Electric Sachsenwerk GmbH. Das Regensburger Unternehmen ist Preisträger in der Kategorie „101 bis 1.000 Mitarbeiter“. „Überzeugt hat die Nachhaltigkeit eines langfristig angelegten Inklusionskonzeptes, das fest in der Unternehmenskultur verankert ist“, so Armin von Buttlar, Jurymitglied und Vorstand der Aktion Mensch, in seiner Laudatio.

Tatsächlich liegt die Beschäftigungsquote von Menschen mit Schwerbehinderung bei Schneider Electric mit 8,4 Prozent deutlich über dem Durchschnitt. (Der größte Teil der deutschen Unternehmen beschäftigt weniger als die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen 5 Prozent und zahlt stattdessen eine Ausgleichsabgabe.) Aktuell haben 72 der 862 Schneider-Electric-Mitarbeitenden am Standort Regensburg eine Schwerbehinderung.

Inklusion ist hier gelebte Realität: So gibt es beispielsweise Sprechstunden mit Gebärdensprachdolmetschern und eine eigene Gesundheitsmanagerin, die sich um alle Fragen der Inklusion kümmert. Einen besonderen Fokus legt die Firma auf die Ausbildung junger Menschen mit Schwerbehinderung: Jugendliche mit und ohne Behinderung werden zusammen ausgebildet, es gibt gemeinsame Team-Tage und Projekte. Nach Abschluss der Ausbildung werden die Jugendlichen in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen.

Gewinn für beide Seiten

„Inklusion am Arbeitsmarkt funktioniert, sie ist ein echter Gewinn für beide Seiten“, sagte Verena Bentele, die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, bei der Preisverleihung in Berlin. Über 80 Unternehmen hatten sich um den Preis beworben, fünf davon wurden mit dem Inklusionspreis 2014 ausgezeichnet:

In der Kategorie „Mehr als 10.000 Mitarbeiter“ gewann der Softwarekonzern SAP den Preis, unter anderem für die Beschäftigung von Menschen mit Autismus im IT-Bereich.

Stegmann Personaldienstleistung erhielt den Preis in der Kategorie „1.001 bis 10.000 Mitarbeiter“. Als erstes deutsches Zeitarbeitsunternehmen erfüllt Stegmann die 5-Prozent-Quote bei der Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderung.

Das Reinigungsunternehmen Forever Clean, Gewinner in der Kategorie „11 bis 100 Mitarbeiter“, verwirklicht Inklusion nicht nur durch den Einsatz von Menschen mit Behinderung im Außendienst, sondern auch durch die für die Branche ungewöhnlich stabile Beschäftigungsstruktur.

In der Kategorie „1 bis 10 Mitarbeiter“ gewannen die Hausärztin Dr. Heide Forstreuter-Walbert und der Gasthof Freiämter Hof im Schwarzwald. Gemeinsam ermöglichten sie einem querschnittsgelähmten jungen Mann durch ihr persönliches Engagement und räumliche Umbaumaßnahmen eine Vollzeitbeschäftigung.

Chancen schaffen, Bewusstsein bilden

Der Inklusionspreis „Unternehmen fördern Inklusion” wird vom UnternehmensForum e.V. in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit, der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und der Charta der Vielfalt unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Andrea Nahles, ausgelobt.

Das UnternehmensForum ist ein bundesweiter und branchenübergreifender Zusammenschluss von Konzernen und mittelständischen Firmen, die sich seit ihrer Gründung 2002 für die Ausbildung, Beschäftigung und Weiterbeschäftigung von Menschen mit Behinderung in der Wirtschaft einsetzt. Ziel des Forums ist es, ein Bewusstsein für die Inklusion von Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt voranzutreiben. Diese Absicht basiert auf der Überzeugung, dass die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung Chancen für alle Beteiligten bietet, sowohl für die Arbeitnehmer mit Behinderung als auch für die Arbeitgeber. Beteiligt sind zurzeit 15 Unternehmen, unter anderen die BASF, die Deutsche Bahn und die RWE AG.

 

Mehr Informationen zum UnternehmensForum und den diesjährigen Preisträgern des Inklusionspreises auf: www.unternehmensforum.org

(Ulrich Steilen)


Facebook in Leichter Sprache?!

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Eine Hand hält ein Smartphone

Leichte Sprache erfreut sich in Verwaltung und Politik zunehmender Beliebtheit – barrierearme Kommunikation erleichtert die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Doch gilt das auch für die Sozialen Netzwerke?

„RRRRR“! In meiner Tasche vibriert es. Eine Nachricht einer Freundin auf Facebook zaubert ein kurzes Lächeln auf mein Gesicht. Kommt solch eine Situation Ihnen bekannt vor? Vermutlich. Klar, das Internet ersetzt keine realen Menschen, und das klingelnde Ding kann manchmal ganz schön penetrant sein. Der Vorteil des schnellen Kommunizierens und der Vernetzung siegt letztendlich – vor allem, wenn im Alltag nur eine spärliche Zeit für Treffen mit den Liebsten übrig bleibt. Doch nicht nur der Zeitfaktor ist ein gutes Argument für mobile Nutzung, sondern auch die mühelose Überwindung von Distanzen ohne Barrieren. Genau jenen Barrieren begegnen Menschen mit Behinderungen tagtäglich, sei es nun im mobilen oder kommunikativen Bereich.

Leichte Sprache hält Einzug in die Öffentlichkeit

Wer näher darüber nachdenkt, merkt schnell den Widerspruch. Mobile Mediennutzung ist eigentlich dafür gemacht, um Barrieren zu überwinden und Kommunikation zu vereinfachen. Zugegeben: Verwaltungsdokumente und Gesetzestexte waren noch nie einfache Kost. Darüber machen sich erfreulicherweise eine zunehmende Anzahl an Behörden Gedanken, und Leichte Sprache findet im öffentlichen Sektor und der Politik immer häufiger Einzug. Das schließt nicht nur die Übersetzung von Dokumenten und wichtigen Informationsbroschüren mit ein, selbst Veranstaltungen werden stellenweise in Leichter Sprache moderiert.

Facebook leicht verständlich?!

Doch wie sieht es mit dem Einsatz von Leichter Sprache in den Sozialen Netzwerken aus? Diese zeichnen sich durch einen einfachen Aufbau aus und werden vorwiegend mobil in der Freizeit konsumiert. Die Bedienung der Plattform und das Lesen persönlicher Nutzerbestimmungen sollten deshalb umso eingängiger sein, denkt man. Warum sind dann Datenschutzbestimmungen auf Facebook und Co so komplex und der Dschungel der Hilfeseite selbst für Menschen ohne Lernschwierigkeiten schier unmöglich zu durchblicken? Umso wichtiger ist es also, auch in diesem Bereich eine barrierereduzierte Kommunikation zu gewährleisten.

Selbstbestimmung und Schutz der eigenen Daten im Netz für alle!

Auf diesem Gebiet besteht leider noch Nachholbedarf. Begibt man sich auf die Suche im Internet, findet man lediglich eine bereits beendete Online-Petition engagierter Pädagogikstudenten für den Einsatz von Leichter Sprache auf Facebook. Leider hat diese Petition viel zu wenige Menschen erreicht und ruft zudem nicht gerade wenige kritische Stimmen hervor. Facebook in Leichter Sprache hat entgegen fälschlicher Annahmen nichts damit zu tun, Kurznachrichten noch kürzer zu gestalten und ihnen jeglichen Sinnzusammenhang zu rauben. Es bedeutet, unterschiedlichsten Personengruppen das virtuelle Mitwirken zu ermöglichen und als Folge gleichzeitig einen wichtigen Teil für die gesellschaftliche Teilhabe beizutragen. Dazu gehört als Basis eine erleichterte Steuerung. Hilfetutorials, Privatsphäreeinstellungen und Datenschutzbestimmungen sollten weiterhin leicht verständlich und in reduzierter Fülle aufbereitet sein. Erst dann wird auch Menschen mit Lernbehinderung der selbstbestimmte Schutz ihrer Daten, die gewünschte Privatsphäre und der volle Zugang zu Informationen zugesprochen. Nicht zu vergessen, dass die Präsenz in sozialen Netzwerken die Chance eröffnet, die eigene Person in all ihren unterschiedlichen Facetten darzustellen, ohne immer nur auf Behinderung reduziert zu werden.

Barrierearme Kommunikation von Anfang an

Gute Voraussetzungen für die Umsetzung dieses Gedankenansatzes sind im Grunde gegeben. Viele Talker beinhalten mittlerweile den direkten Zugang zu den gängigen Sozialen Netzwerken, was selbst kommunikativ stark eingeschränkten Personen den Austausch mit Gleichgesinnten eröffnet. Großen Firmen sollte es aufgrund der hohen Medienkompetenz ihrer MitarbeiterInnen und der hohen Präsenz in den Medien ein Leichtes sein, für Internetplattformen und Messengerdienste eine einfache, barrierefreie Nutzung anzubieten. Was fehlt, ist ein konstantes Umdenken in den Köpfen der Unternehmen. Wird ein neues Soziales Netzwerk eröffnet? Nicht lange überlegen und eine barrierearme Bedienung und Kommunikation von Anfang an mitbedenken und etablieren! Das macht vieles im Nachhinein leichter. Glückliche Nutzerinnen und Nutzer beschert es allemal.

Linktipps:

Mehr Informationen zur Leichten Sprache vom Verein „Mensch zuerst – Netzwerk People First Deutschland“

Das Netzwerk Leichte Sprache

Ist die Leichte Sprache auch gut? Ein Blogbeitrag von Eva Keller über die Bewertung der Regeln der Leichten Sprache

Mehr Leichte Sprache! Ein Blogbeitrag von Stefanie Wulff  über die Ausbildung von Prüfern für Texte in Leichter Sprache – mit einer Übersetzung in Leichter Sprache

Was bedeutet eigentlich Barrierefreiheit im Internet? Ein Blogbeitrag von Domingos de Oliveira

(Nina Treusch)

Mensch und Tier im Dialog

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Rudi Cerne präsentiert die Gewinnzahlen der Aktion Mensch-Lotterie vom 26. Oktober 2014 und stellt das Projekt „Kontakt – Mensch und Tier im Dialog“ in Erfurt vor. In dem Projekt arbeiten Menschen mit Behinderung auf einem Bauernhof mit Tieren, pflegen, füttern und trainieren sie. Die Aktion Mensch fördert das Projekt „Kontakt – Mensch und Tier im Dialog“ des CJD Erfurt mit 3.980 Euro.

Mehr Informationen unter aktion-mensch.de/projekte-engagieren-und-foerdern

Sehen Sie auch das Video zu diesem Beitrag

(Redaktion )

Von Buenos Aires zur Seidenstraße

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Ein Mann mit Schutzhelm steht mit einer Frau vor einer großen Metallwanne

Mehr als 10.000 „Ruheständler“ können es einfach nicht lassen. Mit jahrzehntelanger Berufserfahrung im Gepäck reisen sie um die Welt und geben ihr Know-how an Werkstätten, Fabriken und Organisationen weiter. Vermittelt werden solche Einsätze vom Senior Experten Service aus Bonn.

Im März 2013 ging es los: drei Wochen Argentinien. Nicht um einen verdienten Urlaub zu genießen und zu entspannen, sondern um wertvolles Know-how weiterzugeben und selbst eine Menge zu lernen. Dr. Reinhard Röttenbacher fuhr als „Senior Experte“ nach Victoria, einem kleinen Ort 300 Kilometer von Buenos Aires entfernt. Der Ingenieur ist Fachmann für die Produktion von Porenbeton. Porenbetonsteine kennt man in Deutschland auch unter dem Markennamen Ytong. In dem 30.000-Einwohner-Ort hat das Unternehmen Ardal ein Werk, das den Senior Experten Service (SES) in Bonn um Unterstützung gebeten hat.

Der SES verfügt über einen Pool von über 11.000 Freiwilligen und ist damit die größte deutsche Entsendeorganisation für ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte im Ruhestand. Allein 2013 wurden 1.549 Einsätze in 89 Ländern durchgeführt. Die Organisation übernimmt die Vermittlung und trägt die Reisekosten, die Ausgaben vor Ort trägt das lokale Unternehmen. Die Aufgabenstellung in Victoria war die Einführung eines dringend benötigten Qualitätsmanagements und die Schulung von Mitarbeitern.

Hilfe zur Selbsthilfe

Zur Auftragsbeschreibung gehört es hingegen nicht, dass der Berater aus Deutschland den argentinischen Fachkräften einfach in die Feder diktiert, wie man die Dinge richtig anpackt – Ziel des SES ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. So wurden mit Werksleitung, einem Entwicklungsingenieur und der Laborleiterin alle Produktionsschritte durchgesprochen und diskutiert. Reinhard Röttenbacher erinnert sich: „Da ging es um die gesamte Verfahrenstechnik: Welche Abläufe sind sinnvoll? In welcher Reihenfolge sollen sie stattfinden? Wie sind die optimalen Maschineneinstellungen ...“ Mit dem Sachverstand vor Ort und Röttenbachers Blick von außen interpretierte man gemeinsam Produktionsergebnisse, justierte nach und verbesserte substanziell die Produktqualität.

Der argentinische Mittelständler profitierte von den 20 Jahren Erfahrung des deutschen „Senior Experten“ bei der Produktion von Porenbeton. Er hat als Werksleiter gearbeitet und später für einen großen Konzern 30 Betriebe auf der ganzen Welt überwacht. Das Jetten rund um die Welt war er gewohnt, die Beratertätigkeit bei SES schließt nahtlos daran an.

Land und Leute kennen lernen

Die alltägliche Kommunikation im Betrieb war kein Problem. Reinhard Röttenbacher brachte einiges an Spanisch mit, zusätzlich war einer der Ingenieure deutschstämmig und für einen Dolmetscher war zusätzlich gesorgt. Beeindruckt war der Ingenieur von der Gastfreundschaft vor Ort. Beim landestypischen „Asado“ (Gegrilltes) erfuhr er viel über das Land und schloss die eine oder andere Freundschaft mit den Mitarbeitern. An den Wochenenden war ausreichend Zeit, die Hauptstadt Buenos Aires kennenzulernen.

Die Mitarbeiter der Firma ließen wissen, dass sie nie geglaubt hätten, in der kurzen Zeit so viel auf den Weg bringen zu können. Reinhard Röttenbacher freut sich darüber, mal nicht wie früher beim Business-Trip nur den Flughafen einer Stadt zu sehen, sondern länger vor Ort sein und das Land und die Menschen kennen lernen zu können.

Nächste Station wird Usbekistan sein. Dort überlegt ein Unternehmen, ob es eine Porenbeton-Produktionsanlage bauen soll. Reinhard Röttenbacher ist gespannt auf die kommende Herausforderung: „Wann kommt man schon mal an die Seidenstraße?“

Linktipps:

Mehr Informationen gibt es auf der Website des Senior Experten Service

Weitere Engagement-Möglichkeiten finden Sie in der Freiwilligen-Datenbank

(Henrik Flor)

Einfach lesen!

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Ein Mann und eine Frau sind über ihre Bücher gebeugt und lesen.

In immer mehr Cafés sieht man Menschen, die zusammen lesen. Es sind bunt gemischte Runden, in denen Alter, Herkunft und Lese-Fähigkeit keine Rolle spielen – genau das macht den Reiz der Leseklubs aus.

Berlin-Spandau, Mittwoch 17 Uhr im Café Paule. Längst sind alle Stühle am großen runden Tisch besetzt, Kaffee und Saftschorlen bestellt, jeder hat sein Buch aufgeschlagen. Stefan, Ende 50, der in einer Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung arbeitet, steht schon in den Startlöchern. Auf ein Signal von Doreen hin, die die Gruppe zusammen mit ihrer Kollegin Mirka von der örtlichen Lebenshilfe aus koordiniert, fängt Stefan an, aus dem Buch „Kick It Like Beckham“ vorzulesen. Nach drei Seiten ist Monika dran. Die Rentnerin mit den roten Locken trägt formvollendet die nächsten Passagen vor und übergibt danach das Staffelholz an Uta und ihre 18-jährige Tochter Mayubi. Sie hat das Down-Syndrom und kann Wörter nur schwer erkennen. Ihre Mutter liest jeweils ein Wort und zeigt darauf, Mayubi spricht ihr nach. Danach ist Virginia dran. Die 30-Jährige konnte aufgrund einer Lernschwäche bis vor wenigen Jahren kaum lesen. Durch die Mittwochs-Treffen hat sie das Lesen für sich entdeckt und vertieft sich nun jeden Abend in eines ihrer Märchenbücher. Den Schluss der Runde bildet Joe, Anfang 60, der als freier Unterhaltungskünstler arbeitet.

Die meisten Bücher sind in Einfacher Sprache verfasst

Uta, die neben Monika und Joe eine der ehrenamtlichen „Mitleser“ ist und die Treffen moderiert, erklärt den weiteren Ablauf: „Am Ende sprechen wir gemeinsam darüber, worum es in dem Buch geht, was jemand nicht verstanden oder ihm besonders gut gefallen hat.“ Die meisten Bücher, die die Gruppe liest, sind in Einfacher Sprache verfasst. Da es bisher nur wenige solcher Bücher gibt, überträgt Doreen die Texte oft selbst.

Das, was jeden Mittwoch im Café Paule stattfindet, ist inzwischen in vielen deutschen Städten unter dem Namen LEA-Leseklub bekannt. Das Prinzip: 6-10 Personen mit und ohne Behinderung und mit ganz unterschiedlichen Lese-Fähigkeiten treffen sich einmal in der Woche, um gemeinsam zu lesen. Zwei ehrenamtliche Mitleser unterstützen dabei. Alle kommen aus Spaß am Lesen, einige, weil sie besser lesen lernen wollen, andere, weil sie gerne unter Menschen sind.

Die Idee, die aus den USA kommt, holte der KuBus e.V. zunächst nach Köln. Dann fanden sich immer mehr Freiwillige auch in anderen Städten, die lesefreudige Menschen zusammenbringen wollten.

Jeder soll sehen, dass auch Menschen mit Behinderung lesen

Inzwischen gibt es LEA-Leseklubs in rund 40 Städten. Dass die Treffen stets an öffentlichen Orten stattfinden, ist Teil des Konzepts. Jeder soll sehen, dass auch Menschen mit Behinderung lesen und sich für Literatur interessieren.

Monika, die Älteste in der Runde, hatte schon als Jugendliche einem blinden Ehepaar aus der Zeitung vorgelesen und damit ihr Taschengeld aufgebessert. „Ich hatte mir immer vorgenommen, im Ruhestand daran anzuknüpfen“, erinnert sie sich. Etwas Besseres als der LEA-Leseklub hätte ihr nicht passieren können.

Wer Interesse hat, sich einem LEA-Leseklub anzuschließen oder selbst einen zu gründen, findet alle Infos unter: www.kubus-ev.de/LEA-leseklub.

Weitere Möglichkeiten zum Engagement für das Lesen gibt es in der Freiwilligendatenbank.

(Henrik Flor)

Wie Inklusion Schule macht

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Jungen und Mädchen würfeln an einem Spielbrett

Im Projekt GIPS geben Menschen mit einer Behinderung Schülern Einblicke in ihr Leben. Schüler verlieren so Berührungsängste, und die Trainer gewinnen Selbstbewusstsein. Das Sensibilisierungs-Training stammt aus den Niederlanden und hat den Sprung nach Deutschland geschafft.

Als Suzanne Stevens vor neun Jahren das erste Mal vor einer Klasse stand, war es für beide Seiten ungewohnt. Die blinde Frau mit ihrem Assistenzhund war für die meisten Schülerinnen und Schüler kein alltäglicher Anblick. Nach zehn Minuten war das Eis gebrochen. Dann ging es mit dem „GIPS-Spiel“ los: Die Schülerinnen und Schüler teilten sich in Kleingruppen auf und erledigten 17 verschiedene Aufgaben, die Behinderungen, Krankheiten oder Alterserscheinungen thematisieren: Sie banden sich mit einer Hand die Schuhe zu, orientierten sich mit einem Blindenstock oder steuerten einen Rollstuhl.

An einem weiteren Vormittag kam Stevens mit Verstärkung zurück in die Klasse. Einer der Engagierten hörte schwer, eine Andere bewegte sich mit einem Rollstuhl, wieder ein Anderer sprach undeutlich. Aufgeteilt in kleine Gruppen, konnten die Kinder jetzt alle ihre Fragen und auch Berührungsängste loswerden. Suzanne Stevens erzählt: „Ich werde dann zum Beispiel gefragt, ob ich in einem ganz normalen Haus lebe, was der Hund frisst oder wie das mit dem Verreisen funktioniert.“

Scheu vor Menschen mit Behinderungen nehmen

Den Freiwilligen des Programms, das in den Niederlanden unter dem Namen GIPSSpelen & Leren“ bekannt ist, gelingt es, Kindern die Scheu vor Menschen mit Behinderungen zu nehmen und auf ein Leben vorzubereiten, in dem niemand ausgegrenzt wird. Stevens meint: „Die Kinder merken, dass auch ein Mensch im Rollstuhl oder einer, der nicht hört, ziemlich normal ist und ein Leben führt, das nicht viel anders ist als das der meisten Menschen.“

Die ehrenamtlichen GIPS-Trainer sind Experten in eigener Sache, denen die Arbeit mit den Schulkindern in erster Linie Spaß macht. Zusätzlich tut das selbstständige Durchführen der Workshops dem Selbstbewusstsein gut. Bei Suzanne Stevens ging es noch weiter: Nach einigen Jahren der Arbeitslosigkeit hat die gelernte Sekretärin in der GIPS-Geschäftsstelle im niederländischen Kerkrade eine feste Anstellung gefunden.

Inzwischen auch in Deutschland am Start

Das Programm, das in den Niederlanden jährlich 5.500 Schüler an 200 Schulen erreicht, ging inzwischen auch in Deutschland an den Start. In der StädteRegion Aachen nehmen bereits 93 Klassen der Jahrgangsstufe 6 teil. Weitere Landkreise wie Düren und Heinsberg stehen vor dem Start. Und das soll erst der Anfang sein.

Das Euregio Kompetenzzentrum für Barrierefreiheit (EUKOBA) will das Modell als sog. Social Franchise in ganz Deutschland verbreiten. Das heißt, wo immer sich eine Gruppe von motivierten Menschen mit Behinderung oder Senioren zusammenfindet, die mit Schülern arbeiten wollen, sorgt EUKOBA für die vorbereitenden Workshops, für sämtliches Material und den guten Namen „GIPS Spielen und Lernen“. Die lokalen Gruppen entrichten im Gegenzug eine geringe jährliche Gebühr.

Linktipps:

Das Euregio Kompetenzzentrum für Barrierefreiheit (EUKOBA)

Mehr Info zum niederländischen Programm GIPS „Spelen & Leren“

 

Weitere Engagement-Möglichkeiten finden Sie in der Freiwilligendatenbank

(Henrik Flor)

Start zur Blogparade #INKLUSION2025

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Logo des Zukunftskongresses Inklusion2025: Ein Kreis voller bunter Punkte, der sich nach hinten rechts hin auflöst und in der Ferne verschwindet

Wie haben wir eigentlich getweeted, gemailt und uns in fremden Städten orientiert, als es noch keine Smartphones gab? Diese nicht ganz ernst gemeinte Frage zeigt, wie schnell technische Entwicklungen heute Teil unseres Alltages werden. Angesichts dieser Dynamik ist es natürlich gewagt, zehn Jahre in die Zukunft zu schauen. Aber genau das haben wir uns vorgenommen.

Am 2. und 3. Dezember veranstalten wir in Berlin den Zukunftskongress INKLUSION2025. In sechs Themenpanels möchten wir gemeinsam mit Fachleuten und dem Publikum diskutieren, welche Entwicklungen die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben in Zukunft beeinflussen werden.

Aber haben wir in Deutschland nicht schon eine inklusive Gesellschaft? Leider nein. Das wird besonders deutlich, wenn man aus der Perspektive von Menschen mit Behinderung auf die Gesellschaft schaut. Ob in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Freizeit oder auch in der digitalen Welt – Menschen mit Behinderung stoßen noch immer auf zahlreiche Barrieren oder werden durch rechtliche Bestimmungen von der Teilhabe ausgeschlossen. Obwohl Inklusion also längst Teil der öffentlichen Debatte ist, ist es bis zur gelebten Inklusion noch ein langer Weg. Das Gute daran: Wir können ihn gemeinsam gestalten.

Mit unserer Blogparade #INKLUSION2025 suchen wir deshalb Ihre Ideen dazu, wie unsere Welt in zehn Jahren aussehen wird und was nötig ist, damit daraus eine inklusivere Gesellschaft wird. Schule für Alle, Elite-Uni oder Lernen in der Cloud? Grundeinkommen oder Ich-AG? Freiheit für die Daten oder Überwachungs-Albtraum? Mitmachen kann jeder, der ein eigenes Blog hat und auf diesen Artikel verlinkt oder seinen Blog-Beitrag mit Verweis auf seinen Blog hier in den Kommentaren veröffentlicht. Die Blogparade läuft vom 10. November bis zum 10. Dezember 2014.

Bei der Themenwahl sind Sie frei, können sich aber auch gerne an den Themen des Kongresses orientieren:

  1. Arbeitsleben und Unternehmensentwicklung
  2. Bildungschancen und Lebensweggestaltung
  3. Gesellschaftliche Entwicklung und soziale Verantwortung
  4. Selbstbestimmtes Leben in sozialen Räumen und Beziehungen
  5. Technologieentwicklung und digitale Kommunikation
  6. Technische Innovationen in den Lebenswissenschaften

Als Dankeschön erhalten alle, die bis zum 24. November an der Blogparade teilnehmen, freien Eintritt zum Kongress (natürlich nur solange der Vorrat reicht ;) ).

Wir freuen uns auf anregende Beiträge und darauf, Ihre Ideen mit Ihnen in Berlin zu diskutieren.

(Urs Martin Lambertz)

Hausmeister XXL

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Klaus Deichelmann

Jurist mit praktischer Veranlagung: Klaus Deichelmann ist Leiter Organisation der Aktion Mensch

Wenn Klaus Deichelmann, Leiter des Teams Organisation der Aktion Mensch, seine Aufgabe beschreiben soll, sagt er lapidar: „Ich sehe mich als Hausmeister mit abwechslungsreichen Nebentätigkeiten.“ Er weiß, dass das als Jobbeschreibung ganz schön untertrieben ist. Aber ein bisschen Wahrheit liegt doch darin, früher mehr als heute: Deichelmann soll mit seinem Team dafür sorgen, dass der Büroalltag organisatorisch und logistisch reibungslos läuft.

Bürostuhl kaputt? Größere Sitzung mit Catering geplant? Umzug erforderlich? Kollege Computer hilft Deichelmanns Team dabei, solche Wünsche der fast 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf mehrere Schultern zu verteilen. „Wir haben ein sogenanntes Helpdesk, an das die Leute aus dem Haus bei Problemen eine Mail schicken“, beschreibt er. Aus dem Pool der eingegangenen Aufträge zieht sich jeder seine Aufgaben für den Tag heraus. Die Ansprüche sind gestiegen: „Die Zeiten von Hausmeistern, die den Hof fegen und den ganzen Tag mit grauem Kittel und einem Schraubenzieher durchs Haus rennen, sind vorbei“, sagt Deichelmann. „Wir müssen etwa die Technik von Brandmeldeanlagen verstehen und die ganze Leit-Technik des Hauses in Gang halten. Selbst wenn nur die Kaffeemaschinen gewartet werden, schließt man heute einen Laptop an.“

Auf verschlungenen Pfaden zur Aktion Mensch

Der Teamleiter koordiniert zurzeit den Einsatz von 18 Kolleginnen und Kollegen. Das TeamFacility Management“ kümmert sich um alle Themen rund um das Gebäude plus Fuhrpark und das Catering von Sitzungen sowie die Organisation von internen Veranstaltungen. „Sie machen im Prinzip alles vom Rasenmähen bis hin zum Tische aufstellen und aufdecken“, erklärt Deichelmann. Ein dauerhaft wichtiges Thema für die Truppe: Barrierefreiheit. Das zweite Team ist für Material, Logistik und Post zuständig. „Sie verschicken unter anderem bis zu 2.000 Briefe täglich, dazu Broschüren und Pakete mit unterschiedlichsten Infomaterialien.“ Auch alle Versicherungsangelegenheiten landen auf Deichelmanns Tisch, „zum Beispiel für die Haftpflicht für die Teilnahme von unseren Mitarbeitern am Karnevalsumzug in Bonn“.

Klaus Deichelmann ist auf verschlungenen Pfaden zur Aktion Mensch gekommen. Der studierte Jurist war nach der Wende in Ostdeutschland Reprivatisierungsbeauftragter der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) und arbeitete daran, in der NS- und DDR-Zeit enteignete Firmen an ihre ehemaligen Eigentümer zurückzugeben. 1998 brauchte er nach Auflösung der BvS einen neuen Job und fand ihn als Referent Personal und Controlling bei der Aktion Mensch in Bonn. Die Organisation bestand damals aus rund 40 Personen, aber sie wuchs stetig. Im Jahr 2000 war ein Umzug aus den beengten Büros in der Franz-Lohe-Straße nötig. Neuling Deichelmann kümmerte sich auch um die Planung und Konzeption des Hauses. „Das war eine große Herausforderung“, erzählt er. Auch das zweite Domizil in der Holbeinstraße platzte schnell aus allen Nähten. Also warteten Bürokonzeption und Planung des Umzugs Nummer 2, diesmal in die Heinemannstraße, auf den unkonventionellen Juristen, der inzwischen „Leiter Organisation“ geworden war.

Eingeschliffene Bürotraditionen hinterfragen

Deichelmann hat bei der Planung und Einrichtung von Büros ein Faible für transparentes, kreatives und kommunikatives Arbeiten und eine flexible Büroorganisation. Er hinterfragt gerne eingeschliffene Bürotraditionen. „Ich will zeigen, dass man auch mal anders sitzen und arbeiten kann.“ Seit die Aktion Mensch 2014 Eigentümer des Bürohauses in der Heinemannstraße und nicht mehr nur Mieter ist, setzt er Akzente in diese Richtung: „Mein Anspruch ist, dass die Mitarbeiter gerne hier arbeiten und sich wohl fühlen. Ich will mit meinem Team Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass unser Haus zukunftsfähig und energieeffizient wird.“

Die Umzüge der Aktion Mensch hat Deichelmann gut organisiert, aber seinen eigenen hat er noch nicht hingekriegt: Seit über 15 Jahren pendelt der gebürtige Rheinhesse zwischen Hamburg und seinem Job in Bonn. Den richtigen Zeitpunkt für den Umzug hat er also verpasst, den Zug nach Bonn aber noch nie.

Linktipps:

Zwischen Briefkastenonkel und Kampagnenmacher. Ein Porträt von Carmen Molitor über Christian Schmitz, den früheren stellvertretenden Pressesprecher der Aktion Mensch

Glücksfee ohne Casting. Ein Porträt von Carmen Molitor über Angela Hofmeister, früher TV-Glücksfee in „Der große Preis“ und heute Hüterin des Aktion Mensch-Logos

Beraten statt bedrängen. Ein Porträt von Carmen Molitor über Stephan Weltring, der das Callcenter der Aktion Mensch vor 15 Jahren neu aufgebaut hat

(Carmen Molitor)


Zurück in die Zukunft

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Der junge Raul Krauthausen im Rollstuhl

Wenn man schon alles an seinem Rollstuhl hat, dann fehlt nur noch ein Gerät für Zeitreisen, um mit seinem 14-jährigen Ich zu reden. Blogger Raul Krauthausen hätte gerne mal die Chance, mit sich selbst vor 20 Jahren zu sprechen und sich ein paar Sätze mit auf den Weg zu geben.

An meinem Rollstuhl habe ich schon einige Gimmicks nachgerüstet: unter anderem einen USB-Adapter mit dem ich mein Handy aufladen kann und ganz neu eine Halterung für einen mobilen Klapptisch. Wenn ich gerade so aus dem Fenster über Berlin schaue und meine Kaffeetasse auf den praktischen Klapptisch stelle, dann hätte ich gerne noch ein weiteres Gadget an meinem Rollstuhl. Wie gerne würde ich einen Fluxkompensator einbauen, damit ich zurück in die Vergangenheit wie Marty McFly reisen kann, um meinem 14-jährigen Ich ein paar Tipps mit auf den Weg zu geben. Denn im Laufe meines Lebens habe ich viele Dinge zu meiner Behinderung erkannt, die ich gerne schon vor 20 Jahren gewusst hätte.

Hier mein Notizzettel, was ich dem jungen Raul sagen würde, wenn das mit dem Fluxkompensator klappt:

Lasse dir von niemandem sagen, was du nicht kannst! Erforsche, was dir Freude bereitet

Lieber 14-jähriger Raul, in deinem weiteren Leben wirst du öfters als deine nicht behinderten Freunde damit konfrontiert werden, was du alles (angeblich) nicht kannst, beispielsweise ein Fußballstar oder Dachdecker werden. Das ist auf der einen Seite manchmal realistisch, aber auf der anderen Seite wirst du auch viele Sachen kennenlernen, die dir Spaß machen, und davon sollte dich niemand abhalten. Nicht deine Eltern. Nicht deine Lehrer. Nicht deine Bekannten. Glaub an deinen Traum. Wenn du gerne beim Radio arbeiten willst, dann bewirb dich auf Stellen und nimm in deinem Zimmer eigene Podcasts auf. Denn aus Freude entspringt Motivation, es häufiger zu tun. Und wenn du es häufiger praktizierst, an deinem Hobby arbeitest, dir Feedback einholst, dann wirst du Erfolge sehen. Behinderung hin oder her.

Verlasse deine Komfortzone

Menschen werden dich oft hilfsbedürftig anschauen und allein wegen deiner Körperstatur, deiner Stimme und dem furchteinflößenden Wort „Glasknochenkrankheit“ in deiner Behinderungsart schon kleine „Erfolge“ bei dir feiern. Was gut gemeint ist, wird dich aber nicht viel weiter bringen, sondern eher in deiner Komfortzone verharren lassen. Es ist einfach, den niedrigen Ansprüchen, die von dir erwartet werden, gerecht zu werden, aber wirst du damit auch dir selbst gerecht? Wenn du dich langweilst, fordere mehr und scheitere auch mal, bekomme Kritik und verbessere dich dadurch. Verlass deine Komfortzone, reise, so oft und so weit du kannst, und probiere neue Sachen aus!

Es ist okay, nach Unterstützung zu fragen

Wenn du merkst, dass du manche Dinge nicht alleine schaffst, dann kannst du auch jemanden um Rat und Unterstützung fragen. Du musst nicht immer der Held sein, der alles alleine schafft, um dich zu beweisen. Das macht jeder Mensch, und du musst da keine Ausnahme sein.

Tausche dich mit anderen Menschen aus, die auch (d)eine Behinderung haben.

Du wirst hoffentlich auch Freunde haben, die keine Behinderung haben. Das ist für deine eigene Entwicklung sehr wichtig. Denn so lernst du andere Perspektiven kennen – und sie deine. Natürlich gibt es auch Sachen, die du lieber mit Freunden besprechen willst, die auch eine Behinderung haben. Denn nicht behinderte Freunde können sich in bestimmte Themen wie z. B. wie es ist, sich als behinderter Mensch in einen nicht behinderten Menschen zu verlieben, nicht so gut reinversetzen. Wichtig ist einfach die Mischung aus behinderten und nicht behinderten Freunden, um deinen Horizont zu erweitern.

Zieh so schnell es geht von zu Hause aus!

Der Rat ist auf keinen Fall eine Kritik an deinen Eltern, sondern nur ein wichtiger Tipp für deine Selbstständigkeit. Wie bei allen Jugendlichen ist es einfach ein Luxus, im „Hotel Mama und Papa“ zu leben, aber auch hier entwickelt sich schnell eine Komfortzone, die deine Entwicklung und das Leben deiner Eltern stark beeinflussen kann. Mit einem Persönlichen Budget und Assistenz ist es möglich, dass du auch mit Behinderung in eine eigene WG ziehen oder auch alleine wohnen kannst. Rückblickend ist das eine der wichtigsten Entscheidungen in meinem Leben gewesen, dass ich früh von zu Hause ausgezogen bin. Oh sorry, junger Raul, dass ich dir das jetzt verraten habe, aber du wirst es lieben!

Bleib du selbst

Ja, der Satz klingt jetzt ein bisschen so, als ob ich ihn auf einem Teebeutel gelesen habe, aber wenn du 14-jähriges Ich mal in meinem Alter bist, dann wirst du mir vielleicht zustimmen. Denn deine Behinderung wird dich dein ganzes Leben lang begleiten, also steh zu ihr. Sie gehört zu dir wie deine Haarfarbe. Und das ist gut so! Es bringt nichts, sich zu verstellen, so zu tun, als ob du alles alleine kannst und deine Behinderung nie eine Rolle spielt. Denn das zehrt an deinen Kräften. Deine Behinderung ist nicht an allem schuld, was du (nicht) erleben wirst. Meistens ist es die Gesellschaft, die einen behindert. Vergiss nie: Du hast es selbst in der Hand, ob du ein guter Typ oder ein Idiot wirst. Eine Behinderung kann auch Chancen bieten, die dich alternative Wege entdecken lässt, z. B. einen Job zu finden, in dem deine eigene Perspektive als Rollstuhlfahrer als bereichernd empfunden wird.

In unserer Gesellschaft musst du leider immer noch mehr leisten und arbeiten, als es vielleicht deine nicht behinderten Freunde müssen, weil wir einfach noch keine inklusive Gesellschaft haben. Deswegen ist es so wichtig, dass du dich immer wieder selbst kontrollierst, ob du noch der bist, der du sein willst. Sei charmant-respektlos den Menschen gegenüber, die nicht an dich glauben.

Lehne niemals Süßigkeiten ab!

Wenn dir Schokolade angeboten wird, nimm sie an! Denn sie ist lecker. Ach ja, Raider heißt nun Twix, aber sonst ändert sich nix.

So, jetzt muss ich aber schnell los. Um Punkt Mitternacht schlägt der Blitz in der Kirche ein, und ich brauche den Strom, um zurück in die Zukunft zu kommen! Ciao, junger Raul!

Eines noch: Die bunte Leggings sieht witzig aus, das wird 2014 wieder in Mode sein.

Zurück in der Gegenwart: Welche Tipps hättet ihr für euer jüngeres Ich, wenn ihr eine Zeitreise machen könntet?

 

Linktipps:

Die iNklusion ist da. Überlegungen von Raúl Krauthausen, Menschenrechte endlich mal genauso zu präsentieren wie das neueste technische Produkt

Gib dem anderen eine Chance! Plädoyer von Margit Glasow für einen offenen Umgang zwischen Menschen mit und ohne Behinderung.

Überall nur blaue Autos. Raúl Krauthausen über Menschen, die noch nie von Inklusion gehört haben – und die Konsequenzen für die, die sich ständig damit beschäftigen

Der junge Raul Krauthausen mit einer bunten Leggings

(Raúl Krauthausen)

Inklusion 2025 – ein Blick in die Zukunft

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Zwei Frauen unterhalten sich

Zukunft kann gestaltet werden! Wer das auch so sieht, ist richtig beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“ der Aktion Mensch. Das zweitägige Treffen will neue Impulse für eine inklusive Gesellschaft geben und einen aktiven Beitrag zur gesellschaftlichen Veränderung leisten. Referentinnen und Referenten, Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Praxis treffen sich am 2. und 3. Dezember 2014 in Berlin. Sie loten Trends aus, die unser Zusammenleben in den kommenden Jahren mitbestimmen.

Chancen und Risiken

Ganz klar: Der Zukunftskongress richtet den Blick auf die Gesellschaft von morgen und stellt Fragen: Welche Chancen für mehr Inklusion bieten die großen Zukunftstrends, zum Beispiel Digitalisierung, Urbanisierung oder demografischer Wandel? Und welche Risiken sind mit diesen Megatrends möglicherweise verbunden? Was muss getan werden, um auf dem Weg zur inklusiven Gesellschaft voranzukommen?

Auch klar: Es gibt noch eine ganze Menge zu tun! Ein Beispiel von vielen lässt sich im Blog „Blindfisch“ (Eintrag vom 8. November) nachlesen: „Das Blindenleitsystem findet man schon an vielen Orten, doch warum enden so viele im Nichts? Erst vor kurzem wurde in meiner Stadt eine neue Sparkassen-Filiale eröffnet. Das Gebäude wurde mit diesem Blindenleitsystem umlegt, doch den Eingang haben sie vergessen.“

Das zeigt: Manches ist angestoßen in Richtung Barrierefreiheit. Aber damit gelebte Inklusion zur Selbstverständlichkeit wird, muss noch mancher Stein aus dem Weg geräumt und manche Tür aufgestoßen werden. Inklusive Lern- und Arbeitsorte, Barrierefreies Internet, Gebärdensprachdolmetscher und Schriftdolmetscher bei öffentlichen und kulturellen Veranstaltungen, Dokumente und Bücher in „Leichter Sprache“ sind nur einige Bereiche, die zukünftig zur Routine werden sollen.

Innovative Lösungen für die Zukunft

Der Zukunftskongress geht auch auf die Suche: Wo sind die Menschen aus der Praxis, die mit ihren Projekten vormachen, wie Inklusion zukünftig aussehen kann? Zu Wort kommen Querdenkerinnen und Querdenker, die sich nicht mit dem Status Quo der Inklusion in Deutschland zufrieden geben und den Blick über den Tellerrand ihres eigenen Arbeitsfeldes oder Fachgebietes hinaus richten. Dabei sollen inklusive Zukunftsideen entwickelt und vorgetragen werden. Einer der innovativsten Denker auf den Feldern Diversität und Behinderung ist Prof. Jonathan Kaufman. Er beriet unter anderem das Weiße Haus und die Vereinten Nationen und gründete die Beratungsfirma Disability Works in New York, die sich mit der Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Behinderung befasst. Beim Berliner Inklusionskongress wird er als Hauptredner – ausgehend von seinem eigenen Leben mit Behinderung – auf das zu sprechen kommen, was er „die Wunde und den Bogen“ nennt: Gerade die Behinderung war es, die ihn mit den Mitteln für seinen persönlichen Erfolg ausgestattet hat. Kaufman plädiert für einen Paradigmenwechsel bei unserer Sicht auf Behinderung, der einer Kultur der Inklusion den Weg ebnen soll. Behinderung wird dabei als wichtiger Bestandteil gesellschaftlicher Vielfalt verstanden, in der selbst die Macht zur Inklusion stecke. Einen weiteren Motor für mehr Inklusion sieht Kaufmann in den Innovationen der digitalen Welt. Sie ermögliche es Menschen mit Behinderung, ihre Rolle in der Gesellschaft als aktive und engagierte Bürger neu zu definieren.

Inklusion in allen Lebensbereichen

Leitlinien für das zweitägige Treffen bilden sechs Themenschwerpunkte:

Dieses breite Spektrum wird aufgerollt, um das Thema Inklusion ganzheitlich zu erfassen. Denn Inklusion bedeutet für die Zukunft Veränderung in allen Lebensbereichen unserer Gesellschaft.

Mitmachen!

Wer interessante Gedanken zum Thema Inklusion einbringen möchte, ist eingeladen, dies hier oder beim Zukunftskongress zu tun. Diskutieren Sie mit! Kommentare sind sehr willkommen und werden als Anregungen für den Kongress aufgenommen!

 

Linktipps:

Alle weiteren Informationen (Themen, Programm, Referenten) zum Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Video: Die wichtigsten Fakten zum Zukunftskongress in deutscher Gebärdensprache

Wie stellen Sie sich Ihre Welt in zehn Jahren vor? Machen Sie mit bei der Blogparade zum Zukunftskongress!

(Ulrich Steilen)

Gib dich nicht mit weniger zufrieden!

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Drei lachende Frauen an einem Tisch, eine von ihnen streckt die Faust in die Luft

Zukunftskongress „Inklusion 2025“ – Thema: „Selbstbestimmtes Leben in sozialen Räumen und Beziehungen“

Wer von Zukunft spricht, meint Veränderung. Wohnen, Arbeit, Mobilität, die Art und Weise, wie wir kommunizieren: Nichts bleibt, wie es ist! Dabei wünschen wir, dass unser Lebensumfeld immer besser und angenehmer wird. Je einfacher, zugänglicher und barrierefreier unsere Welt gestaltet ist, desto freier und selbstbestimmter können wir uns in ihr bewegen.

Selbstbestimmtes Leben in sozialen Räumen und Beziehungen“ heißt eines der Schwerpunktthemen beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“ am 2. und 3. Dezember in Berlin. Echte Inklusion ist ohne eine selbstbestimmte Lebensführung undenkbar. Aber: Selbstbestimmt Leben, wie geht das? Und was versteht man unter „sozialen Räumen und Beziehungen“?

Nur wer die Wahl hat, kann selbst entscheiden

„Selbstbestimmtes Leben“ bedeutet, dass Menschen selbst entscheiden können, wo und mit wem sie wohnen, arbeiten und ihre Freizeit verbringen wollen. Dabei ist es wichtig, die Wahl zwischen Alternativen zu haben. Selbstbestimmt leben heißt aber auch, dass Menschen mit Behinderung nicht nur mitreden dürfen, wenn es um ihre Interessen geht, sondern dass sie selbst entscheiden. „Nichts über uns ohne uns“, lautet hier die Devise.

Selbstbestimmt zu leben, ist ein Menschenrecht. Gerade deshalb legt die UN-Behindertenrechtskonvention so großen Wert darauf. Besonders Artikel 19 des Übereinkommens betont das Recht auf eine „unabhängige Lebensführung“ und die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Alles für alle zugänglich machen

Gesellschaftliches Leben findet dort statt, wo Menschen in ihrer Stadt oder Gemeinde zusammenkommen. Barrierefreiheit ist hier die Grundvoraussetzung für Inklusion. Noch viel zu oft verhindern Barrieren aber, dass öffentliche und soziale Räume für Menschen mit Behinderung ohne fremde Hilfe nutzbar sind.

Wie muss öffentlicher Raum in Stadt und Gemeinde zukünftig gestaltet sein, damit alles für alle zugänglich ist? Wie können Menschen mit Behinderung an örtlichen Planungsprozessen einbezogen werden? Diesen und anderen Fragen geht der Zukunftskongress nach und versucht, innovative Ideen zu entwickeln.

 

Interview mit Barbara Vieweg

Im Vorfeld des zweitägigen Treffens habe ich mit Barbara Vieweg gesprochen. Sie ist Projektkoordinatorin bei der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. (ISL). Frau Vieweg nimmt am Kongress-Workshop„Wie selbstbestimmt können wir zukünftig leben?“ teil und hält dort einen Kurzvortrag zum Thema „Empowerment“.

Frau Vieweg, was bedeutet „Selbstbestimmtes Leben“ aus Ihrer Sicht?

Barbara Vieweg: Selbstbestimmtes Leben heißt, akzeptable Wahlmöglichkeiten in der Gesellschaft zu haben. Sowohl was die eigene Lebensweise betrifft, als auch bei der Unterstützung, die man braucht. Sodass man beispielsweise in Hinblick auf Assistenz sagen kann: „Diese Art der Dienstleistung passt am besten zu meinem Lebensalltag.“ Das bedeutet letztlich, dass Menschen mit Behinderung genauso gleichberechtigt leben können wie alle anderen auch.

Stichwort Empowerment: Wie können Menschen mit Behinderung zur selbstbestimmten Lebensgestaltung ermutigt und befähigt werden?

Wir (die ISL) bieten zurzeit bundesweit Empowerment-Trainings an. Es geht dabei vor allem darum, dass sich Menschen mit Behinderung ihrer eigenen Kraft und ihrer Einflussmöglichkeiten bewusst werden. Gleichzeitig erfahren sie, welche Rechte sie einfordern können. Wir sagen immer: „Selbstbestimmt leben, gib dich nicht mit weniger zufrieden!“

Wo sehen Sie Gefahren für die „Selbstbestimmung“?

Die Gefahr liegt in der ständigen Kostendebatte und in dem Versuch, immer wieder Geld einzusparen. Außerdem werden Entscheidungen zu oft von Verantwortlichen getroffen, die die Lebensrealität behinderter Menschen gar nicht kennen. Dadurch laufen wir Gefahr, dass Inklusion ausgehöhlt wird.

Welche Rahmenbedingungen müssen sich ändern, damit Menschen mit Behinderung im Jahr 2025 mit größerer Selbstverständlichkeit als heute den eigenen Lebensplan selbst entwerfen können?

Ein wichtiger Punkt ist, dass sie sich nicht länger einem diskriminierenden Bedarfsfeststellungsverfahren unterziehen müssen, wenn sie Unterstützung benötigen. Oft wird – ausgesprochen oder unausgesprochen – unterstellt, dass man zu viel will und damit der Gesellschaft auf der Tasche liegt. Im Jahr 2025 – und ich hoffe bereits viel früher – sollte es offene Feststellungsverfahren auf Augenhöhe geben. Außerdem sollte es zukünftig viel mehr ambulante Dienstleister geben, damit Menschen mit Behinderung wählen können, welche Form für sie passt. Und natürlich der ganz wichtige Punkt: Leistungen dürfen nicht länger vom eigenen Einkommen und Vermögen abhängig sein. Bisher ist es ja so, dass jemand, der berufstätig ist, ein Großteil seines Einkommens für die eigene Assistenz ausgeben muss.

 

Linktipps:

Alle Infos zum Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Zukunftskongress „Inklusion 2025“: Thema „Selbstbestimmtes Leben in sozialen Räumen und Beziehungen“

Mehr zum Thema Selbstbestimmt Leben beim Familienratgeber

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Barbara Vieweg

(Ulrich Steilen)

Räumchen, Räumchen, wechsel dich

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Lachende Kinder vor einem Computermonitor

Zukunftskongress „Inklusion 2025“ – Thema: „Bildungschancen und Lebensweggestaltung

Mit dem Themenschwerpunkt „Bildungschancen und Lebensweggestaltung“ stehen beim Berliner Zukunftskongress die inklusiven Lernorte und Lernformen von morgen im Fokus des Interesses.

Haben Sie vielleicht Lust auf eine kleine Reise in die Vergangenheit, bevor wir den Blick in die Zukunft richten? Wir schreiben das Jahr 1999: Ich habe kein Handy. Aber dafür einen PC, natürlich ohne Internetzugang. Bücher fürs Studium leihe ich vor Ort in der Bibliothek aus. Dafür werden Bestellscheine geschrieben – per Hand. Wenn ich ins Netz will, gehe ich in ein sogenanntes Internetcafé. Von Web 2.0 sprechen noch nicht einmal die Computerfreaks. Es hat seinen Weg auf den Planeten Erde eben so wenig gefunden wie YouTube, Facebook oder Twitter. Das gibt es alles noch nicht. Menschen mit Behinderung an der Uni übrigens auch nur vereinzelt. Ende der Zeitreise.

Wie und wo lernen wir in Zukunft?

Wer hätte vor 15 Jahren gedacht, dass Internet und Smartphones heute derart massiv in unseren Alltag hinein wirken? Und das nicht nur in der Freizeit, sondern auch in Schule und Arbeitswelt. Digitale Medien in Ausbildung und Beruf eröffnen auch für Menschen mit Behinderung neue Zugänge. Lernen ist somit nicht notwendig an den Ort Schule gebunden, kann auch dezentral, beispielsweise von zu Hause aus, stattfinden. Wie und wo werden wir in Zukunft lernen und was bedeutet das für junge Menschen auch mit schwerer Behinderung? Welche Technologien werden zukünftig im Bildungsbereich besonders verändern? Und welchen Einfluss haben diese auf das Lernen von morgen?

Potenziale erkennen

Im Zuge der großen Zukunftstrends verändert sich auch die Bildungslandschaft massiv. Gerade im Hinblick auf Inklusion bringt dies neue Herausforderungen und auch Chancen mit sich. Bildung ist weit mehr als Schule. Bildung ist Persönlichkeitsentwicklung. Als Basis für das Arbeitsleben ist sie entscheidend für die Gestaltung des Lebenswegs. Und ein lebenslanges Lernen wird in unserer sich rasant wandelnden Wissensgesellschaft unumgänglich. Inklusion im Bereich Bildung darf deshalb nicht nur am Lernort Schule stattfinden. Werden diesbezüglich die Erfahrungen, Stärken und Potenziale, die Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene mit Behinderung mitbringen, schon richtig erkannt?

Damit Inklusion im Bildungsbereich kein Zukunftsmärchen bleibt, sondern auf der Basis guter Ideen in die Wirklichkeit umgesetzt wird, werden beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“ in sechs Workshops folgende Themenaspekte vertieft:

  1. „Ich sehe was in dir, das du nicht siehst“ – Erkennung und Förderung individueller Potenziale
  2. „Räumchen, Räumchen, wechsel dich“ – Inklusive Lernorte von morgen
  3. „Sieben auf einen Streich“ – Future-Fit für eine Ausbildungswelt mit Anspruch
  4. „Die Guten ins Kröpfchen, die Schlechten ins Töpfchen“ – Neue Formen des Lernens und ihre Potenziale für alle
  5. „Spieglein, Spieglein an der Wand ...“ – Welches sind Zukunftswerte in diesem Land?
  6. „Ene, mene, muh, und raus bist du“ – Was wollen wir wissen und was müssen wir lernen?

 

Verständlich, motivierend und ganzheitlich

Moderiert wird das Themenfeld „Bildungschancen und Lebensweggestaltung“ von Barbara Brokamp. Sie ist Projektbereichsleiterin für Inklusion bei der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft in Bonn. Ich habe mit Frau Brokamp über inklusive Lernorte der Zukunft, die Chancen der Digitalisierung und über den Begriff „Leistung“ gesprochen.

Wenn wir in die Zukunft denken, was zeichnet inklusive Bildungsorte von morgen aus?

Barbara Brokamp: Zukünftige Bildungsorte sind Orte, die sich als Ganztagsorte begreifen und die den Lernbedürfnissen von sehr unterschiedlichen Menschen entsprechen. Es sind Orte, zu denen junge und alte Menschen gerne gehen und die sie mitgestalten können. Orte, an denen man sich mit den großen Herausforderungen unserer Zeit alltagstauglich und hautnah beschäftigt – für alle verständlich, motivierend und ganzheitlich!

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung/ haben digitale Medien auf Inklusion im Bildungsbereich?

Digitale Medien bieten neue Chancen der Ausdrucksmöglichkeit und der Kommunikation, sie bieten soziale Netzwerke und Kooperationsmöglichkeiten. Andererseits: Sie können zur weiteren Beschleunigung und weniger Achtsamkeit im Umgang miteinander führen. Deshalb: Unbedingt sensibel bleiben!

Die Entwicklung einer immer stärkeren Leistungsgesellschaft steht dem inklusiven Lernanspruch eher hemmend gegenüber. Wo müssen wir Ihrer Meinung nach ansetzen und was darf auf keinen Fall eintreten?

Was heißt Leistung? Was bedeutet Leistungsgesellschaft? Die Frage ist: Werden lediglich bestimmte Leistungen wahrgenommen und wertgeschätzt? In diesem Sinne ist es wichtig, Potenziale von Menschen „hervorzuholen“, sie sichtbar zu machen, sie von anderen „erfahren“ zu lassen. Ein so verstandener Leistungsbegriff entspricht inklusivem Denken!

 

Linktipps:

Alle Infos zum Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Zukunftskongress „Inklusion2025“: Thema „Bildungschancen und Lebensweggestaltung“

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Barbara Brokamp

(Ulrich Steilen)

Arbeitswelt von morgen

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Drei Arbeiter befüllen Kissen an einem Tisch

Zukunftskongress „Inklusion 2025“ – Thema: „Arbeitsleben und Unternehmensentwicklung“

Wie wird sich unsere Arbeitswelt in Zukunft verändern? Und was bedeutet das für die Inklusion?

Die aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit haben es wieder gezeigt: Menschen mit Behinderung werden am Arbeitsmarkt momentan benachteiligt. Obwohl gerade schwerbehinderte Menschen in der Regel besser qualifiziert sind als nichtbehinderte, finden sie seltener einen Job am ersten Arbeitsmarkt und sind länger arbeitslos. Während die Arbeitslosigkeit in den letzten zehn Jahren insgesamt deutlich abgenommen hat, ist sie bei Menschen mit Schwerbehinderung angestiegen. Seit Jahren wird die gesetzlich vorgeschriebene Beschäftigungsquote für schwerbehinderten Menschen von fünf Prozent verfehlt.

Digitalisierung und Flexibilisierung

Und zukünftig? Wird der Fachkräftemangel weiter zunehmen und sich dadurch die Situation von gut qualifizierten Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt verbessern? Wie können die Fähigkeiten und Potenziale, die Menschen mit Behinderung mitbringen, genutzt werden? Welchen Einfluss hat die zunehmende Digitalisierung auf unsere täglichen Arbeitsprozesse? Gibt es immer mehr Menschen, die in schnell wechselnden Jobs ihr Geld verdienen, oder hat der lebenslang ausgeübte Beruf eine Zukunft? Arbeiten wir vielleicht in Zukunft weniger und können uns in der gewonnen Zeit ehrenamtlich für die Gesellschaft engagieren?

Dies sind einige der Fragen und Aspekte, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Zukunftskongresses „Inklusion 2025“ im Themenschwerpunkt „Arbeitsleben und Unternehmensentwicklung“ beschäftigen werden. Auch Mathilde Niehaus, Professorin für Arbeit und Berufliche Rehabilitation an der Universität Köln, wird am 2. und 3. Dezember in Berlin mit dabei sein. Im Interview spricht sie über die Veränderungen in der Arbeitswelt, die Teilhabe von Menschen mit Behinderung und über ihre Erwartungen an den bevorstehenden Kongress.

 

Welche Chancen zur Teilhabe haben Menschen mit Behinderung derzeit auf dem ersten Arbeitsmarkt?

Mathilde Niehaus: Ich möchte unterscheiden zwischen denjenigen, die bereits einen Arbeitsplatz haben und denjenigen, die Arbeit suchen. Die bereits Beschäftigten haben gute Chancen, auch beschäftigt zu bleiben. Bei denjenigen, die draußen sind, sprich von Arbeitslosigkeit betroffen sind, ist es unter dem Merkmal, behindert oder schwerbehindert zu sein, besonders schwierig, wieder in das Arbeitsleben integriert zu werden. Und zwar deshalb, weil an dieser Schwelle zum Eintreten in ein Unternehmen die vielfältigen Barrieren in den Köpfen ihre Wirkung zeigen. Zum Beispiel die Unterstellung, dass Menschen mit Behinderung häufiger krank sind oder nicht so flexibel einsetzbar.

Wie wird sich in Zukunft die Arbeitswelt verändern und welche Auswirkungen hat das auf Inklusion am Arbeitsplatz?

Ganz klar: Die Arbeitswelt unterliegt ständigem Wandel. Vieles wird immer schneller und flexibler, immer mehr Menschen sind von Umstrukturierung betroffen. Das gilt natürlich auch für Menschen mit Behinderung. Und insofern möchte ich auch vor dem Trugschluss warnen, dass ein zunehmender Fachkräftemangel automatisch zu mehr Einstellungen von Menschen mit Behinderung führt.

Die Nichterwerbstätigenquote behinderter Menschen ist viel höher als die Quote bei nicht behinderten Menschen. Was kann getan werden, damit sich das ändert?

Es ist für Menschen mit Behinderung nach wie vor sehr wichtig, eine gute Berufsausbildung und Qualifizierung zu haben. Andererseits ist es notwendig, dass diejenigen, die in den Personalabteilungen der Unternehmen tätig sind, ihre Wege der Personalrekrutierung überdenken: Wie können unterschiedliche Potenziale erkannt werden? Wie können wir unsere Auswahlprozesse für möglichst viele Bewerber so gestalten, dass die unterschiedlichen Ressourcen auch sichtbar werden (Stichwort „Diversity“)?

Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) fordert auch im Bereich Erwerbsarbeit Selbstbestimmung, volle Teilhabe sowie Barrierefreiheit. Ist das bis zum Jahr 2025 eine realisierbare Vorstellung oder eher Utopie?

Die Forderung der UN-BRK ist eine normative Setzung. Wenn diese im Einklang mit der ökonomischen Situation steht, kann sie zur Realität werden. Aber die Forderungen sind auf „good will“ (Anm.: auf guten Willen) angewiesen, solange die Nichtbefolgung nicht mit Sanktionen verbunden ist. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, dass es diese Sanktionen in Zukunft geben wird. Zwar gibt es das gesetzlich vorgeschriebene Eingliederungsmanagement und auch die Pflichtquote zur Einstellung von Schwerbehinderten für die Unternehmen. Aber Unternehmen, die das nicht erfüllen, haben nicht wirklich mit empfindlichen Sanktionen zu rechnen.

Was erwarten Sie sich vom Zukunftskongress in Berlin?

Ich würde mir wünschen, dass das Treffen viele sehr unterschiedliche Personen zusammenbringt. Also Menschen aus Verwaltung, Wissenschaft und Unternehmen, solche, die selbst eine Behinderung haben, Menschen, die in sozialen Einrichtungen arbeiten, und solche, die einfach so am Thema interessiert sind. Also eine maximal heterogene Zusammensetzung, sodass ganz unterschiedliche Aspekte zum Tragen kommen. Damit kann dann eine Vernetzung einsetzen, die den eigenen Horizont erweitert.

 

Linktipps:

Alle Infos zum Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Zukunftskongress „Inklusion2025“: Thema „Arbeitsleben und Unternehmensentwicklung“

Datenblatt Inklusionsbarometer Arbeit der Aktion Mensch (PDF, 216 KB)

Inklusionsbarometer Arbeit der Aktion Mensch (PDF, 13,1 MB)

Wie stellen Sie sich Ihre Welt in zehn Jahren vor? Machen Sie mit bei der Blogparade zum Zukunftskongress!

Mathilde Niehaus

(Ulrich Steilen)

Leichtere Opfer

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Ein Mädchen kauert in der Zimmerecke, den Kopf in den Armen vergraben

Heute ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. In Deutschland haben 35 Prozent der Frauen schon einmal Gewalt erlebt – unter Frauen mit Behinderung ist der Anteil sogar doppelt so hoch. Martina Puschke vom Verein Weibernetz spricht im Interview über die Gründe dafür, Hilfsangebote für Betroffene und Maßnahmen für mehr Schutz vor Gewalt an Frauen mit Behinderung.

Ist eine Frau gehörlos oder blind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie im Laufe ihres Lebens Gewalt erlebt, sei es psychische, körperliche oder sexualisierte Gewalt. Doppelt so hoch wie bei einer Frau ohne Behinderung. Martina Puschke und der Verein Weibernetz, den sie mit anderen Frauen 1998 in Kassel gegründet hat, wollen, dass sich etwas ändert.

Frau Puschke, Weibernetz ist ein Verein, der sich als bundesweite politische Interessenvertretung für Frauen mit Behinderung versteht. Welche Rolle spielt in Ihrer Arbeit der Einsatz für mehr Schutz vor Gewalt gegen Frauen mit Behinderung?

Martina Puschke: Es ist eines unserer Hauptthemen, seit vielen Jahren. 2011 kam endlich eine Studie heraus, die belegt, was wir lange wussten, nämlich dass Frauen mit Behinderung viel häufiger von Gewalt betroffen sind als Frauen, die keine Behinderung haben.

Diese Studie von 2011, die vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegeben wurde, gibt an, dass doppelt so viele Frauen mit Behinderung von körperlicher Gewalt betroffen sind als Frauen ohne Behinderung. Es sind zwischen 60 und 75 Prozent. Bei sexualisierter Gewalt ist die Gewalterfahrung sogar bis zu dreimal höher. Welche Erklärungen haben Sie dafür?

Sowohl Frauen mit Behinderungen in Einrichtungen als auch die, die in Haushalten leben, erleben Gewalt. Besonders gehörlose und blinde Frauen sind davon betroffen, auch schon in ihrer Kindheit. Zum Teil liegt das an der Überforderung der Eltern. Wobei man dazusagen muss, dass die Kindheiten der Befragten in dieser Studie schon einige Jahrzehnte zurückliegen, da die Frauen bei der Befragung schon lange Erwachsene waren. Heute hat sich in diesem Bereich vielleicht einiges gebessert.

Was die Gewalt in Einrichtungen angeht, da gibt es nur die üblichen Mutmaßungen. Es gibt dort eine hohe Abhängigkeit von Pflegern und anderem Personal, und diese Abhängigkeit geht oft einher mit Fremdbestimmung. Da kommt es oft zu Grenzüberschreitungen, die auch in Gewalt enden kann. Warum die sexualisierte Gewalt so viel höher ist gegenüber Frauen mit Behinderung, dafür haben wir noch keine richtige Erklärung. Außer, dass Frauen mit Behinderung vermeintlich leichtere Opfer sind. Diese Gewalt erleben sie vor allem in ihrem direkten Umfeld, also von ihren Männern oder den Vätern, Brüdern, dem Busfahrer, dem Pfleger.

Erleben auch Männer mit Behinderung mehr Gewalt?

Es gibt dazu eine kleine Studie des Bundessozialministeriums, für die aber nur Männer befragt wurden, die in Haushalten leben. Männer mit Behinderung erleben demnach auch mehr Gewalt als Männer ohne Behinderung, und zwar hauptsächlich körperliche und psychische Gewalt, weniger sexualisierte Gewalt.

Neben psychischer, körperlicher und sexualisierter Gewalt wird auch von struktureller Gewalt gesprochen. Das ist Gewalt, die durch Institutionen entsteht, die bei Frauen mit Behinderung die Möglichkeit auf Selbstbestimmung einschränken, wie etwa in Pflegeeinrichtungen, in denen sie nicht alleine in einem Zimmer wohnen dürfen oder ihr Badezimmer nicht abschließen können. Kann gegen diese Art von Gewalt noch am ehesten vorgegangen werden?

Sie lässt sich sicher noch am leichtesten verringern, und zwar indem die Situation in den Einrichtungen verändert wird. Es müssen mehr abschließbare Zimmer bereitgestellt werden und mehr Einzelzimmer. Es muss mehr Selbstbestimmung eingeführt werden und eine größere Zahl von Beratungsangeboten geben. Außerdem wären Ombudsfrauen und Frauenbeauftragte in solchen Einrichtungen wichtig, weil die Frauen, die in solchen Einrichtungen leben, von ihren Erlebnissen eher den Mitbewohnerinnen als dem Personal erzählen.

Gibt es genug Hilfsangebote für Frauen, die von Gewalt betroffen sind, und zwar solche die – sozusagen – sowohl die Hemm- als auch die Türschwelle niedrighalten?

Es fehlt ganz eindeutig an Hilfsangeboten. Nur etwa zehn Prozent der Frauennotrufe, der Frauenhäuser und anderer Beratungsstellen sind zugänglich, also umfassend barrierefrei. Es ist uns daher ein großes Anliegen, noch enger mit Frauenberatungsstellen zusammenzuarbeiten.

Sieht es beim Schutz vor Gewalt besser aus?

Es gibt viele Präventionsangebote für den Schutz vor Gewalt gegen Frauen mit Behinderung, etwa Selbstbehauptungstrainings oder Informationsmaterial. Aber es fehlt an der flächendeckenden Finanzierung. So werden Selbstbehauptungskurse kaum angeboten. Seit 2002 haben Frauen mit Behinderung sogar einen Rechtsanspruch auf solche Kurse im Rahmen des Reha-Sports, sofern sie ein Arzt verschreibt. Aber es gibt kaum Angebote dafür.

Was tun?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten neben der eben bereits genannten Finanzierung von Präventionsangeboten. Eine einheitliche, bundesweit gesteuerte Finanzierung von Frauenhäusern wäre zum Beispiel von Vorteil, nicht so eine regional unterschiedliche, wie es momentan der Fall ist. So könnte man für einheitliche Standards in der Barrierefreiheit sorgen. Außerdem müssen Frauenbeauftragte in Behinderten-Werkstätten gefördert werden. Aktuell gibt es da schon ein Förderprojekt, in dem Frauen mit Lernschwierigkeiten, die in Einrichtungen leben, zu Frauenbeauftragten ausgebildet werden. Es gibt also kleine Fortschritte.

 

Linktipps:

Infos vom Verein Weibernetz über Frauen-Beauftragte in Werkstätten und Wohn-Einrichtungen für Menschen mit Behinderung

Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) – Frauen gegen Gewalt e.V.

Bundesweites Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: 08000 – 116 016

Die Studie „Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland“ des Bundesfamilienministeriums (PDF)

Die Zusammenfassung der Studie „Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland“ in Leichter Sprache (PDF)

„Das muss einfach besprochen werden“: Interview von Carmen Molitor mit Melanie Abbas von der Beratungsstelle Violetta über sexualisierte Gewalt an Frauen mit geistiger Behinderung

Martina Puschke

(Wiebke Schönherr)

Technik als Motor der Inklusion

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Zeichnung eines Kopfes mit einem Cochlea-Implantat hinter dem Ohr

Zukunftskongress „Inklusion 2025“ – Thema: „Technische Innovationen in den Lebenswissenschaften“

Wird die Technik in Zukunft zum Motor der Inklusion? Ohne Frage: Technik kann helfen, Barrieren abzubauen oder zu überwinden. Insofern leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Inklusion. Ein Beispiel von vielen: die Induktionsschleife. Mit Hilfe dieser Technik können Trägerinnen und Träger von Hörgeräten störungsfrei Audiosignale wie Musik oder Wortbeiträge in Veranstaltungsräumen über das Hörgerät empfangen. Kulturelle und politische Teilhabe wird dadurch ermöglicht.

Zukünftig werden die technischen Möglichkeiten zahlreicher und vielfältiger. Bereits heute Realität: Technikimplantate, die Sinneswahrnehmungen verändern beziehungsweise helfen sollen, diese zu optimieren. Behinderungen lassen sich somit „ausgleichen“.

Gleichzeitig kann die rasante Technikentwicklung aber auch zur Exklusion von einzelnen Personen oder ganzen Bevölkerungsgruppen führen. Was ist mit denjenigen, die sich teure Medizintechnik nicht leisten können? Oder denjenigen, die sich einem zukünftigen Leistungsdruck zur technischen Selbstoptimierung widersetzen? Werden sie zu den Verlierern dieser Entwicklung?

Prothetik, Gendiagnostik und Big-Data-Analysen

Der Zukunftskongress „Inklusion 2025“ beschäftigt sich in seinem Themenschwerpunkt „Technische Innovationen in den Lebenswissenschaften“ mit der Bedeutung des technisch Machbaren für das Thema Inklusion. Und fragt nach den Risiken dieser Veränderungen sowie nach den Grenzen, die wir uns – als Individuen und Gesellschaft – diesbezüglich selbst setzen wollen oder sollten. Neben den Bereichen Prothetik und Medizintechnik sollen hierbei vor allem Trends und Zukunftsthemen wie etwa „Gendiagnostik“ und „Big-Data-Analysen“ unter die Lupe genommen und kontrovers diskutiert werden.

 

„Eine Qualität, die wir uns heute noch nicht vorstellen können“

Interview mit Enno Park

Einer der Teilnehmer und Redner im Themenpanel „Technische Innovation“ ist Enno Park. Der 41-jährige Autor, Blogger und Berater für Online-Kommunikation liebt, nach eigenem Bekunden, soziale Netzwerke. Sich selbst bezeichnet Park als Cyborg. Was das ist, welche Rolle Implantate zukünftig spielen werden und wie es mit Inklusion weitergehen wird, erzählt er im Interview:

Herr Park, der Begriff Cyborg bezeichnet ein Mischwesen aus lebendigem Organismus und Maschine. Inwieweit trifft das auf Sie zu?

Enno Park: Ich war mehr als 20 Jahre lang fast gehörlos und habe vor einigen Jahren Cochlea-Implantate erhalten. Seitdem liegt mein Sprachverständnis – unter Laborbedingungen – wieder bei 100%. In bestimmten Situationen höre ich weiterhin schlechter als normal hörende Menschen, in anderen aber durchaus besser. Technik ist ein selbstverständlicher Teil meines Körpers geworden.

Sie sind Vorsitzender von Cyborgs e.V. Was macht der Verein?

Implantate werden zunehmend nicht mehr nur aus medizinischen Gründen in den Körper eingesetzt. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis sich hier ein Mainstream-Markt entwickelt. Der Cyborgs e.V. möchte die technischen Möglichkeiten erforschen und Implantate entwickeln. Wichtig ist uns, eine breite öffentliche Debatte anzustoßen: Die Fragen, mit denen wir konfrontiert werden, sind weitgehend dieselben, vor die uns schon Geräte wie Smartphones stellen.

Welchen Beitrag können die neuen, modernen Arten von Prothesen in Hinblick auf Inklusion leisten?

Wir reden häufig von Barrierefreiheit– allerdings sind 100% Inklusion und 100% Barrierefreiheit leider ein Ideal, das wir anstreben können, aber wahrscheinlich nie ganz erreichen werden. Prothesen dienen dem Abbau von Barrieren an Individuen selbst. Wir lehnen es ab, Druck auf Behinderte auszuüben, sich operieren zu lassen, finden aber dennoch Lösungen, bei denen Behinderte dank Prothesen und Implantaten mehr Eigenständigkeit entwickeln und weniger auf Assistenz angewiesen sind, äußerst sinnvoll. Stichwort: Empowerment. Die größte Gefahr in der momentanen Debatte liegt darin, dass man auf die Idee kommen könnte, der Mensch sei reparabel wie eine Maschine. Das ist bei weitem nicht der Fall. Inklusionsmaßnahmen bleiben also weiterhin wichtig.

Moderne Technik kann für diejenigen, die sie sich leisten und damit umgehen können, zum Motor für mehr Inklusion werden. Was ist mit den anderen, werden sie zu Verlierern der technischen Modernisierung?

Das ist zu befürchten, besonders wenn ökonomischer Druck ins Spiel kommt und Implantate eines Tages nötig werden, um beruflich mithalten zu können. Für Nichtbehinderte eine gruselige Vorstellung, für Behinderte jedoch Alltag. Wir brauchen eine Gesellschaft, die denjenigen, die ihren Körper aus welchen Gründen auch immer nicht modifizieren können oder wollen, Raum gibt, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Wie sieht nach Ihrer Vorstellung Inklusion im Jahr 2025 aus?

Im medizinischen Bereich werden wir erleben, dass die ersten künstlichen Organe eingesetzt werden und kranke Menschen weniger von Spender-Organen abhängig sind. Auch werden Cochlea-Implantate, Retina-Displays und ähnliche Anwendungen eine Qualität erreicht haben, die wir uns heute noch nicht vorstellen können. Bestimmte Probleme, wie etwa, dass Cochlea-Implantate nur denjenigen helfen, die in ihrer Kindheit mal hören konnten, werden wir in der kurzen Zeit nicht lösen. Dafür wird sich ein Markt für kleine Mainstream-Implantate entwickeln. Hierbei handelt es sich nicht um schwere chirurgische Eingriffe, sondern um Piercings, die beispielsweise Körperfunktionen überwachen oder einen Schrittzähler eingebaut haben, ähnlich wie wir heute schon mit Armbändern „Quantified Self“ betreiben. Die Schattenseiten: Krankenkassen werden auch in Deutschland versuchen, verbilligte Tarife für diejenigen bereitzustellen, die nachweislich gesünder leben, bzw. diejenigen mit hohen Beiträgen bestrafen, die riskant leben. Ich hoffe, dass der Gesetzgeber das abstellt, was aber erst nach längerer Debatte passieren wird.

 

Linktipps:

Alle Infos zum Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Zukunftskongress „Inklusion2025“: Thema „Technische Innovationen in den Lebenswissenschaften“

„Gib dich nicht mit weniger zufrieden!“ Interview mit Barbara Vieweg zum Thema „Selbstbestimmtes Leben in sozialen Räumen und Beziehungen“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Räumchen, Räumchen, wechsel dich. Gespräch mit Barbara Brokamp zum Thema „Bildungschancen und Lebensweggestaltung“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Die Arbeitswelt von morgen. Interview mit Mathilde Niehaus zum Thema „Arbeitsleben und Unternehmensentwicklung“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Wie stellen Sie sich Ihre Welt in zehn Jahren vor? Machen Sie mit bei der Blogparade #INKLUSION2025 zum Zukunftskongress!

Enno Park

(Ulrich Steilen)


Noch kein inklusives Berufsleben

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Drei Arbeiter sortieren Metallteile

Während über den Aufschwung am allgemeinen Arbeitsmarkt gejubelt wird, sind Menschen mit Behinderung nach wie vor überdurchschnittlich häufig von Arbeitslosigkeit betroffen. Fast 100 Tage länger suchen sie im Durchschnitt nach einer Stelle als ihre Mitbewerber ohne Behinderung. Das haben die Aktion Mensch und das Handelsblatt Research Institute im Inklusionsbarometer Arbeit 2014 festgestellt – und liefern damit erstmals auch Vergleichszahlen zum Vorjahr.

Arbeit dient nicht nur dem Lebensunterhalt, Arbeit verschafft uns auch einen Platz in der Gesellschaft und bringt soziale Anerkennung. Das trifft auf Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen zu. Menschen mit Behinderung haben es bei der Jobsuche jedoch weitaus schwerer. Im Berufsleben kommt Inklusion nur äußerst schleppend voran. Das Inklusionsbarometer der Aktion Mensch und des Handelsblatt Research Institute veranschaulicht, warum die Entwicklung stagniert und macht Fort- und Rückschritte messbar. 2013 gab es die erste bundesweite, repräsentative Umfrage zur Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Behinderung. Nun folgt die zweite Auflage. Damit ist erstmals ein Vergleich möglich.

Es zeigt sich: Die Situation am Arbeitsmarkt hat sich für Menschen mit Behinderung innerhalb eines Jahres nicht verbessert. Die Zahl der Arbeitslosen mit Behinderung ist sogar trotz des Aufschwungs am allgemeinen Arbeitsmarkt um 3.000 auf 179.000 Menschen angestiegen. Auch der Anteil an Langzeitarbeitslosen mit Behinderung ist gewachsen. Ebenso hat sich das Inklusionsklima bei Arbeitgebern, also die Bereitschaft zur Einstellung von Menschen mit Behinderung, gegenüber dem Vorjahr etwas abgekühlt.

Inklusion weniger stark vom Wohlstand abhängig

Neu ist eine Regionalisierung des Barometers: Demnach ist Inklusion weniger stark vom Wohlstand einer Region abhängig. Ostdeutschland, das bei den Wirtschaftsleistungen pro Kopf in der Bundesrepublik Schlusslicht ist, ist bei der Inklusionslage vorn, d.h. es werden dort mehr Menschen mit Behinderung eingestellt. Baden-Württemberg, eigentlich ökonomisch stark, findet sich am Ende der Ergebnisse wieder.

Zum ersten Mal wurden in diesem Jahr auch Personalverantwortliche in Unternehmen ab 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern befragt, die keine Menschen mit Behinderung beschäftigen. Die genannten Gründe sind wenig überraschend: mangelnde Barrierefreiheit, keine adäquaten Stellen, keine passenden Bewerber. Stattdessen zahlen die Unternehmen die gesetzliche Ausgleichsabgabe. Rund 60 Prozent aller Arbeitgeber in Deutschland bleiben unterhalb der geforderten Einstellungsquote für Menschen mit Behinderung von fünf Prozent. Oft kennen die Arbeitgeber die staatlichen Unterstützungsmöglichkeiten nicht.

Barrieren in den Köpfen

Bewegung am Arbeitsmarkt ist auch in Zukunft nicht abzusehen: Nur zehn Prozent planen, in den kommenden zwei Jahren die Quote in ihrer Firma erhöhen. Jedoch gibt der Erfolg inklusiv arbeitenden Firmen Recht. 77 Prozent von ihnen sehen keine Leistungsunterschiede zwischen Berufstätigen mit und ohne Behinderung.

Meist sind es mehrere Faktoren, die die gleichberechtigte Teilhabe auf dem ersten Arbeitsmarkt verhindern. Barrieren in den Köpfen scheinen aber das größte Hindernis zu sein. Wenn Arbeitgeber, Personalverantwortliche und Beschäftigte Behinderung nicht mehr als Problem, sondern als Chance wahrnehmen, wenn sie nicht zuerst Defizite, sondern Fähigkeiten sehen, dann ist der wichtigste Schritt getan.

 

Linktipps:

Das komplette Inklusionsbarometer Arbeit 2014 von Aktion Mensch und Handelsblatt Research Institute (PDF)

Ein Faktenblatt zum Inklusionsbarometer Arbeit 2014 und weitere Infos finden Sie in unserem Pressebereich

Zahlen & Fakten zum Arbeitsmarkt in Deutschland

„Meine Mitarbeiterinnen unterstützen mich sehr“. Blogbeitrag von Ulrike Jansen über das erste Inklusionsbarometer Arbeit 2013

Pioniere des „Budget für Arbeit“ bauen berufliche Brücken. Blogbeitrag von Michael Wahl über Fördermöglichkeiten für Arbeitnehmer mit Behinderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt

Der Fall – oder: Wenn man uns ließe! Blogbeitrag von Anastasia Umrik über Hürden und Pauschalisierungen bei der Jobsuche

„Wir haben einen Instrumentenkoffer“. Interview von Bianca Pohlmann mit Monika Labruier über Inklusion am Arbeitsplatz

Infografik aus dem Inklusionsbarometer 2014

(Redaktion )

Wiedersehen nach 30 Jahren

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Einige Rollstuhlfahrer auf einer Straße im Wald

In „Faschingskinder“ erzählt Filmemacher Gunther Scholz die Wiederbegegnung mit den Protagonisten aus seiner Dokumentation von 1981 über den Kindergarten der Ost-Berliner Schule für Körperbehinderte – ein Blick in den Alltag von Menschen mit Behinderung zwischen Ost und West.

Filme über ein Ereignis in der Vergangenheit werden häufig nach einem einfachen Strickmuster gedreht: Man schneidet ein paar alte Schnipsel zusammen und lässt darüber dann mehr oder weniger relevante Experten diskutieren. Das Ergebnis ist oft durchaus informativ, aber leider ebenso oft ein bisschen vorhersehbar und deshalb langweilig.

Als dem Berliner Filmemacher Gunther Scholz 2007 sein eigener DEFA-Dokumentarfilm „An einem Februarvormittag“ von 1981 in die Hände fiel, entschied er sich bewusst für einen anderen Weg der filmischen Aufarbeitung. Er holte acht der 15 Protagonisten von damals erneut vor die Kamera und drehte mit ihnen einen neuen Film. Heraus kam „Faschingskinder“, eine 87-minütige Wiederbegegnung nach über 30 Jahren – und ein Blick in den Alltag von Menschen mit körperlicher Behinderung zwischen Ost und West. Der sehenswerte Streifen hat am 8. Dezember festliche Premiere im Kino Babylon in Berlin Mitte.

Geschichten der damaligen Mitwirkenden weitererzählen

In „An einem Februarvormittag“ im Jahr 1981 waren sie Fliegenpilz, Clown oder Rotkäppchen. Der kurze Dokumentarfilm der DEFA, nur 7 Minuten lang, erzählt von ihrer Faschingsfeier im Kindergarten der Ost-Berliner Schule für Körperbehinderte. Der Film zeigt rund 15 Kinder mit unterschiedlichen körperlichen Behinderungen bei verschiedenen Beschäftigungen zum Karneval. Die Kinder werden von pädagogischen Fachkräften betreut, ihnen wird je nach Bedarf und Situation Hilfestellung gegeben. Der Film lief im selben Jahr im Eröffnungsprogramm der Leipziger Dokumentarfilmwoche und 1982 dann auch im Kurzfilmwettbewerb bei der Berlinale.

Der Film entstand im damaligen Jahr der Behinderten auf Initiative des Regisseurs. Die Realisierung erfolgte außerhalb der staatlichen Strukturen, aber mit technischer Hilfe bei den DEFA-Studios und wurde vom Kulturfonds der DDR finanziert.

2007 hatte Scholz die Idee, nach den damaligen Mitwirkenden zu suchen, um ihre Geschichten weiterzuerzählen. Mit Hilfe der DEFA-Stiftung gelang es ihm, die meisten von ihnen zu finden. Die Idee des Weitererzählens konnte aber lange nicht verwirklicht werden. Mehrere angesprochene TV-Sender hatten kein Interesse an einem „Behinderten-Stoff“. Scholz wandte sich über den Kulturverein Weißensee e.V. an die Aktion Mensch, die ihn schließlich im Rahmen ihrer Förderung bei der Finanzierung des Filmes wesentlich unterstützte.

Alltag, Probleme und Freuden

Die Hauptdarsteller, damals im Kindergartenalter, sind heute Mitte bis Ende 30, ihre körperlichen Behinderungen haben sich meist verfestigt. Acht von ihnen, alle körperlich behindert seit Geburt, werden im Film porträtiert. Einige arbeiten in Vollzeit, andere in Behindertenwerkstätten oder sind – wie heutzutage leider üblich – auf der Suche nach Praktikumsplätzen. Sie lassen den Zuschauer teilnehmen an ihrem Alltag, an Problemen und Freuden.

Andrea zum Beispiel freut sich auf ihren 40. Geburtstag, Alex spielte mal Basketball in der Rollstuhl-Bundesliga und fährt Auto, Katrin sortiert den ganzen Tag Briefe und möchte gern noch ein Kind, Maryla sollte nur 7 Jahre alt werden und ist jetzt Geschäftsführerin bei einem Reiseveranstalter. Daniel trainiert Aikido, Thomas ist nun schon einige Jahre mit Ilka verheiratet, die sich wie er im Rollstuhl fortbewegt, Andreas möchte gern arbeiten und gebraucht werden, und Annett hat die Hoffnung, vielleicht nach über 20 Jahren doch wieder ein wenig laufen zu können.

„Sie leben mitten unter uns. Wir wissen wenig über ihr Leben, ihre alltäglichen kleinen und großen Sorgen, ihre Schwierigkeiten, die Niederlagen und Erfolge“, beschreibt Scholz, was er selbst während der Dreharbeiten lernte. „Mitleid wollen und brauchen sie nicht. Unsere Toleranz und mehr Verständnis für ihre Probleme aber kann ihnen helfen – jeden Tag, auf der Straße, in Verkehrsmitteln, überall, wo wir ihnen begegnen. Und manchmal brauchen sie auch unsere Hilfe.“

Inklusive Premiere in Berlin

„Faschingskinder“ hat festliche Premiere am Montag, 8. Dezember, um 19.30 Uhr im Kino Babylon an der Rosa-Luxemburg-Straße 30 in Berlin-Mitte. Neben Gunther Scholz und allen Darstellern sind die Leiter der Berliner und Brandenburger Sozialverbände eingeladen, nach dem Film mit den zu bis 500 Zuschauern ins Gespräch zu kommen.

Das Babylon präsentiert sich an diesem Abend besonders: „Wir wollen aus der Premiere wirklich eine schöne, eine inklusive Veranstaltung machen“, verrät Gunther Scholz. „Der rote Teppich für die Hauptdarsteller, das Team und das Premierenpublikum wird um das Kino herum zum Seiteneingang verlegt, weil nur dort Rollstuhlfahrer über eine Rampe ins Kino gelangen können: An diesem Tag soll es der Eingang für alle sein.“

Wie es nach der Premiere mit Faschingskinder weitergeht, ist leider ungewiss. Noch immer sucht Gunther Scholz einen Verleiher, der einen bundesweiten Vertrieb des Films möglich macht. „Erste Kontakte blieben bislang ohne Erfolg“, so Scholz. „Filme über Behinderte haben es an der Kinokasse eben schwer.“

 

Karten für die Premiere am Montag, 8. Dezember, um 19.30 Uhr kosten neun Euro und sind direkt im Kino Babylon an der Rosa-Luxemburg-Straße 30 in Berlin-Mitte oder unter babylonberlin.de erhältlich. Reservierungen sind leider nicht möglich.

Über Anfragen zum Film freut sich Gunther Scholz per E-Mail über carnivalchildren@gmx.de oder foerderverein@kwei.de.

 

Linktipps:

Mal anders betrachtet. Blogbeitrag von Ulrich Steilen über den Kurzfilm 46/47, der die Perspektive wechselt: „normal“ ist, wer 47 Chromosomen hat

Solche Filme können Türen öffnen. Blogbeitrag von Margit Glasow zum Dokumentarfilm „Body and Brain“ über das Leben des Schauspielers Peter Radtke

„Mein Weg nach Olympia“. Blogbeitrag von Ulrich Steilen über Nico von Glasows Film, der Sportlerinnen und Sportler auf ihrem Weg zu den Paralympics begleitet

The Sessions: Optimistisch und warmherzig. Blogbeitrag von Margit Glasow über eine unbekannte Welt im Kino

Filmreife Behinderung. Blogbeitrag von Raúl Krauthausen über die Darstellung von Behinderungen im Film

Mobile Innovationen

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Apps auf einem Smartphone-Bildschirm

Zukunftskongress „Inklusion 2025“ – Thema: „Technologieentwicklung und digitale Kommunikation“

Smartphones und unzählige Apps erleichtern vielen Menschen das Leben. Mit einem kurzen Tippen oder Wischen lässt sich manches schneller erledigen als noch vor einigen Jahren. Für Menschen mit Behinderung bedeutet diese Weiterentwicklung im Alltag oft eine Herausforderung, birgt jedoch auch großes Potenzial für mehr Selbstständigkeit.

In Meetingpoints werden beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“ zukunftsträchtige Projekte vorgestellt. Matthias Lindemann arbeitet als IT Consultant bei der Corporate Technology (CT), einem Forschungs- und Entwicklungszweig der Siemens AG. Dort ist er insbesondere für die Entwicklung barrierefreier Produkte zuständig. Er selbst hat eine Sehbehinderung. Auf dem Zukunftskongress wird Matthias Lindemann im Themenbereich „Technologieentwicklung und digitale Kommunikation“ anzutreffen sein und in einem der Meetingpoints seine neuen Entwicklungen vorstellen.

 

Apps für mehr Barrierefreiheit

Interview mit Matthias Lindemann

 

Herr Lindemann, was bedeutet Barrierefreiheit für Sie?

Matthias Lindemann:Barrierefreiheit bedeutet für mich, dass ich jedem, der es möchte, Zugang gewährleiste, beispielsweise zum Internet. Würde ich als Rollstuhlfahrer vor einem nicht barrierefreien Kaufhaus stehen, würde ich mich diskriminiert fühlen. Genau das geschieht aber Tag für Tag im Internet. Für viele ist es ganz einfach nicht zugänglich, weil beispielsweise die Seiten von Internetshops oder Behörden nicht auf sehbehinderte Menschen eingestellt sind.

Welche Lösungsansätze haben Sie gegen Barrieren entwickelt?

Mit entsprechender Software, die auf internetfähigen Haushaltsgeräten installiert wird, lassen sich diese nun über entsprechende Apps steuern, zum Beispiel Kühlschränke, Spül- und Waschmaschinen oder Induktionsherde. Geräte ohne haptische Elemente auf der Nutzeroberfläche konnten sehbehinderte Menschen bisher nur schwierig nutzen. Jetzt ist das möglich. Die App liest den blinden Nutzern und Nutzerinnen die Auswahlmöglichkeiten vor und bietet eine Sprachsteuerung an.

Im Meetingpoint stellen Sie eine akustische Innovation für Blinde vor. Sie heißt ARGUS und soll „die erste 3D-Sound-basierte Navigationslösung“ sein. Was bedeutet das?

ARGUS ist eine App, die auf Smartphones installiert werden kann. Die Navigations-App wird dann mit einem hochgenauen GPS-Empfänger gekoppelt, und los geht es. Statt den üblichen Sprachanweisungen – „biegen Sie bitte links ab“ – bekomme ich jedoch ein unaufdringliches Stereogeräusch über Kopfhörer vermittelt, das mich genau in die Richtung zieht, in die ich laufen soll. Sprich: Wenn ich geradeaus laufen soll, kommt das Geräusch von vorne, wenn ich rechts abbiegen soll, wandert es nach rechts, und so weiter.

Ist es für Blinde nicht gefährlich, außer den Navigationsanweisungen nichts mehr zu hören?

Ja, ist es. Der Hörsinn dient ja gerade blinden Personen zur Orientierung. Unsere Lösung dafür: Wir nutzen keine klassischen Stereokopfhörer, sondern ein sogenanntes Knochenkopfleitsystem. Dabei setzt man den Kopfhörer quasi vor die Ohren und nicht auf die Ohren, sodass auch Außengeräusche weiterhin wahrgenommen werden können.

Ist dieses Navigationssystem bereits für alle deutschen Städte erhältlich?

Eine Version mit erweiterten Daten, das heißt unter anderem mit Informationen zu sicheren Straßenquerungen, verschiedenen Eingangstüre, gibt es derzeit für Paderborn, Soest, Madrid und San Sebastian in Spanien sowie zwei britische Städte. Die Basisversion, die reguläre Gehwege angibt, ist bereits für ganz Deutschland verfügbar. Darin können auch eigene Wege zusammen mit einer assistierenden Person abgelaufen und für den nächsten Gang gespeichert werden.

ARGUS ermöglicht Blinden also bald noch mehr Selbstständigkeit und Sicherheit, wenn sie allein unterwegs sind. Das möchte auch CaMeLi (Care Me For Life), das dritte System, das sie vorstellen werden. An wen richtet es sich?

CaMeLi richtet sich an ältere Menschen. Es befindet sich derzeit noch in der Entwicklungs- und Testphase. Am Ende herauskommen soll dabei ein kleines Tablet mit einem empathischen Avatar, mit dem man sich unterhalten und Sprachbefehle geben kann. Die können für die Kommunikation genutzt werden oder in Einrichtungen für betreutes Wohnen, um Informationen zu erhalten. Außerdem bietet das System eine Sturzerkennung, die mithilfe des Mikrofons und der Kamera des Tablets feststellen kann, ob es einen Unfall gab. Wenn die Nutzerinnen und Nutzer dann nicht auf eine Frage des Avatars antworten, wird automatisch ein Notruf abgesetzt.

 

ARGUS und CaMeLi können im Meetingpoint ausprobiert werden.

 

Linktipps:

Alle Infos zum Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Zukunftskongress „Inklusion2025“: Thema „Technologieentwicklung und digitale Kommunikation“

Mehr Informationen zu den Meetingpoints auf dem Zukunftskongress

Technik als Motor der Inklusion? Interview mit Enno Park zum Thema „Technische Innovationen in den Lebenswissenschaften“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

„Gib dich nicht mit weniger zufrieden!“ Interview mit Barbara Vieweg zum Thema „Selbstbestimmtes Leben in sozialen Räumen und Beziehungen“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Räumchen, Räumchen, wechsel dich. Gespräch mit Barbara Brokamp zum Thema „Bildungschancen und Lebensweggestaltung“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Die Arbeitswelt von morgen. Interview mit Mathilde Niehaus zum Thema „Arbeitsleben und Unternehmensentwicklung“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Wie stellen Sie sich Ihre Welt in zehn Jahren vor? Machen Sie mit bei der Blogparade #INKLUSION2025 zum Zukunftskongress!

Matthias Lindemann

(Redaktion )

Die Zukunft der Inklusion

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Eine Frau mit einer Blume in der ausgestreckten Hand läuft durch die Reihen der Kongressteilnehmer

Den bedeutenden gesellschaftlichen Zukunftstrends auf der Spur – Tag 1 auf dem Zukunftskongress INKLUSION2025

Den bedeutenden gesellschaftlichen Zukunftstrends auf der Spur. Wie wird sich Deutschland und unsere Gesellschaft in den nächsten Jahren verändern? Und welchen Einfluss haben diese Veränderungen auf den Prozess der Inklusion? Wo liegen die Chancen, wo bestehen Risiken für das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung auf Augenhöhe?

Ein Forum für Zukunftsideen

Neun Uhr, Dienstagmorgen: Die direkt an der Spree gelegene Berliner „Arena“ füllt sich mit den Kongressbesuchern. Von außen den Charme der Industrie-Architektur der 20er Jahre ausstrahlend, besticht die Kongresshalle im Innern mit einer freien Fläche von 6.500 Quadratmetern. Ein riesiger, hochmoderner Raum, der noch heute und morgen das Forum zur Begegnung, zum Netzwerken und zum Austausch von neuen Ideen in Sachen Inklusion bietet.

„Wir freuen uns auf fruchtbare Diskussionen, die allen Akteuren als wertvolle Impulse dienen können“, begrüßt Armin v. Buttlar, Vorstand der Aktion Mensch, die knapp 500 Inklusionsvordenker im Plenum.

Behinderung neu denken

„Lasst uns ein ganz neues und positives Bild von Behinderung zeichnen“, regt Jonathan Kaufman in seiner Eröffnungsrede an. Der US-Amerikaner ist einer der innovativsten Aktivisten auf den Themengebieten Diversität und Behinderung. Seine eigene Behinderung (Zerebralparese) empfindet er als persönliche Stärke. „Wir alle, Menschen mit und ohne Behinderung sollten Behinderung als etwas Wertvolles, als zusätzliche Möglichkeit betrachten“, empfiehlt er dem Publikum. Elisabeth Wacker, Professorin an der TU München, schlägt in ihrer Keynote-Rede das Kursbuch für den Inklusionsprozess auf: „Die Forderung nach Barrierefreiheit, Teilhabe und Selbstbestimmung ist richtig und wichtig. Aber sie genügt nicht.“ Zu viele Fragen blieben in der Praxis offen, so Wacker. „Wir müssen Teilhabechancen in allen relevanten Lebensbereichen immer wieder aufs Neue beschreiben und in der Praxis analysieren. Erst dann werden die Chancen und auch die Risiken offenkundig.“

Inklusion in allen Lebensbereichen

Genau das – Inklusion in allen relevanten Lebensbereichen unter die Lupe nehmen – stand dann nach der Mittagspause an. In sechs Themenpanels und Workshops– mit Impulsvorträgen, Streitgesprächen, Zukunftswerkstatt und Kleingruppenarbeit – loteten die Referentinnen und Referenten gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Megatrends der Zukunft und ihre Relevanz für das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung aus:

  1. Arbeitsleben und Unternehmensentwicklung
  2. Bildungschancen und Lebensweggestaltung
  3. Gesellschaftliche Entwicklung und soziale Verantwortung
  4. Selbstbestimmtes Leben in sozialen Räumen und Beziehungen
  5. Technologieentwicklung und digitale Kommunikation
  6. Technische Innovationen in den Lebenswissenschaften.

Was bietet der Kongress noch?

Jede Menge interessante Eindrücke, Ideen und Menschen! Inklusives Theater mit den Be.Bots2025 von der Theaterwerkstatt Bethel, außerdem Meetingpoints, an denen zukunftsweisende, inklusive Projekte bereits vorgestellt wurden und werden: Zum Beispiel das Deaf Magazin (ein Lifestyle- und Gesellschaftsmagazin rund um die deutsche Gebärdensprachkultur), Blindenreportagen im Sport, Culture Inclusive– das Online-Portal zum Kennenlernen und Auffinden von zugänglicher Kultur, oder JAM!– das neue Online-Portal der Aktion Mensch für junge Leute.

Und übrigens: Der Zukunftskongress ist weitgehend barrierefrei: stufenlos zugänglich, alle Redebeiträge im Plenum und in den Workshops werden von Gebärdensprach- und Schriftdolmetscherinnen und -dolmetschern, übersetzt. Zudem gibt es viele Informationen in Leichter Sprache und Graphic Recording.

Tag Eins des Zukunftskongresses geht langsam aber sicher zu Ende. Nach der thematischen Arbeit in den Workshops treffen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Begegnungszone zum gewünschten persönlichen Austausch und Imbiss. Morgen früh geht es weiter, mit der „Anstiftung zum Andersdenken“ ...

 

Mehr Eindrücke vom Zukunftskongress gibt es unter Facebook und auf Twitter unter dem #zki2025.

 

Linktipps:

Alle Infos zum Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Mobile Innovationen. Interview mit Matthias Lindemann zum Thema: „Technologieentwicklung und digitale Kommunikation“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Technik als Motor der Inklusion? Interview mit Enno Park zum Thema „Technische Innovationen in den Lebenswissenschaften“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

„Gib dich nicht mit weniger zufrieden!“ Interview mit Barbara Vieweg zum Thema „Selbstbestimmtes Leben in sozialen Räumen und Beziehungen“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Räumchen, Räumchen, wechsel dich. Gespräch mit Barbara Brokamp zum Thema „Bildungschancen und Lebensweggestaltung“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Die Arbeitswelt von morgen. Interview mit Mathilde Niehaus zum Thema „Arbeitsleben und Unternehmensentwicklung“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Wie stellen Sie sich Ihre Welt in zehn Jahren vor? Machen Sie mit bei der Blogparade #INKLUSION2025 zum Zukunftskongress!

(Ulrich Steilen)

Anstiften zum Andersdenken

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Zwei Schauspieler in Anzügen vom Improvisationstheater "Steife Brise" auf der Bühne

Tag 2 auf dem Zukunftskongress INKLUSION2025

50. Geburtstag feiert die Aktion Mensch in diesem Jahr. „Schon viel erreicht. Noch viel mehr vor.“ lautet das Motto zu diesem Jubiläum. Was liegt da näher, als am Ende des Jubiläumsjahres den Blick nach vorne zu richten und zu fragen: Wie geht‘s weiter? Was wollen wir erreichen? Was ist nötig und möglich in Sachen Inklusion? Wie können mehr Möglichkeiten der Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung geschaffen werden?

Genau das – nach vorn blicken und nach neuen Wegen für Inklusion suchen – ist an den vergangenen beiden Tagen Zukunftskongress INKLUSION2025 in der Berliner Arena geschehen.

Gute Ideen

Tag Zwei des Kongresses beginnt mit viel Wind zum Wachwerden: Auf der großen Bühne des Plenums fordert Anja Förster zum Quer- und Andersdenken auf: „Gute Ideen bekommt man, wenn man Unterschiede und Heterogenität zulässt.“ Damit hat sie den Bogen zum Thema Inklusion gespannt. Auch hier geht es um das Zulassen von Unterschieden und Widersprüchen, damit mehr Vielfalt, Gemeinschaft und Teilhabe entstehen. „Die Befreiung von Dogmen, Vorurteilen und Barrieren beginnt im Kopf“, sagt die Bestseller-Autorin. „So können wir den Wind der Veränderung für uns nutzen.“

Für Rückenwind, Zwerchfellmassage und viel Kreativenergie vor der anstehenden inhaltlichen Arbeit in den einzelnen Themenfeldern (Panels) sorgt die Improvisationstheatergruppe „Steife Brise“. Sie bauen die Inklusionsvisionen und -ideen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die diese am ersten Tag auf Zetteln notiert haben, in ihr Programm ein und lassen Geschichten und Lieder aus dem Nichts entstehen. Eine absolut gelungene Musik-Theater-Inklusion!

Schokoladenseiten und Macken

Am späteren Vormittag startet dann die Panelarbeit in den fünf Themenfeldern. In Workshops, Zukunftswerkstätten, Diskussionsrunden und Streitgesprächen richten die Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer den Blick auf die Trends gesellschaftlicher Entwicklung der kommenden Jahre: Digitalisierung, assistierende Technologien, demografischer Wandel und viele andere. Dabei schwingen auch immer die Fragen nach der Notwendigkeit und Möglichkeit sozialer Verantwortung mit. Welchen Beitrag muss hier die Gesellschaft leisten, welchen kann jeder Einzelne leisten?

Im Themenfeld „Arbeitsleben“ diskutieren Prof. Ute Fischer und Prof. Bert Rürup im lebhaften Streitgespräch über das Für und Wider eines bedingungslosen Grundeinkommens und die Frage, welche Bedeutung dessen Einführung für den Inklusionsprozess haben könnte. Ein Panelteilnehmer erinnert mit einem Satz an die Startprobleme des Inklusionsprozesses und zieht damit die Parallele zum Grundeinkommen: „Wer Inklusion will, sucht Wege, wer sie nicht will, sucht Gründe.“

Wege zur Umsetzung von Inklusion werden auch im Themenpanel„Gesellschaftliche Entwicklung und soziale Verantwortung“ beschritten. Glücksforscher Anton Bucher und Cinderella Glücklich (die tatsächlich so heißt) versuchen hier Antworten auf die Fragen „Was ist ein gutes Leben? Und welche Bedeutung hat das für Inklusion?“ zu finden. „Menschen, die sich für andere engagieren, sind überdurchschnittlich glücklich“, sagt Prof. Bucher. Und Cinderella Glücklich ist sich sicher: „Inklusion ist meiner Meinung nach essenziell für persönliches Glück und Zufriedenheit. Denn Inklusion heißt nicht nur andere Menschen mit all ihren Eigenschaften als Teil der Gesellschaft anzunehmen, sondern Inklusion bedeutet auch, sich selbst mit all seinen Schokoladenseiten und Macken anzunehmen und so seinen Platz in der Gesellschaft zu finden.“

Hier und jetzt!

Tag Zwei des Kongresses geht am Mittwochnachmittag mit der abschließenden Talkrunde im Plenum zu Ende. Raúl Krauthausen, Gründer des Vereins „Sozialhelden“ und  „Glasknochenbesitzer“, betont, dass sich alle gleichermaßen für die Verwirklichung der inklusiven Gesellschaft einsetzen müssen, Menschen mit und ohne Behinderung. Einhellige Meinung auf der Bühne und im Plenum: Inklusion darf keine Utopie sein! Die gleichberechtigte Teilhabe auf Augenhöhe ist machbar. Und zwar hier und jetzt!

Bevor die Kongressaktivisten wieder in ihre je „eigene Inklusionsheimat“ zurückkehren, um dort für frischen Wind zu sorgen, pustet sie die „Steife Brise“ mit ihrem Improtheater noch ein letztes Mal ordentlich durch. Inklusion kann halt auch unglaublich viel Spaß machen!

 

Die Dokumentation des Kongresses – mit vielen Inhalten zu den einzelnen Themenfeldern, Videos und Interviews– kann voraussichtlich in einigen Wochen auf der Internetseite des Kongresses angesehen und heruntergeladen werden. Feedback zum zweitägigen Inklusionstreffen ist herzlich willkommen – hier im Blog oder auf Facebook und Twitter.

 

Linktipps:

Alle Infos zum Zukunftskongress INKLUSION2025

Die Zukunft der Inklusion. Ulrich Steilen über Tag 1 auf dem Zukunftskongress INKLUSION2025

Mobile Innovationen. Interview mit Matthias Lindemann zum Thema: „Technologieentwicklung und digitale Kommunikation“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Technik als Motor der Inklusion? Interview mit Enno Park zum Thema „Technische Innovationen in den Lebenswissenschaften“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

„Gib dich nicht mit weniger zufrieden!“ Interview mit Barbara Vieweg zum Thema „Selbstbestimmtes Leben in sozialen Räumen und Beziehungen“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Räumchen, Räumchen, wechsel dich. Gespräch mit Barbara Brokamp zum Thema „Bildungschancen und Lebensweggestaltung“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Die Arbeitswelt von morgen. Interview mit Mathilde Niehaus zum Thema „Arbeitsleben und Unternehmensentwicklung“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Wie stellen Sie sich Ihre Welt in zehn Jahren vor? Machen Sie mit bei der Blogparade #INKLUSION2025 zum Zukunftskongress!

Eindrücke vom Zukunftskongress

Blick in einen Veranstaltungssaal. Menschen sitzen in Reihen im Publikum vor einer Bühne.Sascha Decker und Christina Marx auf der Bühne.Klatschende Menschen im Publikum.Ein junger Mann umarmt eine junge Frau im Rollstuhl, beide lachen in die Kamera.Ein junger Mann und eine junge Frau schauen in ein Heft, das sie in den Händen hält.Eine große Wand mit dem Schriftzug JAM. Dieser besteht aus vielen kleinen Post-its. Davor steht eine junge Frau, die sich die Wand ansieht.Moderatorin Christina Marx sitzt neben Raul Krauthausen auf der Bühne.Bert Rürup.Klatschende Menschen im Publikum.Ausschnitt aus einem sogenannten "Graphik recording" - einer Bildlichen Mitschrift des Kongresses.Blick in die Kongresshalle. Menschen sitzten auf Hockern und unterhalten sich.Blick von hinten in einen Kongress-Saal: Menschen im Publikum vor einer großen Bühne mit Leinwand.

(Ulrich Steilen)

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