Ich habe „In aller Freundschaft“ immer gerne geschaut und mir auch gewünscht, mal eine Rolle in der Serie zu spielen. Dabei dachte ich daran, dass ich vielleicht als Praktikantin oder Schwesternschülerin in der Sachsenklinik mitmachen könnte. Als ich dann tatsächlich ein Rollenangebot bekam, konnte ich es kaum glauben.
Ich bin selbstständiger als die Film-Figur
Neugierig las ich das Drehbuch durch und freute mich darüber, dass sich Manja, eine junge Frau mit Trisomie 21, recht normal verhalten darf. Sie spricht ganz normal und ist auch recht selbständig. Sie arbeitet als Bäckerin und nicht in einer Behindertenwerkstatt. Ich sollte eine junge Frau mit Down-Syndrom spielen, die schnell reagieren muss, als ihre Mutter am Steuer während der Autofahrt einen Schlaganfall bekommt.
Natürlich spiele ich die Manja nur und habe nicht so viel mit ihr gemeinsam. Ich bin sehr viel selbständiger und würde in manchen Situationen nicht so hilflos reagieren. Trotzdem gefiel mir die Rolle der Manja sehr und ich habe sie gerne gespielt. Sie reagiert teilweise wirklich sehr souverän. Ich finde, dass Manja in der Episode sehr viel realistischer dargestellt wird als die Darsteller in den meisten Filmen, in denen es um das Down-Syndrom geht.
Natürlich würde ich mir wünschen, mal eine ganz normale Rolle in einem Film zu spielen und nicht die Behinderte.
Zusammenarbeit mit der Regisseurin
Kurz vor den offiziellen Dreharbeiten reiste ich schon nach Leipzig, um die Regisseurin Frauke Thielecke kennen zu lernen und das Drehbuch mit ihr zu besprechen. Frauke gab mir Anweisungen, wie sie es gerne umsetzen wollte, und ich sagte ihr auch, was ich im Gegensatz zur Rolle als Mensch mit Down-Syndrom nicht so mache. In einer Szene sollte ich zum Beispiel während des Sprechens laut Drehbuch Schaukelbewegungen machen, das zu ändern, war kein Problem für sie. Die Chemie zwischen uns stimmte auf Anhieb.
Am Set wurde ich voll akzeptiert
Hauptsächlich spielte ich mit Bernhard Bettermann, Anja Nejarri, Karin Giegerich und Addas Ahmad. Wir hatten uns ja gerade erst kennen gelernt, aber es gab keine Berührungsängste.
Vor jedem Dreh haben wir uns zusammengesetzt und noch einmal besprochen, wie der Ablauf sein würde. Jeder konnte Vorschläge machen, und ich fühlte mich voll akzeptiert. Es gefiel mir, dass wir so gut harmonierten. Natürlich konnte ich viel lernen von den Erfahrungen der Schauspieler und der ganzen Crew. Ich hätte große Lust, mal wieder mitzuspielen.
Der Film
Nun bin ich auch schon sehr gespannt auf den Film. Ich würde mich freuen, viele Rückmeldungen zu bekommen. Leider werden Schauspielern mit Behinderung sonst nicht viele Rollen angeboten. Meist spielen in Filmen nicht behinderte Darsteller auch diese Rollen. Leider gibt es nur sehr wenig inklusive Filme. Ich wünsche mir, dass es viel mehr solche Filme gibt, in denen Schauspieler mit und ohne Behinderung zu sehen sind, ohne dass es um eine Behinderung geht.
In den meisten Filmen werden viele Klischees bedient. Vielleicht gehört das einfach dazu.
Trotzdem hoffe ich, dass es irgendwann selbstverständlich ist, dass auch Schauspieler mit Handicap dazugehören!
Linktipps:
Trailer von „In aller Freundschaft – Das Leben ist ein Wagnis“ mit Carina Kühne
Theater sind wir alle: In einem Stralsunder Theaterprojekt sind alle willkommen
(Carina Kühne)