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Mission #MapMyDay

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Vier junge Menschen mit und ohne Behinderung halten Handy in die Höhe, halten den Daumen nach oben und lächeln in die Kamera

Ist dein Lieblingscafé barrierefrei? Sind vorm Eingang zum Friseursalon Stufen? Gibt es in der Bibliothek eine rollstuhlgerechte Toilette? Auf der Wheelmap kann jeder die Zugänglichkeit von öffentlichen Orten für Menschen im Rollstuhl bewerten. Am 3. Dezember, dem Tag der Menschen mit Behinderung, gab es mit #MapMyDay eine internationale Mapping-Aktion – und wir waren dabei!

Vier Kollegen, vier Smartphones, eine Mission: rollstuhlgerechte Orte in Bonn markieren. Die Agenten: Patrick, Isabell, Hanna und ich. Unsere Waffe: die App Wheelmap. Der Ort: Plittersdorf, ein kleiner Stadtteil im Süden Bonns. Hier ist noch nicht viel in der Wheelmap markiert und auf Barrierefreiheit getestet. Es ist an der Zeit, das zu ändern.

Wir nehmen den Bus. Der Status der Haltestelle auf der Wheelmap steht bereits auf Grün, das bedeutet: rollstuhlgerecht. Trotzdem ist es ziemlich schwierig mit zwei E-Rollstühlen in den Bus zu kommen, denn eine ältere Frau mit Rollator ist ebenfalls Fahrgast – und der Platz im Bus begrenzt. Wir spielen ein bisschen Tetris, schließlich passen alle rein und wir kommen unbeschadet in Plittersdorf an. Erste Herausforderung gemeistert.

Es gibt viel zu tun

Die Apotheke an der Ecke, der Herrenfriseur in der Gasse, der bunte Kunsthändler – all diese Orte sind noch nicht auf der Wheelmap verzeichnet. Uns wird schnell klar: Es gibt hier viel zu tun. Wir fangen bei einem Getränkemarkt an. Es ist der erste grüne Status, den wir vergeben können. Nicht verwunderlich: Wer möchte schon Limo-Kisten die Treppe hochschleppen? Das war also eine Aufwärmübung. Dann nehmen wir uns Fischhändler, Apotheken und Fahrradläden vor. Viele müssen wir mit orange (so mittel) oder rot (nicht rollstuhlgerecht) kennzeichnen, denn bei den vielen alten Gebäuden sind häufig Stufen vorm Eingang und an eine Rampe haben viele Geschäftsinhaber nicht gedacht. Ein Inhaber eines Friseursalons mit zwei Stufen vor der Tür zuckt nur mit der Schulter, als wir ihn nach einer Rampe fragen: „Ach, die kleinen Stufen“. Er weiß offensichtlich nicht, wie schwer Elektrorollstühle sein können. Leider. Wir vergeben den Status Rot.

Doch vereinzelt gibt es auch positive Überraschungen: Wir finden einen Barbier mit ebenerdigem Hintereingang und ein kleines Café mit mobiler Rampe – allerdings fehlen Hinweise darauf am Eingang. Wir geben den Ladenbesitzern den Tipp und ziehen weiter.

Action und kleine Gefahren beim Mappen

Je näher wir dem Zentrum Plittersdorfs kommen, umso schmaler werden die Bürgersteige. Würden wir diese bewerten können, wäre höchstens ein orangefarbener Status drin. Höchstens, denn wir haben noch einen kleinen Zwischenfall: Isabell rutscht mit ihrem E-Rollstuhl ab und steht nur noch halb auf dem Bürgersteig. Einfach schieben geht nicht, der Rollstuhl wiegt 180 Kilo. Einfach weiterfahren geht auch nicht, dann würde sie umkippen. Also ist es Zeit für unseren ersten Action-Einsatz. Wir drücken uns gegen Isabell, damit sie nicht rausfällt, während sie ihren Rollstuhl langsam über die Kante vom Bordstein runter bugsiert – mit Erfolg und ohne Verletzte. 

Nach zwei Stunden beschließen wir unseren Einsatz für heute zu beenden. Wir haben rund zehn neue Orte auf der Wheelmap angelegt und rund 15 als grün, orange oder rot eingestuft. Wir hoffen, dass diese Infos den Rollstuhlfahrern, die Plittersdorf einmal besuchen möchten, helfen. Dann wäre unsere Mission erfolgreich gewesen.

 

Linktipps:

Ein Mädchen im Rollstuhl auf der Kante des Bordsteins.Vier Menschen mit und ohne Behinderung genießen die Sonne.

(Katharina Hovestädt)


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