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Mein Papa kommt!

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Ein lachender Mann hat ein kleines Mädchen auf dem Schoß.

Ein Vater übernachtet im Auto. Eine Mutter auf dem Hauptbahnhof. Wenn Eltern nach einer Trennung nicht in derselben Stadt wie Sohn oder Tochter leben, werden Besuche kompliziert. Die Initiative „Mein Papa kommt“ vermittelt getrennt lebenden Vätern und Müttern ehrenamtliche Gastgeber, die ein Bett für sie haben und ein offenes Ohr.

Jedes zweite Wochenende packt Josef seine Reisetasche, steigt ins Auto und fährt die 400 Kilometer von Luzern nach München. Dort wartet sein zweijähriger Sohn auf ihn, der bei der Mutter lebt. Dann haben Josef und Lukas den ganzen Samstag und halben Sonntag, um zusammen zu spielen, Ausflüge zu machen, um ganz einfach Vater und Sohn zu sein. Dass die beiden sich so regelmäßig sehen können, hat viel mit Karin und Peter zu tun. Bei dem Münchener Ehepaar kann Josef übernachten, wenn er Lukas besucht. Da das Geld für ein Hotel fehlte, hatte Josef zunächst noch bei seiner Ex-Partnerin übernachtet. Er erinnert sich: „Das war für alle Beteiligten belastend. Es war schnell klar, dass das so nicht funktioniert.“ Bei seinen Gastgebern findet Josef seit einem Jahr nicht nur ein Bett, sondern auch zwei herzliche End-Vierziger, mit denen man sich wunderbar unterhalten kann und die bei den manchmal schwierigen Besuchen in München Halt geben. „Ich erlebe hier eine wahnsinnige Unterstützung. Das ist wirklich großartig!“, so der 40-jährige Vater.

Eine Begegnung auf dem Parkplatz

Das Projekt„Mein Papa kommt“ hat Josef mit seinen Gastgebern zusammengebracht. Die Idee, getrennt lebenden Vätern den Besuch beim Nachwuchs und damit überhaupt eine Beziehung zu ermöglichen, stammt von Annette Habert. Ein Junge sprach die Religionspädagogin auf einem Supermarkt-Parkplatz an. Sein Vater besuche ihn nur im Sommer, weil er im Auto schlafen muss und fragte, ob sie nicht etwas tun könne. Die Begegnung ließ Habert nicht mehr los. Wenige Jahre später gibt es die Flechtwerk 2+1 gGmbH, die dafür sorgt, dass Josef und 426 andere Eltern nicht in ihrem Auto übernachten müssen, wenn sie ihr Kind sehen wollen.

Coaching für die Eltern hilft auch den Kindern

Wer sich als Vater oder Mutter bei „Mein Papa kommt“ anmeldet, bekommt auch Unterstützung bei Fragen rund um die Besuche beim Kind in Form eines Telefon-Coachings: Was, wenn mein Kind nicht mit mir telefonieren will? Wie stellt man Nähe her, wenn man sich lange nicht gesehen hat? Wenn es angefragt wird, findet das Coaching auch per Skype mit einem Gebärdendolmetscher statt. Und wenn jemand eine rollstuhlgerechte Unterbringung benötigt, wird auch diese gefunden. Annette Habert formuliert es ganz pragmatisch: „Wo das Leben uns hinschickt, sind wir da!“

Wer mitmachen möchte – egal, ob als Familie, Single, Ehepaar jeden Alters – kann sich auf der Webseite von „Mein Papa kommt“ anmelden.

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch nach seinen individuellen Möglichkeiten selbstbestimmt leben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Dieses selbstverständliche Miteinander erreichen wir nur, wenn sich möglichst viele Menschen für eine inklusive Gesellschaft einsetzen und sie mitgestalten – zum Beispiel durch freiwilliges Engagement. Die Aktion Mensch bietet mit ihrer Freiwilligen-Datenbank einen Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten: Menschen mit und ohne Behinderung können aus mehr als 16.000 Angeboten  das passende Engagement auswählen.



Weitere Ideen für inklusives Engagement finden Sie in der Freiwilligen-Datenbank.

(Henrik Flor)


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