Quantcast
Channel: Aktion Mensch-Blog
Viewing all articles
Browse latest Browse all 956

Einfach machen - digitale Barrieren einreißen

$
0
0

Zwei Frauen sitzen vor einem Tablet.

In Düsseldorf gibt es einen ganz besonderen Treffpunkt: das PIKSL Labor, in dem Menschen mit und ohne Behinderung mit- und voneinander lernen. Die ehrenamtlichen „Laboranten“ sind Experten in Sachen Barrierefreiheit und haben ein einfaches Ziel: Jeder soll Computer und Internet nutzen können.

Passanten wundern sich manchmal, wenn sie an dem Ladenlokal in der Erkrather Straße vorbeikommen. Hier könnte ein stylisches Start-up residieren oder der Showroom eines Mode-Labels: weiße Wände, großflächige Bilder und flexible Möbel. Doch hier findet sich kein exklusiver Laden, sondern das genaue Gegenteil: Das PIKSL Labor ist ein Ort für alle. An den PCs, Laptops und Tablets, die auf den mobilen Tischen stehen, kann jeder erste Schritte im Internet unternehmen, sich mit Betriebssystemen vertraut machen oder den Einstieg in die digitale Fotografie wagen. Die meisten der freiwillig engagierten Mitarbeiter sind Menschen mit einer Lernbehinderung. Sie bewegen sich ganz selbstverständlich in der digitalen Welt und geben ihr Wissen gerne weiter. Ab 14 Uhr sind die Türen für jedermann geöffnet.

Für Seniorinnen und Senioren finden regelmäßig mehrwöchige Kurse im PIKSL Labor statt. Christoph und Elisabeth gehören mit zum Dozenten-Team, die die Teilnehmer zwei Stunden die Woche schulen. „Viele Ältere bekommen von ihren Kindern oder Enkeln einen Laptop oder ein Tablet geschenkt und wissen erst einmal nichts damit anzufangen. Wir fragen zu Beginn des Kurses, was die Teilnehmenden am meisten interessiert: Mailen, Facebook, Einkaufen im Internet“, erklärt Christoph.

Elisabeth betreut – auch ohne lesen und schreiben zu können – zusätzlich das Tablet-Café, zu dem Neulinge in Sachen tragbarer Rechner kommen, Fragen loswerden und anderen auf die Sprünge helfen können. Bei der Aktion PIKSL mobil werden ältere Menschen in Einrichtungen besucht, die es nicht selbst ins Labor schaffen würden. Gerade für sie ist es ein großer Gewinn, über Tablet mit Familie, Freuden oder Pflegedienst kommunizieren zu können.

Und noch ein weiteres Ziel verfolgt die „In der Gemeinde Leben gGmbH“, die das Projekt PIKSL Labor initiiert hat: In Kooperationsprojekten mit Hochschulen und Unternehmen sind die PIKSL-Laboranten gefragte Experten, wenn es darum geht, wie Produkte einfacher gestaltet werden können. Für die Universität Bielefeld etwa haben Christoph, Elisabeth und die anderen Laboranten den virtuellen Assistenten Billie auf Herz und Nieren geprüft. Er könnte später älteren Menschen die Bedienung von technischen Geräten erleichtern. Das Team ist an der Entwicklung eines Smartphone-basierten Navigationssystems beteiligt, das Menschen mit Lernbehinderung von Tür zu Tür geleitet. Christoph: „Derzeit testen wir das Betriebssystem Windows 10 und entwickeln eine barrierefreie Blogsoftware mit.“

Warum sie sich 15 Stunden und mehr in der Woche im PIKSL Labor engagieren? Für Elisabeth ist das ziemlich einfach: „Mir macht es Spaß, jemandem zu helfen, der alleine nicht klar kommen würde.“ Christoph, der sich auch noch im Schützenverein und an einem Runden Tisch für Inklusion engagiert, sagt es so: „Was wir machen, ist erfolgreich und das macht mich froh.“

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch nach seinen individuellen Möglichkeiten selbstbestimmt leben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Dieses selbstverständliche Miteinander erreichen wir nur, wenn sich möglichst viele Menschen für eine inklusive Gesellschaft einsetzen und sie mitgestalten – zum Beispiel durch freiwilliges Engagement. Die Aktion Mensch bietet mit ihrer Freiwilligen-Datenbank einen Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten: Menschen mit und ohne Behinderung können aus mehr als 16.000 Angeboten  das passende Engagement auswählen.
 

Weitere Ideen für inklusives Engagement finden Sie in der Freiwilligen-Datenbank.

An einem langen Tisch sitzen links und rechts unterschiedliche Leute an Computern.Zwei Frauen schauen lachend in die Kamera.Drei Menschen stehen vor einer Videospielkonsole.Mehrere Männer und Frauen stehen vor dem Schriftzug "PIKSL"

(Henrik Flor)


Viewing all articles
Browse latest Browse all 956

Trending Articles