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Barrierefreies Winken!

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Bonner Straßenbahn-Haltestelle

In Angelegenheiten, dir mir wichtig erscheinen, kann ich – trotz meines Schlaganfalls – noch immer ganz schön penetrant sein. Das konnten nun auch die Stadtwerke Bonn feststellen. Diese bauen derzeit – ganz im Zeichen der Inklusion – einige der wichtigsten Straßenbahnhaltestellen der Stadt barrierefrei um. Allerdings endet meine durch einen Elektrorollstuhl wiedergewonnene Bewegungsfreiheit dort leider weiterhin abrupt. Genauer: an einem Spalt, der zwischen Bahn und Bahnsteigkante bleibt und in dem die Vorderräder des E-Rollis hoffnungslos hängen bleiben. Abhilfe konnten jetzt schon ein paar Mal die kräftigen Arme hilfsbereiter Mitreisender schaffen. Doch da dies ja keine dauerhafte strukturelle Lösung sein kann, machte ich die Stadtwerke auf das Problem ihrer barrierefreien Bauwerke aufmerksam. Die Antwort kam dankenswerterweise prompt:

"Der Haltepunkt XY wurde nach den neusten Vorschriften und Normen für die Barrierefreiheit errichtet. Das beinhaltet zweifelsohne auch die anerkannte Spaltenbreite zwischen der Kante des Bahnsteiges und der Trittstufen der Stadtbahnen. Dass Sie beim Einsteigen in die Stadtbahn trotzdem Schwierigkeiten mit Ihrem E-Rollstuhl erfahren, bedauern wir sehr.
Nun ist das für Sie sicher keine Lösung des Problems. Aber bitte verstehen Sie auch, dass unser Prüfergebnis keine andere Handlungsmöglichkeit zulässt."

Als ich telefonisch – Stichwort Penetranz – noch einmal nachfragte, was die Stadtwerke zu tun gedenken, um das Problem abzustellen, bekam ich zur Antwort:

"Mehr, als die vorschriftsmäßigen Normen zu erfüllen, ist nicht drin. Es ist ja schließlich keine Absicht von uns!"

So habe ich mir vorgenommen, solange ich nicht wieder besser laufen kann, den abfahrenden Bonner Straßenbahnen wenigstens hinterherzuwinken. Das geht immerhin wirklich barrierefrei. Oder gibt es aus der Runde der Leser des Blogs Lösungsvorschläge, was zu tun ist, wenn die einschlägigen Normen nicht zu Barrierefreiheit führen? Mit solchen würde ich gerne meinen freundlichen Barrierefreiheitsfachmann der Stadtwerke nochmals behelligen!


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(Autor: Christian Schmitz)


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