
Familien im Raum Aschaffenburg, die für ihre erwachsenen Kinder noch eine Wohnmöglichkeit jenseits eines Wohnheims für Menschen mit Behinderung suchen, sollten sich den 17. Juli im Kalender freihalten: Dann nämlich trifft sich die "Interessengemeinschaft Inklusives Wohnen" zu ihrer Gründungsveranstaltung. Das Ziel: die Gründung einer WG für junge Erwachsene mit unterschiedlicher schwerer Behinderung, die von Pflegern und Helfern ambulant versorgt werden und im Idealfall sogar mit Menschen ohne Behinderung (zum Beispiel Studenten) zusammen leben.
"Die Lebensbedingungen für unsere Kinder sollen so normal wie möglich sein", erklärt Initiatorin Inge Rosenberger, selbst Mutter einer 29-jährigen Tochter. Diese Normalität basiert aus ihrer Sicht darauf, dass sich für die künftigen Bewohner Leben und Arbeiten nicht auf einem Gelände abspielt – mit der Folge, dass sie dann vom Rest der Gesellschaft weitgehend separiert sind. Zur Normalität gehört auch, dass die Bewohner der WG selbst über das Essen entscheiden und kochen und dass sich die Freizeitgestaltung nach den (möglichst gemeinsamen) Interessen der Bewohner richtet. All das sind Aspekte, die in den derzeitigen Angeboten in Unterfranken nicht berücksichtigt werden. "Die sind nicht an den Bedürfnissen und den Interessen der Bewohner orientiert", kritisiert Inge Rosenberger.
20 Eltern, deren Kinder zwischen 20 und 40 Jahre alt sind und noch zuhause leben, haben sich um Inge Rosenberger über persönliche Kontakte und einen Artikel, der im Magazin MENSCHEN der Aktion Mensch erschienen war, als Mitstreiter versammelt. Und weitere Interessierte sind herzlich eingeladen: "Je mehr Menschen unsere Ziele mittragen, umso wirksamer wird unsere Interessengemeinschaft sein." In einem ersten Schritt will die Initiative auf Politik und Verwaltung in Unterfranken zugehen und um Unterstützung bei der Finanzierung von und Suche nach Wohnraum bitten. Dass sie einen langen Weg mit vielen bürokratischen Hürden vor sich haben, ist allen Beteiligten klar. Schließlich geht es um Geld. Aber eben auch um Menschen, die keine homogene Masse darstellen – sondern um Individuen, die mehr wollen als nur ordentlich versorgt sein.
Das Wichtigste in Kürze:
Was? Gründungstreffen Interessengemeinschaft Inklusives Wohnen; mit Claus Fussek (Vereinigung für Integrationsförderung (VIF) München) und Willi Michel (Café Winkelmann, Münnerstadt) als Referenten
Wann? Dienstag, 17. Juli, 10 Uhr
Wo? Großer Sitzungssaal des Rathauses Aschaffenburg
Wer? Initiatorin ist Inge Rosenberger, erreichbar über die Email-Adresse: WG_fuer_Alle(at)gmx.de
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(Autor: Eva Keller)