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Barrierefreies Wohnen in Perfektion

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Komplett barrierefrei gestalteter Wohnraum mit Tisch, Stühlen, Handlauf.

Keine Scheu vor Technik und ein bisschen Geld auf der hohen Kante: Das sollten alle haben, die trotz Alter und/oder körperlicher Einschränkungen in den eigenen vier Wänden wohnen und möglichst selbständig bleiben möchten. So dachte ich, als ich mich durch die Ausstellung "Barrierefreies Wohnen und Leben im Alter" habe führen lassen, die am 26. Juni an der FH Frankfurt offiziell eröffnet wurde.

Auf rund 150 m² wurden hier Wohn- und Schlafzimmer, Bad, Küche und Flur modellhaft eingerichtet und ausgestattet. Zum Beispiel: die Fußmatte vor dem Bett, die bei einem Sturz einen Notruf auslöst. Der Medikamentenspender, der Signale an Angehörige sendet, wenn die Tabletten nicht im vorgesehenen Zeitraum eingenommen werden. Das Bett, das sich per Knopfdruck aufrichten lässt und den Schläfer in Sitz- und Stehposition bringt. Der Teleroboter "Giraff", über den Bewohner einen Pfleger aus der Zentrale zuschalten und diesen durch die Wohnung schieben können – vielleicht, um gemeinsam die Kaffeefilter zu suchen, vielleicht um sich anleiten zu lassen, wie per Tablet-PC das Licht, die Klimaanlage, der Fernseher oder der Türöffner zu bedienen ist (solche Steuerungssysteme gibt es hier auch – aber leicht verständlich, muss ich fairerweise sagen).

Faszinierende Einsichten

All das ist sehr faszinierend, aber auch ein bisschen seltsam ... andererseits kann ich sehr gut verstehen, dass alte und körperlich eingeschränkte Menschen nicht dauernd jemanden um sich haben wollen. Und natürlich entlasten Dinge wie das mehrere tausend Euro teure "Aufstehbett" Pfleger und Angehörige enorm.
Für sie, alle Interessierten sowie die 2.000 Studierenden des Fachbereichs "Soziale Arbeit und Gesundheit an der FH Frankfurt und Schüler von Alten-, Gesundheits- und Pflegefachschulen in der Gegend ist die Ausstellung gedacht. Sie dient also zugleich der Lehre, der Information und Beratung und als Ort von Forschung und Entwicklung – denn die Modellwohnung soll immer wieder mit Neuerungen bestückt werden.

Einfache Lösungen überzeugen

Mich übrigens haben die einfachen Lösungen am meisten angesprochen: Der Handlauf, der bei Berührung aufleuchtet, so dass man im Dunkeln außer Halt auch Orientierung hat, ohne nach dem Lichtschalter tasten zu müssen. Das Bad, das nicht quadratisch-praktisch-clean von oben bis unten gekachelt ist, sondern dank beschichteter, grüner Platten an den Wänden wie ein Badezimmer aussieht. Der Klorollenhalter, von dem sich einhändig Papier abreißen lässt, weil eine Feder das Abrollen bremst. Nicht zu vergessen die Deckenleuchte, die sich per Dimmer auf 6.000 Lux hochdrehen lässt – weil regelmäßige Lichtduschen gegen depressive Zustände helfen, wie sie oft bei demenzkranken Menschen auftreten. Eine Lichtdusche! Die könnte auch mir an diversen verregneten Tagen nicht schaden ...

Besuchstermine für 2012:
Jeden letzten Mittwoch im Monat von 14-16 Uhr ohne Voranmeldung (25.07., 29.08., 26.09., 31.10., 28.11.2012); abweichende Termine für Gruppen nach Terminabsprache; der Eintritt ist frei.


Mehr zum Thema:
Video, Fotos und Informationen zur Ausstellung "Barrierefreies Wohnen und Leben"
Beratung zu Barrierefreiheit und Hilfsmitteln über die VdK-Fachstelle an der FH Frankfurt
Informationen zum interdisziplinären Master-Studiengang "Barrierefreie Systeme" im Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit an der FH Frankfurt
Inklusionskampagne der Aktion Mensch: Handlungsfeld Barrierefreiheit
Inklusionskampagne der Aktion Mensch: Handlungsfeld Wohnen

(Autor: Eva Keller)


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