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Kulturelle Teilhabe: Zum aktuellen Stand der Audiodeskription

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Szene aus dem Kinofilm "Blind": eine blinde Frau mit einem Blindenführhund.

Hörfilme ermöglichen kulturelle Teilhabe und machen Spaß. Bei Hörfilmen wird eine optionale Tonspur ausgestrahlt, über die Mimik, Gestik und visuelle Handlungen für blinde und sehbehinderte Zuschauer beschrieben werden. Das Verfahren heißt Audiodeskription.

Kürzlich forderte die blinde Sängerin Joana Zimmer in einer Online-Petition", dass Audiodeskription zukünftig auch bei der RTL-Tanzshow"Let's Dance" zum Einsatz kommen sollte - die Aktion Mensch berichtete. Zimmer weist mit ihrer Kampagne auf einen Missstand hin: Bisher werden Hörfilme in Deutschland ausschließlich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt, nicht aber in den Privatsendern. Damit bleiben wir blinden Menschen Zuschauer zweiter Klasse. Sendungen mit hohen Einschaltquoten - wie "Let's Dance" - sind für uns nicht zugänglich. RTL signalisiert bisher kein Entgegenkommen.

Schritte in die richtige Richtung

Aber es gibt auch zaghafte Schritte in die richtige Richtung. So wurde die ZDF-Show"Wetten, dass ..." im Januar 2013 erstmals mit einer Audiodeskription gesendet. Auch die ARD-Anstalten bauen ihr Hörfilmangebot aus - so strahlt zum Beispiel der NDR inzwischen nicht nur Spielfilme und Serien, sondern auch Naturdokumentationen mit Bildbeschreibungen aus.

Auch auf der politischen Ebene tut sich etwas. So werden Filme neuerdings nur noch dann staatlich gefördert, wenn bei der Produktion an Untertitel und Audiodeskription gedacht wird. Und in Hamburg hat die Bürgerschaft - das Landesparlament - die Einführung von Audiodeskription an den Theatern auf den Weg gebracht. Erste Vorstellungen sollen noch in diesem Jahr realisiert werden.

Audiodeskription in vielen Bereichen

Der Nutzen von Audiodeskription geht weit über das Fernsehen hinaus. Sie kommt in Kinos, Opern und Theatern zum Einsatz. In Museen wird sie genutzt. Und auch in Planetarien gab es bereits akustische Beschreibungen für blinde und sehbehinderte Menschen.

Und dennoch: Hörfilme sind immer noch die absolute Ausnahme, selbst im öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramm. Bis zur vollen kulturellen Teilhabe ist es hierzulande noch ein weiter Weg.


Linktipps:
Das Handlungsfeld "Inklusion leben: In der Freizeit" der Aktion Mensch
Im Kino hören, was andere sehen. Ein Themenbeitrag von Anja Schimanke auf respect.de über Audiodeskription im Kino
Hörfilme im TV: Teilhabe und Barrierefreiheit. Ein Plädoyer von Heiko Kunert für mehr Audiodeskription im deutschen Fernsehen
Audiodeskription: Inklusion im Theater. Ein Blogbeitrag von Heiko Kunert über Möglichkeiten der Barrierefreiheit im Kulturbetrieb

(Autor: Heiko Kunert)


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