Der Stummfilmklassiker "Das Cabinet des Dr. Caligari" von 1920 ist ein Meilenstein der Filmgeschichte. Und somit bietet die Caligari Film Bühne einen würdigen Rahmen für das Filmfestival "überall dabei", das vom 14. bis zum 20. Februar in Wiesbaden gastiert. Denn "überall dabei" setzt ebenfalls einen Meilenstein: das erste barrierefreie Festival zum Thema Inklusion in der hessischen Landeshauptstadt.
Dr. Caligari wird zwar auf seinen Auftritt bei "überall dabei" in Wiesbaden verzichten müssen. Dafür erobern andere interessante Gestalten aus Fiktion und Wirklichkeit die Leinwand. Rachel Wotton zum Beispiel, die australische Sexarbeiterin, die sich nicht nur für die Rechte ihrer Kolleginnen engagiert, sondern auch für das Recht von Menschen mit Behinderung auf Selbstbestimmung. Oder die gehörlose New Yorker Schülerin Aneta im Film "Deaf Jam", der es mit ihrer beeindruckenden und ausdrucksstarken Gestik und Mimik gelingt, zwei Sprachen und Kulturen zu verbinden. Oder auch Bina 48, dem Androiden aus Alexander Kluges Film "Mensch 2.0", der das Publikum vor die Frage stellt, was den Menschen eigentlich ausmacht.
Hip-Hop, Klassik und Tanztheater inklusiv
"Das Herz des Filmfestivals ist ein vielfältiges Begleitprogramm, das von Wiesbadener Vereinen und Institutionen gestaltet wird", schreibt Schirmherr Dr. Helmut Müller, Oberbürgermeister der hessischen Landeshauptstadt in seinem Geleitwort. In Wiesbaden fällt dieses Rahmenprogramm besonders üppig und einladend aus: Diskussionen mit Experten zu den jeweiligen Filmthemen, Infostände, Ausstellungen sowie Musik- und Theateraufführungen.
Los geht´s am Donnerstag, 14. Februar, mit der Eröffnung der Ausstellung "Mal_anders". Gezeigt werden Bilder von Menschen mit geistiger Behinderung. Der Festivalsamstag, 16. Februar, lockt mit einem kompletten Inklusions-Aktionstag: Einer Hip-Hop und Breakdance Aufführung, einem kleinen Konzert des Chors "la casa della musica", dem Rapper Dilmon Sayad mit einer Rap- und Tanzaufführung, einer Doppelausstellungseröffnung und der Autorenlesung "Der halbe Mann - Dem Leben Beine machen", von und mit Florian Sitzmann. Veranstaltungsort ist das Rathaus am Schlossplatz. Auch am Festivalsonntag bietet Wiesbaden Kultur und Inklusion vom Feinsten: Filme, ein Rap-Workshops, Theater-, Tanz- und Musikaufführungen von Menschen mit und ohne Behinderung sowie eine Showaufführung des Vereins "Vita Assistenzhunde". Der Festivalabschluss am 20. Februar wird von einem inklusiven Konzert der Wiesbadener Musik- und Kunstschule mit dem Popchor "Young Voices" im Kulturforum begleitet.
Deutschlandpremiere und Protagonisten zu Gast
Neben den sechs Dokumentar- und Spielfilmen von "überall dabei" kann sich das Wiesbadener Publikum auf eine Reihe weiterer Filme zum Thema Inklusion freuen. Beispielsweise auf den Film die "Vorstadtkrokodile", der die Geschichte des querschnittsgelähmten Kai erzählt, der gerne in Hannes' Bande - den Vorstadtkrokodilen - mitmachen möchte. Oder auf die deutsche Vorpremiere von "Auf den zweiten Blick", über drei sehbehinderte Paare im Großstadtmoloch Berlin, die sich entdecken und zueinander hingezogen fühlen. Die Regisseurin, Sheri Hagen, wird bei der Vorpremiere am 16. Februar in der Caligari Film Bühne anwesend sein und sich nach der Vorführung den Fragen des Publikums stellen. Live dabei bei "überall dabei" am 20. Februar in Wiesbaden ist auch Axel Danielson, Regisseur des schwedischen Festivalbeitrags "Zwillingsbrüder. 53 Szenen einer Kindheit". Axel Danielson und die beiden Protagonisten, die Zwillingsbruder Oskar und Gustaf Eriksson, begleiten ihren Film anschließend in die Festivalstädte Aalen (21. Februar), Freiburg (22. Februar), Biberach (23. Februar), Erlangen (24. Februar) und Mainz (25. Februar).
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(Autor: Ulrich Steilen)