Das Hauptproblem für mich und viele andere Rollstuhlfahrer ist der Sand. Natürlich gehört der am Strand dazu, aber meistens ist er zu weich. Dann sinkt der Rollstuhl ein und ich komme nicht weiter. Nervig! Super sind barrierefreie Strandpromenaden – so eine gibt es zum Beispiel im Badeort Niendorf/Timmendorferstrand. Da haben viele Strandabschnitte einen Holzsteg, über den ich Richtung Wasser und zu unserem Strandkorb fahren konnte.
Ich habe ihn gerade schon angesprochen: den Strandkorb :-) Wer schon mal an der Ostsee war, der weiß, wie windig es da werden kann. In einem Strandkorb fliegt dir der Sand nicht ins Gesicht und du frierst auch nicht so schnell, wenn es wegen dem Wind abkühlt. In meinem Urlaub konnte ich mir einen Strandkorb aussuchen – was ich echt super fand – und der Strandkorbbesitzer war dann so nett und hat ihn mir direkt an den Holzsteg gestellt, sodass ich problemlos aus dem Rollstuhl umsteigen konnte.
Das Meer vor der Nase, das Rauschen der Wellen im Ohr, Sonne und endlich mal Zeit, in Ruhe ein dickes Buch zu lesen. Gibt es was Schöneres?
Vor meinem Urlaub, habe ich so einen Rollstuhl noch nie benutzt – deswegen war ich darauf ziemlich gespannt. Er hat im Vergleich zu einem herkömmlichen Rollstuhl viel breitere Reifen, sodass man sich auf dem Sand leichter fortbewegen kann, er ist aus einem leichten Material und hat luftgefüllte Armstützen, wodurch er im Wasser treibt.
Der Vorteil liegt definitiv darin, dass man mit dem Strandrollstuhl viel leichter ins Meer kommt: Er lässt sich auch auf nassem Untergrund bis in die Ostsee ziehen, sodass man direkt im Wasser „aussteigen“ kann. So erspart man sich definitiv den anstrengenden Weg ins Meer. Leider kann man sich damit aber nicht selber fortbewegen, sondern muss von einer weiteren Person gezogen werden.
Man muss sich ja nichts vormachen: Die Ostsee ist nicht so warm wie das Mittelmeer oder andere Meere im Süden. Während man als Fußgänger Stück für Stück ins kalte Wasser tapsen kann, brauche ich als Rollstuhlfahrer etwas mehr Mut: Im Strandrollstuhl werde ich in einer liegenden Position ins Wasser geschoben und bin dann direkt mit dem ganzen Körper im Wasser. Wer drin ist, ist drin! Umso schöner, sich danach mit einer kuscheligen Decke aufzuwärmen.
Wie fast immer, wenn man mit dem Rollstuhl unterwegs ist, schadet es nicht, die Dinge mit Humor zu nehmen. Zum Beispiel, wenn du auf einem bunten Strandrollstuhl durch die Gegend gezogen wirst und dich die verständnislosen Blicke anderer Strandbesucher treffen, die nicht wissen, was das überhaupt ist. Oder wenn du bei einem Thermenbesuch im Strandort von der Dame an der Kasse darauf hingewiesen wirst, dass die Umkleiden „die Treppe runter“ sind. Oder auch, wenn sich die vorhandene Umkleidekabine für Menschen mit Behinderung als Toilette mit ein paar kleinen Spinds entpuppt, es keine Dusche für gehbehinderte Menschen gibt und der Saunabereich nur über sehr viele Treppen zu erreichen ist ;-)
Egal, wie die baulichen Gegenbenheiten sind, hilfsbereite Menschen können noch einiges an der Situation ändern: Bei uns war das der sehr nette Strandkorbbesitzer, der kurzerhand das Schloss des Strandrollstuhls eigenhändig aufsägte, da es eingerostet war oder der Bademeister, der mir in der Therme anbot, mich die Treppen hochzutragen.
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(Luisa Eichler)