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„Verzwickt, aber immer wunderschön!“

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Drei Kinder knien vor einem Huhn und füttern es mit Körnern.

Ein Natur- und Begegnungs-Bauernhof in Waltrop steht Kindern und Jugendlichen die ganze Woche offen. Sie füttern Tiere, lernen Pflanzen kennen, säen, ernten, kochen, basteln und reiten. Ein Freiwilligen-Team kümmert sich darum, dass hier jeder seinen Platz findet.

Noch vor ein paar Jahren hätte sich kaum jemand vorstellen können, dass hier, Am Rapensweg in Waltrop, ein Bauernhof-Idyll entstehen könnte, durch das kreuz und quer Kinder, Schweine, Hühner, Lämmer und Schafe laufen. Damals war das Gelände eine Brache mit ein paar heruntergekommenen Ställen für eine Handvoll vernachlässigter Pferde. Der Verein Nabeba e. V. pachtete das Gelände, Freiwillige renovierten zusammen mit Kindern und Jugendlichen das Haupthaus und die Ställe, setzten Zäune instand und schufen so einen besonderen Ort, an dem niemand ausgeschlossen ist. Heute gibt es ein Kaninchenhaus, die Lagerfeuerstelle, den Biogarten, einen Schweinestall, das Bienenhaus, Freigehege und die Forscherwerkstatt – eine wunderbare Mischung aus Bullerbü und Abenteuerspielplatz. Jeden Montag trifft sich die integrative Kindergruppe, am Freitag sind Jugendliche mit und ohne Behinderung dran, zwischendurch kommen Kitagruppen und Schulklassen oder Eltern, die ihre Kinder zum therapeutischen Reiten bringen.

Das Beste aus der Natur

Dorothee Zijp ist eine von 15 Engagierten und wohnt inzwischen sogar mit ihrem Mann, einem der Söhne und der Mutter mit Blick auf das Gelände. Die Philosophie der Vollzeit-Engagierten: „Die Natur hält alles bereit, was wir für das Projekt brauchen. Das Heilsame, das sie ausstrahlt, die Wärme der Tiere, die Gerüche – das alles wirkt auf jeden Menschen gleich. Da ist es egal, ob er in irgendeiner Weise eingeschränkt ist.“ Dorothee Zijp hält den Bauernhof zusammen und guckt bei jedem, der seine Freizeit in das Projekt einbringen will, wo er richtig platziert ist: beim Versorgen der Gänse, der Betreuung von Kindergruppen oder beim Reiten? Einige der Ehrenamtlichen haben früher selbst den integrativen Treff besucht oder ein Praktikum gemacht und sind dann ins Engagement reingewachsen.

Ohne Druck, aber hoch engagiert

Debbie ist eine von ihnen und schon seit ein paar Jahren dabei. Alles begann mit einem Schulpraktikum, das der 20-Jährigen so gut gefallen hat, dass sie nun im Rahmen einer geförderten Maßnahme jeden Tag mit anpackt. Sie erzählt: „Am meisten Zeit verbringe ich mit den Pferden. Ich hole Wasser, füttere sie, striegel. Ich kümmere mich aber auch darum, dass das Schwimmbecken für die Enten sauber ist.“ Sie hat einen guten Draht zu anderen Engagierten und mag das Arbeiten in der Natur und ohne Druck. In den Pausen findet man sie meist auf dem Rücken von Bulle Berti. Wenn der sich zu einem Nickerchen niedergelassen hat, lässt sich Debbie auf dem Kraftpaket nieder und genießt die Nähe des Tieres.

Trotz des vielen Lobs von allen Seiten ist es alles andere als einfach, das Ehrenamtsprojekt über die Jahre zu bringen. Dorothee Zijp bringt die Erfahrung aus inzwischen acht Jahren Naturwerkstatt so auf den Punkt: „Geld ist nie genügend da. Oft ist es verzwickt und schwer, aber immer wunderschön!“

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch nach seinen individuellen Möglichkeiten selbstbestimmt leben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Dieses selbstverständliche Miteinander erreichen wir nur, wenn sich möglichst viele Menschen für eine inklusive Gesellschaft einsetzen und sie mitgestalten – zum Beispiel durch freiwilliges Engagement. Die Aktion Mensch bietet mit ihrer Freiwilligen-Datenbank einen Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten: Menschen mit und ohne Behinderung können aus mehr als 13.000 Angeboten  das passende Engagement auswählen.



Weitere Ideen für inklusives Engagement finden Sie in der Freiwilligen-Datenbank.

(Henrik Flor)


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