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<span lang="fr">Caf&eacute;</span> Deutsch

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Eine Frau sitzt mit einem Mann an einem Tisch und unterhält sich.

Batu wollte endlich besser Deutsch lernen, Monika etwas für andere tun. Seit November sind die beiden Frauen jetzt ein Sprachtandem und der lebende Beweis dafür, was eine Begegnung alles verändern kann.

Monika und Batu sind beide Anfang 40, sie leben in Landshut, treffen sich einmal in der Woche und unterhalten sich über die Arbeit oder die Familie, sie gehen einkaufen und machen kleine Rollenspiele. Die eine ist waschechte Bayerin, die andere floh vor dem Bürgerkrieg in Afghanistan. Dass sich die beiden, die früher 5.000 km trennte,  gefunden haben, wäre ohne das „Café Deutsch – Sprachtreff und mehr!“ kaum denkbar gewesen. Das Projekt der Freiwilligen Agentur Landshut bringt Alteingesessene mit Flüchtlingen zusammen. Die Neu-Landshuter verbessern dabei ihre Sprachkenntnisse und docken leichter an ihrem neuen Lebensmittelpunkt an. Die engagierten Freiwilligen bekommen das gute Gefühl, jemandem das Ankommen in Deutschland zu erleichtern. 30 Tandems sind derzeit aktiv. Mit dabei sind Menschen aus Syrien, Afghanistan, dem Senegal, Guinea, Äthiopien. 

Ansteckende Begeisterung

Batu arbeitet schon seit sieben Jahren in einer Wäscherei. Ihre Kollegen kommen aus aller Welt, viel Deutsch konnte sie hier nicht lernen. Die drei Kinder sind längst angekommen in Landshut, haben ihren Schulabschluss gemacht und stehen im Beruf. Doch da die Kinder nicht unbedingt die geduldigsten Deutsch-Lehrer sind, ist Batu selbst aktiv geworden: „Ich bin sehr froh, dass Monika hier ist. Sie kann mich korrigieren, und ich habe das Gefühl, dass mein Deutsch wirklich besser wird. Andere, die nichts unternehmen, brauchen auch nach 20 Jahren in Deutschland einen Dolmetscher. Das möchte ich nicht.“

Monika ist bei einem großen Münchner Unternehmen in der Buchhaltung tätig, die Söhne sind 13 und 16, und diverse Hobbys hat sie auch. Dass sie sich dennoch die Zeit für dieses Ehrenamt nimmt, hat mit den vier Jahren zu tun, die sie in Griechenland verbracht hat. Sie wurde damals mit offenen Armen empfangen und lernte durch den engen Kontakt mit den Griechen schnell die Sprache. Ein Stück Griechenland wollte Monika auch nach Landshut holen. Sie sagt: „Es ist ein wunderbares Gefühl, etwas zu tun, was mir Spaß macht und was Batu Spaß macht. Das tut richtig gut. Ich bin jedes Mal wieder begeistert.“ Dass diese Begeisterung ansteckt, wissen inzwischen auch ihre Familie und Kollegen. Eine von ihnen macht auch mit beim „Café Deutsch“.

Die richtige Begleitung

Die gesamte Koordination des Projekts liegt ebenfalls in ehrenamtlicher Hand. Edwin Schreiber ist derjenige, der dafür sorgt, dass die Menschen, die ein Tandem bilden, auch wirklich zusammenpassen und einen Ort für die Treffen haben. Er erklärt: „Ein Café der Arbeiterwohlfahrt steht zur Verfügung – das ist unser eigentliches ‚Café Deutsch‘. Es gibt aber viele Tandems, die sich nach den ersten Wochen lieber zum Spaziergehen treffen oder gemeinsam einkaufen, etwas kochen. Dann findet das ‚Café Deutsch‘ eben woanders statt.“

Weitere Freiwillige sind jederzeit willkommen, die Nachfrage aufseiten der Flüchtlinge ist enorm. Wer noch zögert, den überzeugt vielleicht Monika, wenn sie sagt: „Jeder kann im Kleinen etwas tun, das hilft dann zusammen eine ganze Menge.“

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch nach seinen individuellen Möglichkeiten selbstbestimmt leben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Dieses selbstverständliche Miteinander erreichen wir nur, wenn sich möglichst viele Menschen für eine inklusive Gesellschaft einsetzen und sie mitgestalten – zum Beispiel durch freiwilliges Engagement. Die Aktion Mensch bietet mit ihrer Freiwilligen-Datenbank einen Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten: Menschen mit und ohne Behinderung können aus mehr als 13.000 Angeboten  das passende Engagement auswählen.



Weitere Ideen für inklusives Engagement finden Sie in der Freiwilligen-Datenbank.

(Henrik Flor)


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