Andere Städte haben es vorgemacht: Trägt man sein Anliegen als mehrstimmiger Chor vor und verpackt es in witzige, manchmal auch vor Sarkasmus triefende Reime, kann man einiges bewegen. Der öffentliche Auftritt sorgt für jede Menge Aufmerksamkeit und die Darbietungsform für Sympathien. Einzigartig dürfte beim Heidelberger Projekt sein, dass sich der Chor speziell das Thema Inklusion auf die Fahnen geschrieben hat.
Der Heidelberger Beschwerdechor geht aus dem diesjährigen Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai hervor. Damals diskutierten Bürgerinnen und Bürger, Selbsthilfegruppen und Behindertenorganisationen darüber, was nötig ist, um Heidelberg zu einer inklusiven Kommune zu machen. An erster Stelle nannten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bezahlbaren, barrierefreien Wohnraum. Es folgten inklusive Kulturangebote und Verbesserungen bei Bus und Bahn.
Diese Forderungen will in Zukunft der Beschwerdechor vortragen, der sich am Freiwilligentag, dem 20. September 2014, gründet. Organisiert wird der Chor vom bmb – Beirat von Menschen mit Behinderungen und soll „Unter-der-Dusche-Sänger“ ebenso ansprechen wie Chorerfahrene. Martina Götz vom bmp freut sich auf rund 30 Interessierte, die sich schon angemeldet haben: „Das Schöne am Chor ist, dass man Leute zusammenbringt. Da ist es egal, ob der eine nicht sehen kann oder ein anderer im Rollstuhl sitzt.“ Anfragen für erste Auftritte liegen inzwischen vor.
Am 4. Freiwilligentag der Metropolregion Rhein-Neckar nehmen rund 300 Projekte an 70 Standorten teil. Sie haben an diesem Tag die Möglichkeit, sich von engagierten Bürgern unter die Arme greifen zu lassen. Die FreiwilligenBörse des Paritätischen organisiert das Programm in Heidelberg und hat das Thema „Inklusion und Freiwilliges Engagement“ gesetzt, was Schule machen soll: Die Heidelberger Organisatoren haben an die teilnehmenden Vereine und Einrichtungen vorab den „Barriere-Checker zur barrierefreien Veranstaltungsplanung“ geschickt und auch eine individuelle Beratung angeboten.
(Henrik Flor)