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Einmal Inklusion und zurück

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Eine Schultafel mit dem aufgemalten Schriftzug "Inklusion!?"

Inklusion in der Schule bedeutet Aufbruch in neue Welten - weg vom vorherrschenden Leistungsgedanken hin zur Bildung für alle. Benötigt wird dafür ein nachhaltiges, länderübergreifendes Konzept.

Neulich habe ich mir eine Dokumentation über mögliche Wege zur inklusiven Schule angesehen. Die anschließende Diskussion darüber machte schnell deutlich, wie komplex die Thematik ist und wie viele verschiedene Facetten sie beinhaltet.

Aufbruch in neue Welten von klein auf

Inklusion ist nicht einfach nur ein guter Gedanke oder eine Projektidee. Auf die Schule bezogen bedeutet es bereits für die Jüngsten Veränderung und Aufbruch in neue Welten - weg vom vorherrschenden Leistungsgedanken hin zur Bildung für alle. Nicht nur das gemeinsame Lernen der Schüler gestaltet sich dadurch anders, auch der Berufsalltag und die Ausbildung des Lehrpersonals ändern sich maßgeblich durch den Einbezug von Schülern mit Behinderungen in die Regelschulen.
Gelegentlich hinterlässt das Streben nach inklusiver Bildung in Reihen der Lehrer leider auch einen bitteren Nachgeschmack. Das liegt nicht am fehlenden Willen, sich der Inklusion zu öffnen, sondern an der Art der Realisierung. Maßnahmen in der Umsetzung der inklusiven Bildung geschehen oft unbedacht und gehen in den meisten Fällen zu Lasten der Beteiligten.

Mal ehrlich: Wie würde es sich für Sie anfühlen, wenn Sie plötzlich ungefragt für einen unbekannten Arbeitsschwerpunkt die volle Verantwortung tragen müssten? Vermutlich würden Sie sich entweder der neuen Herausforderung verschließen oder wären damit schlichtweg überfordert.

Jedes Bundesland kocht sein eigenes Süppchen

Diese Lage wird durch die Uneinheitlichkeit der Länder in Sachen Bildung noch kräftig unterstützt - einige sind sehr aktiv in Sachen inklusiver Bildung, andere halten sich galant zurück. Inklusion fühlt sich dann für Entscheidungspersonen und Außenstehende gleichermaßen wie ein Experiment an, das schnellstmöglich umgesetzt werden soll - ohne selbst mit einbezogen zu werden.

Der Gedanke des "Einfach machen" ist trotzdem in jedem Fall entschieden richtig. Man kann noch so viel um den heißen Brei herumreden, planen und evaluieren - was zählt, ist der nötige Schritt in der Praxis. Gleichzeitig ist es naiv zu glauben, dass große Dinge von heute auf morgen geschehen können. Inklusive Schulen befinden sich in der gleichen Situation wie ihre Schüler - beide benötigen Zeit, um sich ordentlich zu entwickeln, und können viel voneinander lernen.

Was wir auf lange Sicht hin brauchen, ist ein einheitliches, länderübergreifendes Konzept, das von Anfang bis zum Ende durchdacht ist. Bei wichtigen Regelungen sollte nicht einfach über die Köpfe des Fachpersonals und der Schüler hinweg entschieden werden. Sie wissen schließlich am besten, wie ein gutes Miteinander in der Schule gelingen kann und welche Schritte für die Umsetzung der Inklusion wichtig und vor allem realistisch sind.

Einbezug und Schulung der Beteiligten ist das A und O

Dabei ist es mehr als fair, Lehrpersonal das nötige Know-how von Anfang an bereits in der Ausbildung mitzugeben. Dies sollte nicht nur in einzelnen Bundesländern oder als Wahlmodul, sondern selbstverständlich als Grundlagenwissen theoretisch und praktisch erprobt werden. Angehende Lehrer könnten so ihr Expertenwissen an die ältere Belegschaft weitergeben.

Weiterhin ist es wichtig, dass sich alle Schulformen dem inklusiven Unterricht öffnen und beispielsweise auch höhere Schulformen wie das Gymnasium eine aktive Rolle spielen. So bleibt der gemeinsame Unterricht von Heranwachsenden mit und ohne Behinderung bald nicht mehr nur eine "gute Idee", sondern gilt wie selbstverständlich für alle als Grundsatz.


Linktipps:
Das Handlungsfeld "In der Schule" der Aktion Mensch
"Schule für alle gestalten": Das Praxisheft der Aktion Mensch für Lehrerinnen und Lehrer (PDF-Dokument)
Falsche Freunde. Ein Blogbeitrag von Eva-Maria Thoms über die Ergebnisse des UNESCO-Gipfels "Inklusion - Die Zukunft der Bildung" fünf Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention
"Ich bin ich". Ein Blogbeitrag von Ulrich Steilen über vorbildliche schulische Inklusion an der privaten Mira Lobe Grundschule
Inklusion - ein Lehrstück. Ein Blogbeitrag von Raúl Krauthausen mit persönlichen Erfahrungen und Überlegungen zur schulischen Inklusion
 

Deutschlandkarte auf einer Schultafel mit dem Anteil der Schüler mit Förderbedarf in Regelschulen je Bundesland 

(Autor: Nina Treusch)


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