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Kommunizieren ist mehr als nur Sprechen!

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Eine Hand, die einen Tablet-Computer berührt

Ein Plädoyer für den Einsatz von Unterstützter Kommunikation

"Jeder Vogel singt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist", besagt ein deutsches Sprichwort. Doch wie würde sich unser Alltag gestalten ohne die Möglichkeit, einfach so drauflos zu reden?

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie warten im Supermarkt an der Wursttheke. Als Sie an der Reihe sind, fragt die Verkäuferin nach Ihrem Wunsch. Sie möchten Ihre Bestellung aufgeben und versuchen, Ihren Mund zu öffnen. Eine starke Anstrengung überkommt Sie, die Mundmuskulatur beginnt leicht zu zittern. Gefühlte Ewigkeiten später entspringen Ihrem Mund ein paar kleine gepresste Laute. Dabei wollten Sie doch nur 100 Gramm Salami ... Stattdessen ernten Sie genervte und verständnislose Blicke.

Sprechen: für Jeden das Normalste der Welt?

Vielleicht können Sie sich nun anhand des oben stehenden Exempels annähernd vorstellen, wie unbewusst und selbstverständlich wir Wünsche und Bedürfnisse alltäglich über das Sprechen kommunizieren. Menschen mit motorischen und/oder kognitiven Einschränkungen, schweren Behinderungen sowie Entwicklungsverzögerungen ist dies von Geburt an oder aufgrund einer erworbenen Erkrankung oftmals kaum bis gar nicht möglich.

Sprache als Überbringer von Emotionen

Die reine Bedürfnismitteilung ist jedoch nur ein Teilaspekt der menschlichen Kommunikation. Erst die Übermittlung und der Austausch von Gedanken und Gefühle runden das Bild so richtig ab. Lassen uns Teilhaben am Miteinander und an der Gesellschaft. Geben unserer Persönlichkeit einen Namen. Zeigen unseren Mitmenschen, was uns ausmacht und uns anspornt. Geben uns die Chance mitzumachen. Kurzum: Wer nicht sprechen kann, hat trotzdem viel zu sagen!

(Unterstützte) Kommunikation ist Menschenrecht

Aus diesen Grund ist es umso wichtiger, ein Medium zur Verfügung zu haben, das es ermöglicht, Gedanken und Gefühle an den Mann und oder die Frau zu bringen. An dieser Stelle kommt die Unterstützte Kommunikation ins Spiel. Unterstützte Kommunikation schließt sämtliche Verständigungsformen mit ein, die fehlende Lautsprache ergänzen oder ersetzen.
Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) als rechtliches Monument ebnet bereits zunehmend den Weg für die Umsetzung einer inklusiven Gesellschaft. Sich in dieser frei ohne Barrieren zu bewegen, bedeutet in diesem Zusammenhang jedoch auch, barrierefrei kommunizieren zu können. Jederzeit und auf die Bedürfnisse des Einzelnen angepasst, ohne sich vorher erst mühsame Monate durch den knapp kalkulierten Finanz-Dschungel unseres Krankenkassensystems kämpfen zu müssen.
Stattdessen wäre es ratsam, die schnelle Entwicklung der Technik voll auszuschöpfen. Denn wo sollte die Präzisierung einer Augensteuerung oder die Verbindung der mobilen Endgeräte mit Social Media besser Anwendung finden als bei jemandem, der auf Unterstützung bei der Kommunikation angewiesen ist und mitreden möchte?
Vor allem Kinder und Jugendliche lernen schnell den Umgang mit neuen Medien und zeigen sich motivierter, anhand dieser etwas zu lernen. Jener Punkt könnte besonders in der inklusiven Bildung positiv zum Tragen kommen.
Bis dahin darf es auch für die ältere Generation gerne mal eine konventionelle Kommunikationstafel sein - Hauptsache, JEDER bekommt dadurch eine Stimme.


Linktipps:
Die Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation e. V.
Der Arbeitskreis Unterstützte Kommunikation
Neuartige Medien als Schlüssel zur Teilhabe. Ein Blogbeitrag von Nina Treusch darüber, wie sich der Schulalltag für Kinder mit und ohne Behinderung durch Technik verändert
Damit Kinder gemeinsam lernen und spielen können. Ein Blogbeitrag von Margit Glasow über den rehaKIND Kongress in Hamburg

(Autor: Nina Treusch)


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