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Die Magie des Bolzplatzes

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Ein Junge in Fußballtrikot reckt seine Arme in die Höhe

Jenseits der Großevents von Champions League und FIFA veranstaltet der Verein KIDsmiling in sozialen Brennpunkten von Köln und Düsseldorf kostenlose Fußballtrainings. Für die fußballverrückten Kinder und Jugendlichen ist es ein Riesenspaß, bei dem Fairness und Disziplin groß geschrieben werden und neue Freundschaften entstehen.

Vingster Berg in Köln-Ostheim, Freitag, 16 Uhr. Gut 30 Kinder und Jugendliche kommen pünktlich auf dem roten Ascheplatz zusammen: Jungs und Mädchen, von 6-18 Jahren. Sie alle haben nur eines im Sinn: Fußball. Rund 800 Kinder aus mehreren Dutzend Nationen leben in den umliegenden Hochhäusern. Die wenigsten von ihnen haben die Gelegenheit, einen Fußballverein zu besuchen. Umso wichtiger ist für sie das wöchentliche Bolzen. Es findet regelmäßig und bei jedem Wetter statt, ist komplett freiwillig und kostenlos.

Sabine Breuer ist eine von zwei Trainern, die das zweistündige Programm leiten. Die 26-jährige Honorarkraft ist seit sieben Jahren bei KIDsmiling mit dabei. Sie erklärt: "Da wir zwei Trainer sind, können wir mehrere Gruppen bilden, dann ist die Altersspanne nicht ganz so groß. Wenn es Verständigungsschwierigkeiten gibt - etwa mit jungen Bulgaren, die gerade erst nach Deutschland gekommen sind - dann übersetzen einfach die, die schon länger da sind. Hier wird niemand ausgeschlossen." Jungs und Mädchen, die vorher keinen Anschluss an Gleichaltrige hatten, finden über das Training Kumpels und Freunde.

Mittlerweile trainieren jede Woche über 200 Kinder und Jugendliche an 12 verschiedenen Standorten. Die Kinder und Jugendlichen können sich auspowern und ein besseres Körpergefühl entwickeln. Wie sich schnell herausstellte, spielen hier auch die Halbstarken absolut fair und sind diszipliniert bei der Sache.
Sabine Breuer weiß, dass sie bei ihrer Arbeit einen langen Atem braucht: "Anfangs dachten die Kids, dass wir wieder eines der Projekte wären, die kurz auftauchen und dann wieder verschwinden. Inzwischen sind sie aber voll dabei. Wir merken das daran, dass sie immer wieder kommen und an dem fairen Umgang beim Spiel." Respekt verschafft sich Sabine Breuer nicht zuletzt dadurch, dass sie selbst zehn Jahre Fußball gespielt hat, davon mehrere Jahre in der Verbandsliga.

KIDsmiling geht auf eine Initiative von Sandra von Möller zurück. Sie kam mit der Leiterin des städtischen Amtes für Kinderinteressen in Köln in Kontakt, die schon länger ein Fußballprojekt realisieren wollte. Gemeinsam wurde das KIDsmiling-Fußballprojekt erarbeitet und im Mai 2007 gestartet. Die Mutter von drei Kindern ist Geschäftsführerin eines mittelständischen Unternehmens und verantwortlich für die Weiterentwicklung des Konzepts, den Aufbau neuer Standorte und die Organisation des ergänzenden Koch-Projekts. Vor allem das Fundraising bedeutet jede Menge Arbeit: Der Benefizball will organisiert werden, die Kooperation mit dem 1. FC Köln gepflegt oder ein Sponsor für das Sommerturnier gefunden werden. Wie das alles geht? "Meine Tage sind sehr eng getaktet. KIDsmiling ist mein Hobby. E-Mails beantworte ich oft erst abends, wenn die Kinder im Bett sind", verrät sie.

Gerade hat der neueste Standort in Düsseldorf-Wersten geöffnet. Die Trainer vor Ort mussten nicht lange auf die fußballballhungrigen Jungs und Mädchen warten. Und das hat nicht nur mit dem WM-Fieber zu tun.

http://www.kidsmiling.de

(Autor: Henrik Flor)


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