Behindertensport präsentieren und Inklusion fördern - das wollen Aktion Mensch und Deutscher Behindertensportverband während der Paralympics
Paralympics und Inklusion - widerspricht sich das nicht? Inklusion meint die gleichberechtigte Teilnahme von Menschen mit Behinderung in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Bei den Winterspielen treten jedoch Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung bei den Paralympics an, während sich Athletinnen und Athleten ohne Behinderung bei den Olympischen Spielen messen. Es finden also getrennte Sportfeste zu unterschiedlichen Zeitpunkten statt.
Viele Athletinnen und Athleten mit Behinderung befürworten die bestehende Trennung und sehen darin keinen Kontrast zur inklusiven Idee. Im Gegenteil: Sie befürchten, dass bei zeitgleichen Wettbewerben die Paralympics im medialen Rummel den Kürzeren ziehen würden. Inklusion bedeutet in diesem Fall, dass beide Ereignisse die gleiche Plattform und die jeweils ihnen zustehende Aufmerksamkeit bekommen.
Möglichkeit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren
Die Paralympischen Spiele sind eine großartige Möglichkeit für den Behindertensport, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dies sieht auch die Aktion Mensch so, die größte private Förderorganisation im sozialen Bereich. Sie ist neuer Unterstützer des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) und richtet beispielsweise die Medien Lounge im Deutschen Haus in Sotschi aus. Das Deutsche Haus ist während der Paralympischen Spiele das Zuhause des Deutschen Teams und ein Anlaufpunkt für Medienvertreter.
"Wir freuen uns sehr, mit der Aktion Mensch einen neuen Partner begrüßen zu können", so DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher. "So können wir mit geballten Kräften unsere Ziele angehen und die Aufmerksamkeit und Angebote für Sportler mit einer Behinderung weiter voranbringen." Auch Aktion Mensch-Vorstand Armin v. Buttlar ist von dem neuen Weg, den seine Organisation eingeht, überzeugt: "Sport ist ein idealer Treiber für Inklusion. Die Begeisterung im und durch den Sport führt Menschen zusammen und überwindet Grenzen."
Training von Menschen mit und ohne Behinderung auch im Breitensport etablieren
Das wachsende Interesse an paralympischem Sport soll dabei helfen, mehr Angebote für das gemeinsame Training von Menschen mit und ohne Behinderung auch im Breitensport zu etablieren. In einer aktuellen Umfrage der Aktion Mensch gaben 37 Prozent der Befragten ohne Behinderung an, in einem Sportverein gemeinsam mit Menschen mit Behinderung Sport zu treiben. Besonders in den Mannschaftssportarten ist dies beliebt: Immer mehr Menschen ohne Behinderung spielen beispielsweise Rollstuhlbasketball. Ein weiteres Ergebnis der Studie war, dass die Bereitschaft von Menschen mit und ohne Behinderung, gemeinsam Sport zu treiben, größer ist als das derzeitige Angebot. Der Deutsche Behindertensportverband und die Aktion Mensch wollen das Angebot gemeinsam ausbauen.
Dieser Artikel ist auch in der Paralympischen Zeitung erschienen, die während der Zeit in Paralympischen Spiele einigen großen Tageszeitungen beiliegt und hier im Netz abgerufen werden kann.
Linktipps:
Gold im Visier - Interview mit Paralympics-Teilnehmerin Andrea Eskau
Ziel: Sotschi! - Interview mit Paralympics-Teilnehmerin Anja Wicker
Die Weichen des Behindertensports von Sotschi bis Rio. Ein Interview im Blog von Michael Wahl mit dem DBS-Präsidenten Friedhelm Julius Beucher über Paralympics, Breitensport und Inklusion
Klischees wett kämpfen. Ein Blogbeitrag von Raúl Krauthausen über das gesteigerte mediale Interesse an den Paralympics und Klischees in der Berichterstattung
(Autor: Jonas Wengert)