Für taubblinde Menschen ist die Teilhabe an der Gesellschaft besonders schwierig. Zwei Organisationen in Bayern bilden Ehrenamtliche aus, die hörsehbehinderte Menschen im Alltag begleiten. Ende November startet die nächste Ausbildungsrunde.
Am 4. Oktober 2013 fand in Berlin die weltweit erste Demonstration von taubblinden Menschen statt. Ihre Forderung: ein eigenes Merkzeichen im Schwerbehindertenausweis, das ihren besonderen Bedarf an Unterstützung dokumentiert und aus dem sich konkrete Ansprüche ableiten. Klar ist, dass Menschen, die weder sehen noch hören können, umfassende Assistenzleistungen benötigen, die ihnen bisher verwehrt bleiben. Die Protestierenden zogen mit symbolischen Eisenkugeln am Bein vom Reichstag zum Potsdamer Platz, um einer breiten Öffentlichkeit klar zu machen, dass ihr Leben ohne die wichtige Unterstützung einer Isolationshaft gleichkomme.
Neben dem gesetzlich verankerten Anspruch auf Unterstützung brauchen taubblinde Menschen - etwa für Arztbesuche, Einkäufe oder den Zugang zu verschiedenen Informationsquellen - Unterstützung im Alltag. In München und Nürnberg packen zwei Organisationen die Herausforderung ganz praktisch an, indem sie Freiwillige qualifizieren. Einen guten Einstieg bietet der Kurs des Fachdienstes ITM (Integration taubblinder und hörsehbehinderter Menschen in Bayern) in München. Die dreitägige Schulung umfasst die Einordnung der unterschiedlichen Behinderungsbilder, Blindentechniken und Wegbegleitung, Kommunikationsformen, praktische Übungen und den Erfahrungsaustausch mit Assistentinnen. Der nächste Einführungskurs geht vom 29.11. bis 1.12., ist kostenlos und qualifiziert zu kleineren Unterstützungsleistungen im Alltag.
Eine intensivere Fortbildung bietet GIB-BLWG in Nürnberg an. Freiwillige können sich berufsbegleitend zum Taubblindenassistenten qualifizieren. Hier geht es dann beispielsweise um den Erwerb und die Verfeinerung spezieller Kommunikationsformen wie die taktile Gebärdensprache, Lormen oder taktiles Fingeralphabet sowie Fertigkeiten zum sicheren Führen von taubblinden Menschen.
Mehr Informationen:
http://www.giby.de/angebot/ausbildung/zum-taubblindenassistenten
Weitere Engagement-Möglichkeiten finden Sie in der Freiwilligendatenbank.
(Autor: Henrik Flor)