Das gemeinsame Wohnen von blinden, sehbehinderten und sehenden Menschen ist das Ziel des Wohnprojekts BliSS in Hamburg.
Wohnprojekte erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Ein besonderes Beispiel ist BliSS in Hamburg. BliSS ist die Abkürzung für gemeinsames Wohnen von Blinden, Sehbehinderten und Sehenden. Zugleich ist Bliss ein englischer Begriff und bedeutet dort Glück oder Glückseligkeit.
Auf der Website des Projektes werden vier Ziele genannt:
- Selbstbestimmtes Leben und Wohnen für blinde und sehbehinderte Menschen durch Inklusion in ein generationsübergreifendes freundschaftlich-nachbarschaftlich organisiertes Umfeld.
- Notwendige punktuelle Assistenz bei außergewöhnlichen Einkäufen, Arztbesuchen, Behördenterminen, eingehender Korrespondenz, handwerklichen Arbeiten im Haushalt etc. durch die Bewohnerinnen und Bewohner entsprechend ihrer persönlichen Voraussetzungen.
- Gegenseitige nachbarschaftliche Unterstützung aller Bewohnerinnen und Bewohner in speziellen Lebenssituationen, z. B. Urlaubsabwesenheiten, Kinderbetreuung, Krankheit (unterhalb der Grenze professioneller Pflege).
- Bestmögliche Ressourcenausnutzung durch gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen, elektrischen Großgeräten und Ähnliches.
"Als 'Normalo' beschenkt gefühlt"
BliSS befindet sich derzeit noch in der Planungsphase. Zweimal monatlich treffen sich die Interessierten im Louis-Braille-Center des Hamburger Blinden- und Sehbehindertenvereins. Sie treffen sich mit Vertreterinnen und Vertretern von Behörden oder Genossenschaften, besichtigen mögliche Baugrundstücke - so zum Beispiel im neu entstehenden Stadtteil Hafen-City. Derzeit werden auch noch weitere Teilnehmende am Projekt gesucht, insbesondere jüngere Menschen und Familien. Die Gruppe hofft, ihre Idee in den kommenden zwei bis drei Jahren umsetzen zu können.
Wie entstand die Idee für das Wohnprojekt? Matthias Pusch ist einer der Initiatoren. Gegenüber dem Inklusionsblog der Aktion Mensch sagte er: "Durch mein Engagement als 'Pilot' beim Tandemclub 'Weiße Speiche' habe ich Blinde und Sehbehinderte kennen gelernt und mit einigen davon Freundschaft geschlossen. Mich hat beeindruckt, wie locker und positiv manche von denen mit ihrer Behinderung umgehen, und ich habe mehrfach die Erfahrung gemacht, dass ich als 'Normalo' mich dadurch beschenkt gefühlt habe."
Gegenseitige Hilfe der Bewohnerinnen und Bewohner
So sei der Gedanke eines Wohnprojekts, der ihn seit vielen Jahren beschäftigt habe, neu belebt worden und habe zudem noch einen tieferen Sinn erhalten: "Nämlich den der gegenseitigen Unterstützung, z. B. bei besonderen Einkäufen, erstmaligen Begehungen und Behördenangelegenheiten", so Pusch. Ausdrücklich gehe es aber nicht darum, dass nur die blinden und sehbehinderten Bewohnerinnen und Bewohner Hilfe durch die Sehenden erfahren. "Diese Unterstützung wird keine Einbahnstraße sein. Wir gehen da wirklich von Gegenseitigkeit aus."
Linktipps:
Das inklusive Wohnprojekt BliSS in Hamburg
Das Handlungsfeld "Inklusion leben: Zuhause" der Aktion Mensch
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Der Traum vom gemeinschaftlichen Wohnen - das Philosophicum-Projekt in Frankfurt. Ein Blogbeitrag von Eva Keller über ein inklusives Wohnprojekt in der Metropole am Main
(Autor: Heiko Kunert)