In zweieinhalb Wochen endet die aktuelle Inklusionskampagne der Aktion Mensch. Zeit, um bei der 22-jährigen Melissa Wesseler ("Kommt man auch mit Gehhilfe die Karriereleiter hoch?") nachzufragen, wie sie die Zeit als Kampagnenmotiv bisher empfunden hat und was sich seitdem in ihrem Leben verändert hat.
Melissa, du bist eines der drei Motive unserer aktuellen Inklusionskampagne. Man kann dich nicht nur im Fernsehen sehen, sondern auch im Internet und in Zeitschriften. Wie ist das für dich?
Das ist total toll! In der Stadt schauen die Menschen nach mir. Es trauen sich zwar nicht alle, mich anzusprechen, aber ich merke, dass sie mich erkennen. Das finde ich schön. Auch meine Freunde und Bekannten fanden es klasse, dass ich bei der Kampagne mitgemacht habe. Ich habe sogar schon Autogrammkarten verteilt.
Wie ist es, sich selbst im Fernsehen zu sehen?
Am Anfang war es komisch. Wenn ich abends vor dem TV saß und plötzlich das Kaffeegeräusch hörte, was am Anfang des Spots ertönt - da war ich hellwach. Mittlerweile ist es schon normaler, ich bin aber immer noch etwas aufgeregt.
Nervös warst du heute sicherlich auch. Schließlich hast du ein Praktikum begonnen. Wie hast du dich gefühlt?
Stimmt, ich habe heute bei einem Sanitätshaus für Orthopädetechnik und Rehatechnik ein Praktikum angefangen. Nachdem ich meine Ausbildung als Bürokauffrau abgeschlossen habe, arbeite ich dort nun für einen Monat. Heute hat es schon mal Spaß gemacht. Die Kollegen waren überrascht, weil ich alles so schnell bearbeitet hatte. Jetzt müssen sie sich schnell andere Aufgaben überlegen - das finde ich witzig.
Du bist also nicht nach der Ausbildung übernommen worden? Wie war das für dich?
Gar nicht schlimm, weil ich mich ohnehin umorientieren wollte. Ich bin kein Einzelfall, viele Auszubildende werden nicht übernommen. Aus diesen Gründen habe ich Bewerbungen geschrieben und jetzt auch etwas Interessantes gefunden.
Das heißt, du weißt auch schon, wie es nach dem Monat bei dir weitergeht?
Ja, ab Anfang November habe ich schon etwas Neues. Dann arbeite ich bei der Tanzschule, bei der ich auch singe und tanze. Dort mache ich für das kommende Musical-Stück die Büroarbeiten - vorerst als Praktikantin. Zeitnah klärt sich aber, ob ich fest übernommen werde. Die Betreiber der Tanzschule haben mir schon gesagt, dass sie mich gerne einstellen würden. Da es sich aber um ein neues Projekt handelt, muss erst geklärt werden, ob die Rahmenbedingungen für eine Stelle geschaffen werden können.
Das heißt, du verbindest demnächst deinen Job mit deiner Leidenschaft?
Ganz genau! Seitdem ich angefangen habe, zu tanzen und zu singen, ist für mich klar: Das will ich machen. Schließlich spiele ich bei dem Stück, mit dem wir 2015 durch ganz Deutschland touren, auch noch eine der Hauptrollen. Meine Kenntnisse, die ich in der Ausbildung gewonnen habe, bald in dem Musical-Projekt anzuwenden, finde ich toll. So kann ich hoffentlich meinen Traum erfüllen: Büro- und Musical-Arbeit verbinden.
(Autor: Josephine Thiel)