Auch nach dem Ende des Wahllokal-Tests hat Guildo sie noch lieb. Aber was ist außer emotionalen Bekundungen geblieben?
Drei Experten für Barrierefreiheit, ein prominenter Busfahrer, ein Ziel: In fünf Tagen durch Deutschland touren und bundesweit Wahllokale auf ihre Barrierefreiheit testen. Am Freitag, den 23. August 2013 beendeten die Aktion Mensch Wahllokal-Tester gemeinsam mit Entertainer Guildo Horn ihre Tour durch Berlin, Hamburg, Kassel, Köln und München. Die Wahllokal-Tester, das sind: Petra Groß, Expertin für Leichte Sprache, Raúl Krauthausen, Mitbegründer des Vereins Sozialhelden e.V., und Michael Wahl, Journalist und Blindenfußballer. Hinter ihnen liegt eine Woche, die nicht für das Thema sensibilisierte, sondern auch eine ganz besondere Truppe hervorbrachte.
Sie hatten eine sehr intensive Zeit. Inhaltlich als auch auf persönlicher Ebene. Da sind sich Alle einig. Entertainer Guildo Horn - der ehrenamtlich mit auf Tour war - bringt es auf den Punkt: "So unterschiedlich wir auch waren, so außerordentlich geschmeidig war das Miteinander in der Gruppe. Jenseits der Wahllokaltests haben wir selten über das Thema Behinderung geredet, sondern unglaublich viel Spaß gehabt, diverse Getränke zu uns genommen und uns gegenseitig die Ohren voll gelabert. Ich habe viel dazugelernt und vor allem interessante Menschen kennengelernt, die mir in so kurzer Zeit ans Herz gewachsen sind. Ich liebe dieses Team, und bin stolz, sein Busfahrer gewesen zu sein."
Doch warum war das Team überhaupt gemeinsam unterwegs? Viele Menschen mit Behinderung sind aufgrund zahlreicher Barrieren vom Wahlakt ausgeschlossen. Im täglichen Gespräch mit anwesenden Politikern und Wahllokalleitern gab das Team vor Ort Empfehlungen für mögliche Verbesserungen: Neben einem barrierefreien Zugang sollte auf ausreichende und deutliche Beschilderung der Wahllokale sowie Markierungen von Hindernissen geachtet werden. Für Menschen mit Sehbehinderung sollten Schablonen vor Ort vorhanden sein, Informationen in Leichter Sprache helfen Menschen mit Lernschwierigkeiten vor und während der Stimmabgabe. Das Fazit nach einer Woche: Mobilitätseingeschränkte werden größtenteils mitgedacht, Menschen mit Lern- und Sehbehinderung allerdings kaum berücksichtigt.
"Mit dem Wahllokal-Test haben wir Gesellschaft und Politik für das Thema barrierefreie Wahlen sensibilisiert. Der Wille, notwendige Änderungen noch bis zu den Bundestagswahlen - aber auch danach - vorzunehmen, war in allen Städten sehr groß", sagt Aktion Mensch-Vorstand Armin v. Buttlar. Genau das war dem Team wichtig: Nicht anklagen, sondern das Gespräch mit den Verantwortlichen suchen. Das scheint gelungen: In Berlin und Hamburg wollen sich die Landeswahlleiter kurzerhand mit zuständigen Kollegen zusammensetzen, in Kassel gibt es am 22. September Schülerlotsen, die allen Wählern helfen und in Köln sollen am Wahltag Piktrogramme aushängen sowie Wahlschablonen ausliegen. In München war zwar kein direkter Ansprechpartner zur Wahlorganisation beim Test. Aber hier waren - wie in den anderen Städten auch - einige Parteivertreter anwesend, die das Thema "Barrierefreies Wählen" in ihrer Fraktion vermehrt diskutieren möchten. Nicht nur diese wurden auf das Thema aufmerksam: Viele Medien griffen es auf - und trugen es so in die Öffentlichkeit. Doch nicht genug: Unsere Wahllokal-Tester werden auch am 22. September selbst wieder ihrer Mission nachgehen und prüfen, ob erste Versprechungen bereits umgesetzt wurden. Mehr dazu dann im Aktion Mensch-Blog.
Infos:
Ein Fazit zu den einzelnen Städten sowie alle Informationen zum Thema finden Sie unter aktion-mensch.de/wahllokaltest.
Oben können Sie sich den Film zur Tour anschauen.
In unserem Blog sind noch weitere Videos der einzelnen Städte zu finden.
Sehen Sie auch das Video zu diesem Beitrag
(Autor: Josephine Thiel)