Vereinssport lebt vom Ehrenamt. Das ist beim Segel-Club Münster nicht anders. Seit über 50 Jahren ist der westfälische Verein Pionier in Sachen gemeinsamer Sport von Menschen mit und ohne Behinderung.
Der Aasee liegt mitten im westfälischen Münster und direkt am See residiert der Segel-Club Münster in einem beeindruckenden Architektenbau: drei Stockwerke Vereinssitz, die Bootshalle ist unter einer großzügigen Treppenanlage versenkt, die direkt zum Anleger führt. Rund 350 Mitglieder sind hier organisiert, trainieren in verschiedenen Bootsklassen, nehmen an Wettkämpfen teil oder genießen einfach die Freizeit auf dem Wasser.
Wie die allermeisten Sportvereine trägt ein harter Kern von Ehrenamtlichen den gesamten Verein. So wie Dr. Jürgen Schwittai, der der "Segelgruppe für Menschen mit Behinderungen" vorsteht und als deren Obmann im Vereinsvorstand vertreten ist. Er segelt mit einem Arm und einem Bein, ein anderes Mitglied ist durch einen Schlaganfall motorisch beeinträchtigt, ein weiteres ist durch Contergan geschädigt. Die Boote der Abteilung sind geringfügig angepasst, sodass man beispielsweise auch mit den Füßen steuern kann. Die persönliche Mobilität spielt hier keine Rolle - individuelle Einschränkungen werden im Team ergänzt und ausgeglichen. Bei Wettkämpfen treten Menschen mit und ohne Behinderung ganz selbstverständlich gegeneinander an wie gerade beim alljährlichen Münster-Pokal.
Inklusion lebt der Segel-Club Münster schon seit mehr als einem halben Jahrhundert. Anfang der 50er-Jahre organisierten sich Schwerkriegsbeschädigte, um auf dem Aasee zu segeln. Sie gründeten einen Verein, der eng mit dem Segel-Club zusammenarbeitet. Und so ist es eine Selbstverständlichkeit, dass das neue Clubhaus barrierefrei konzipiert wurde und dass bereits die Jugendlichen beim Auftakeln mithelfen, wo es gewünscht wird. Und als einmal Sponsorengelder bei der Sparkasse eingeworben wurden, hat man es in die Neuanschaffung von Booten gesteckt, mit denen alle segeln können.
Das Highlight im vergangenen Jahr: ein gemeinsamer Segeltörn zu den Paralympics nach London, um die Vereinskameradin anzufeuern, die sich für die Spiele qualifiziert hatte.
http://www.segel-club-muenster.de
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