Die großen Innovationen kommen nicht immer aus den Metropolen, sondern werden vielfach in den kleinen Kommunen geboren - so wie in der Samtgemeinde Ostheide. Hier entstand die Idee zum ersten deutschen Kompetenzführerschein.
Das Prinzip ist ganz einfach: Interessierte Jugendliche sollen innerhalb eines Jahres mindestens sieben verschiedene soziale oder kommunale Einrichtungen besuchen und sich über deren Arbeit und die Möglichkeiten informieren, dort ehrenamtlich mitzuarbeiten. Auf einem Laufzettel werden die einzelnen Stationen vermerkt. Welche Institutionen dies konkret sind, entscheiden die Jugendlichen selbst. Möglich sind beispielsweise Besuche bei der Freiwilligen Feuerwehr, bei Naturschutzvereinen, der DRK-Station, aber auch in Rats- oder Ausschusssitzungen.
Die 12 bis 16-Jährigen sind es auch, die selbstständig die Termine vor Ort vereinbaren müssen. Am Ende des Jahres wird den Jugendlichen im Rahmen einer Ratssitzung der Samtgemeinde der Kompetenzführerschein ausgehändigt. Die Gemeinde hofft, dass über das Reinschnuppern in unterschiedliche Engagement-Möglichkeiten Jugendliche zum dauerhaften Mitmachen motiviert werden und eine konkrete Vorstellung davon entwickeln, in welcher Organisation sie richtig aufgehoben wären.
Die Idee, Jugendliche an eine freiwillige Tätigkeit heranzuführen, hatte 2010 die SPD-Ratsfraktion. Ziel war es, ein Pendant zur Kommunion oder Jugendweihe zu schaffen, die kommunalen Institutionen zu stärken und Jugendlichen für spätere Ausbildungsplatzbewerbungen einen Pluspunkt im Lebenslauf zu verschaffen. War das Interesse anfangs noch verhalten, hat inzwischen die ehrenamtliche Jugendbeauftragte Uschi Wulff das Projekt übernommen und kann den Ansturm kaum noch bewältigen. Sie hat alle Jugendlichen in der Gemeinde angeschrieben und zum Kompetenzführerschein eingeladen. 43 Jugendliche sind nun mit dabei und wollen die Vielfalt kommunaler Ehrenämter kennenlernen. Inzwischen gibt es sogar Anfragen von Erwachsenen, die auch den Kompetenzführerschein machen wollen.
(Autor: Henrik Flor)